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Charismatisch und redegewandt. DA-Chef Mmusi Maimane ist bei Schwarzen und Weißen beliebt.

© AFP

Oppositionsführer in Südafrika: Mmusi Maimane - der nette Junge aus dem Township

In Südafrika wird die größte Oppositionspartei zur ernsthaften Gefahr für den ANC. Das liegt vor allem an DA-Chef Mmusi Maimane.

Der Begriff wird gerne strapaziert – aber das, was in den vergangenen Tagen in Südafrika geschah, darf durchaus als politisches Erdbeben bezeichnet werden. Seit dem Ende der Apartheid 1994 regierte der Afrikanische Nationalkongress (ANC), nahezu unangefochten. Jetzt kassierte er bei den Kommunalwahlen von den Wählern die Quittung für seine Politik: Er fuhr ein historisch schlechtes Ergebnis ein. Die Partei des legendären Nelson Mandela erlitt in der Hauptstadt Pretoria und der Hafen- und Industriestadt Port Elizabeth eine empfindliche Niederlage gegen die größte Oppositionspartei, die Democratic Alliance (DA), und verlor in Johannesburg, der größten Stadt des Landes, ihre absolute Mehrheit.

Am Kap wächst die Zahl derer, die es dem ANC unter Präsidenten Jacob Zuma (74) nicht mehr zutrauen, das Land, das eigentlich über enorme Kapazitäten verfügt, wieder auf Kurs zu bringen. Auch in der schwarzen Mittelklasse steigt die Zahl derer, die nicht mehr bereit sind, die Korruption und Vetternwirtschaft der Zuma-Regierung hinzunehmen. Sie wünschen einen Wandel – und der hat ein Gesicht: Mmusi Maimane.

Seit Mai 2015 ist der 36-Jährige Chef der DA

Der charismatische und stets sehr elegant gekleidete 36-Jährige löste im Mai 2015 die deutschstämmige weiße Helen Zille (65) an der Spitze der DA ab, die lange als Partei der Weißen galt. Die DA hatte verstanden, dass sie landesweit nur mit einem Schwarzen an der Spitze erfolgreich sein könnte – und fand in dem smarten Maimane eine geradezu perfekte Hoffnungsfigur. Maimane wuchs zu Zeiten der Apartheid im Township Soweto im Südwesten der Industriemetropole Johannesburg auf – der nette Junge aus dem Township wird er heute gerne genannt. Freunde aus Kinderzeiten erinnern sich an ihn gerne als Fußballverrückten. „Wir sind mit ihm auf der Straße aufgewachsen. Ein unglaublich toller Kerl“, sagt ein damaliger Nachbar über Maimane, der noch drei Geschwister hat. Maimane habe sogar den Weißensport Tennis in der Nachbarschaft eingeführt. "Natürlich hatten wir kein Netz, aber wir zogen einfach eine Linie in den Sand der Straße und spielten mit seinen zwei Schlägern." Nun hat Maimane die DA ins Township gebracht.

Nach der Schule machte Maimane, der sieben afrikanische Sprachen fließend spricht, Hochschulabschlüsse in Psychologie, Öffentlicher Verwaltung – und Theologie. Maimane, der als sehr gläubig gilt, ist noch heute als Prediger einer Freikirche tätig. Bevor er in die Politik ging, arbeitete er erfolgreich als Unternehmensberater und dozierte an einer Wirtschaftsschule. Trotz seiner Bilderbuchkarriere sieht er sich als bodenständig. "Es ist nichts Besonderes an mir. Ich bin nicht zu einer Privatschule gegangen. Ich komme nicht aus einer reichen Familie. Ich bin ein gewöhnlicher Südafrikaner. Ich habe auf der Straße Fußball gespielt wie jedes andere Kind auch. Ich bin ein normales Township-Kind." Sein Understatement kommt bei vielen Schwarzen am Kap gut an, steht es doch im krassen Widerspruch zum arroganten und selbstherrlichen Zuma, dem inzwischen nicht mehr nur seine Kritiker vorwerfen, dass es ihm nur um sein Wohl und dessen seiner Günstlinge gehe und nicht um das Landes.

Das Land haben Zuma, der seit 2009 Premier ist, und der ANC in den vergangenen Jahren zielsicher an den Rand des Abgrunds geführt. Die Arbeitslosenquote liegt bei knapp 27 Prozent, die Wirtschaft stagniert. Selbst ausländische Investoren wurden angesichts der politischen Misswirtschaft vorsichtiger, die Währung Rand verlor dramatisch an Wert, die Kriminalitätsrate steigt stetig.

Präsident Jacob Zuma verliert immer mehr Rückhalt in der Bevölkerung.
Präsident Jacob Zuma verliert immer mehr Rückhalt in der Bevölkerung.

© dpa

Auf landesweit 54 Prozent der Stimmen kam der ANC nun. Bei den letzten Kommunalwahlen 2011 konnte der ANC sich noch 62 Prozent der Stimmen sichern. Eine symbolträchtige Niederlage erlitt der ANC in Zumas Heimatkommune Nkandla, wo die Partei hinter der DA auf dem zweiten Platz landete. Landesweit erhielt die DA 27 Prozent, die linkspopulistischen Ökonomischen Freiheitskämpfer (EFF) acht Prozent der Stimmen. Die von dem ehemaligen Anführer der ANC-Jugendliga Julius Malema 2013 gegründete EFF bewarb sich zum ersten Mal bei den Kommunalwahlen, die alle fünf Jahre stattfinden.

Mmusi Maimane ist mit einer Weißen verheiratet

Maimane trat 2009 der DA bei. Bekannt wurde der heutige Parteichef, dessen Eltern auch ANC-Anhänger waren, als er 2011 bei der Bürgermeisterwahl in Johannesburg antrat. Er zog zwar nicht ins Rathaus ein. Doch das gute Abschneiden der DA unter seiner Führung brachte ihm schlagartig nationale Aufmerksamkeit ein. Seitdem haben er und die Partei kontinuierlich daran gearbeitet, den Südafrikanern zu zeigen, was möglich ist – immer mit Verweis auf die Situation in der Provinz Western Cape mit der Hauptstadt Kapstadt, wo die DA seit Jahren regiert und der Lebensstandard höher ist als in anderen Landesteilen. "Diese Wahlen haben den Mythos gebrochen, dass die DA eine Partei für eine Rasse ist", sagte Maimane am Samstag nach dem Urnengang, der auch als Stimmungstest für die nächste Parlamentswahl in Südafrika 2019 gesehen wird. Maimane, der wegen seines Redetalents von den lokalen Medien den Beinamen „Der Barack Obama von Soweto“ erhielt, lebt privat ein Leben, das in seiner Jugendzeit undenkbar gewesen wäre. Mit seiner Ehefrau hat Mmusi Maimane zwei kleine Kinder. Natalie Maimane ist eine Weiße.

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