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Bild aus der Vergangenheit. Omarosa Manigault Newman bekam nach der Wahl einen hohen Posten im Weißen Haus. Ende 2017 verlor sie ihn wieder.

© Pablo Martinez Monsivais/AP/dpa

Omarosa Manigault Newman: Diese Frau schlägt Trump mit seinen eigenen Waffen

Omarosa Manigault Newman war Donald Trumps Vorzeige-Afroamerikanerin - und sie ein Fan des US-Präsidenten. Doch jetzt packt und teilt sie aus.

Hat er es nicht kommen sehen? Es war doch nur eine Frage der Zeit, bis jemand auf die Idee kommen würde, die Waffen, die Donald Trump benutzt, gegen ihn zu wenden: Schmäh und Charakterangriffe vor laufenden Kameras gegen Weggefährten, die lästig geworden sind; heimlich aufgenommene Gespräche; die Bereitschaft, persönliche Loyalitäten über Bord zu werfen, wenn eine dritte Partei eine höhere finanzielle Ausbeute verspricht.

Omarosa Manigault Newman war die Vorzeige-Afroamerikanerin in Trumps Wahlkampfteam. Wenn Gegner mal wieder behaupteten, dass er ein Rassist und Frauenfeind sei, diente sie ihm als der neben ihm wandelnder Gegenbeweis. Sie verteidigte ihn mit all der Inbrunst, die einer schwarzen Laienpredigerin gegeben ist. Später belohnte er sie mit einem hohen Posten im Weißen Haus.

Doch nun packt sie aus. Und auch wenn Newman selbst im Ruf eines zweifelhaften Charakters steht, gibt es keinen Mangel an Menschen, die scharf auf ihre Enthüllungsstorys aus Trumps Weißem Haus sind. Geschickt macht sie Werbung für ihr Buch „Unhinged“ – „Aus den Angeln gehoben“, was man sowohl auf ihn als auch auf sie beziehen kann –, indem sie Aufnahmen aus vertraulichen Gesprächen in der US-Regierungszentrale in Fernsehstudios vorspielt und den Eindruck erweckt, sie habe noch eine ganze Menge solcher Munition in Reserve.

Es war unklar, welche Aufgaben sie im Weißen Haus überhaupt hatte

Es ist zwar verboten, solche Mitschnitte zu machen. Die Sicherheitsvorkehrungen sehen vor, dass kein Mensch sensible Orte wie den „Situation Room“ im Weißen Haus betreten darf, der nicht vorher Mobiltelefone und andere Geräte mit Aufnahmefunktion abgegeben hat. Das kann zu Strafverfahren gegen Newman führen.

Sie hat zum Beispiel das Treffen mit Trumps Stabschef John Kelly mitgeschnitten, in dem er ihr im Dezember 2017 im „Situation Room“ eröffnete, dass sie ihren Job im Weißen Haus aufgeben müsse. Man werde ihr eine andere Beschäftigung anbieten und wünsche, dass dies ein freundlicher Abschied werde. Man wolle vermeiden, dass „die Dinge sich hässlich entwickeln“ und Newmans Reputation Schaden nehme – was man auch als versteckte Drohung interpretieren kann.

Es dürfte Grund zur Unzufriedenheit mit der 44-Jährigen gegeben haben. Bisher hat niemand ein positives Wort über sie oder ihre Arbeit gesagt. Es war unklar, welche Aufgabe sie überhaupt hat. Doch fürs Erste zeigen die öffentlichen Reaktionen eher Schadenfreude gegenüber Trump als eine ernste Besorgnis, dass eine vormalige Insiderin Staatsgeheimnisse zum Schaden der USA ausplaudert. Das liegt daran, dass Trump selbst Telefonate, sensible Treffen und Geschäftsverhandlungen gerne heimlich mitschnitt.

15.000 Dollar für eine Schweigevereinbarung

Als Trump FBI-Chef James Comey feuerte und der behauptete, dies sei die Rache dafür, dass er die Russland-Untersuchungen nicht auf Drängen des Präsidenten beendet habe, warnte ihn Trump, er solle sich überlegen, was er sage; möglicherweise gebe es Mitschnitte des Gesprächs, die das Gegenteil belegen.

Den Beweis blieb Trump freilich schuldig. Auch Newman versucht Trump zum Schweigen zu bringen, indem er ihr mit Prozessen droht. Sie habe eine Vereinbarung unterschrieben, über ihre Zeit im Weißen Haus zu schweigen. In einem Tweet beschimpft er sie als „Hund“.

Newman präsentiert sich als Person, die sich zwar spät, aber ehrlich von der langen Verblendung befreit habe, dass Trump eine bewundernswerte Führungsfigur sei, die Amerika dringend gebraucht habe. Sie habe, sagt sie, finanziellen Verlockungen des Trump-Clans widerstanden.

Trumps Schwiegertochter Lara habe ihr angeblich ein monatliches Gehalt von 15.000 Dollar angeboten, wenn sie eine Schweigevereinbarung unterschriebe. Formal wäre ihre Aufgabe gewesen, für die Wiederwahl Trumps 2020 zu arbeiten, doch ohne die Erwartung, dass sie etwas tue. Sie lehnte ab. „Ich hatte genug von der Trump-Welt.“

Ein Insiderbericht - so wird das Buch von Omarosa Manigault Newman angepriesen.
Ein Insiderbericht - so wird das Buch von Omarosa Manigault Newman angepriesen.

© Shannon Stapleton/Reuters

Diese Fragen beschäftigen die US-Medien vorerst mehr als der Inhalt des Enthüllungsbuchs. Wird es eine Anklage wegen unerlaubter Mitschnitte geben? Bekommen andere Ex-Mitarbeiter, von denen Trump sich getrennt hat und die den Mund halten, ein Schweigegeld von 15.000 Dollar monatlich? Lässt er Mitarbeiter ein mit Strafen versehenes „Non Disclosure Agreement“ über die Zeit im Weißen Haus unterzeichnen?

Was Newman über ihre Erlebnisse mit Trump und seinen Charakter berichtet, überrascht wenig. Er sei ein Rassist, ein Sexist und scheinheilig. Es sind eher die ausschmückenden Details, auf die sich die Medien stürzen. Trump benutze angeblich oft den Ausdruck „Nigger“, der in den USA tabu ist.

Er habe ernsthaft erwogen, seinen Amtseid als Präsident nicht auf die Bibel zu schwören, sondern auf sein eigenes Buch „The Art of the Deal“. Das sei auch ein Bestseller und passe besser zu seinem zentralen Versprechen, großartige Deals für Amerika abzuschließen.

Sie sei ein Trump-Fan gewesen - bis sie für ihn gearbeitet habe

Als sie ihm abriet, habe er so getan, als sei die Idee nur ein Scherz gewesen. Trump habe, auch wenn er sich auf die Evangelikalen als Kernwählerschaft stütze, „keine Kenntnis von der Bibel“. Sie sei für ihn „nicht mehr als ein Stück Pappe“. Und er benutze wenig schmeichelhafte Spitznamen für seine Minister.

Zudem falle Trump durch einen ungehörigen Umgang mit seiner Tochter Ivanka auf. „Ständig Berührungen und Küsschen. Ihre Beziehung geht über das, was sich zwischen Vater und Tochter ziemt, hinaus.“ Ivanka nutze es zu ihrem Vorteil, dass Trump vernarrt in sie sei, und spiele „Daddy’s little girl“.

Gilt Ähnliches für Newman – man tut, was sich auszahlt, und nicht, was sich gehört? 2004 begegnete sie ihm in seiner TV-Show „The Apprentice“. Sie siegte zwar nicht, schürte aber ein Klima der Konfrontation zwischen den Kandidaten. Trump gefiel das. 2008 wurde sie erneut eingeladen, ging die Sängerin LaToya Jackson hart an und beleidigte Moderator Piers Morgan.

Sie sei ein Trump-Fan gewesen, sagt sie heute. Erst die Arbeit im Weißen Haus habe ihr die Augen geöffnet. Es ist zumindest praktisch, dass die Umkehr sich auch noch bezahlt macht.

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