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Der "Grüne Pass" eines Hafenarbeiters in Genua wird am Freitagmorgen kontrolliert.

© Marco Bertorello/AFP

Update

Ohne Nachweis keinen Job: 3G gilt in Italien jetzt auch am Arbeitsplatz

Beschäftigte in Italien müssen nun nachweisen, dass sie geimpft, genesen oder getestet sind. Es gibt viel Kritik – und Proteste von Hafenarbeitern.

Eine umfassende Nachweispflicht für alle Berufstätigen soll in Italien zum endgültigen Erfolg über Corona führen – die Regelung provoziert aber zugleich teils heftige Proteste. Von diesem Freitag an müssen alle Beschäftigten in der Privatwirtschaft und im öffentlichen Bereich belegen, dass sie geimpft, genesen oder negativ getestet sind. Nur dann dürfen sie mit einem sogenannten „Grünen Pass“ ihre Arbeitsstätte etwa in Büros, Fabriken, Geschäften, öffentlichen Einrichtungen oder im Dienstleistungsgewerbe betreten.

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Rund 23 Millionen Beschäftigte sind von dem Gesetzesdekret betroffen. Ansteckungen bei der Arbeit und Kollektiv-Quarantäne sollen so vermieden werden. „Für die Unternehmen und die Angestellten erhöht der Green Pass die Sicherheit am Arbeitsplatz und garantiert die Produktion“, sagt Maurizio Stirpe, der Vizepräsident der Arbeitgeberorganisation Confindustria, der Deutschen Presse-Agentur.

In einigen Sparten galt bereits eine Nachweispflicht des Covid-Pass, etwa in Schulen oder im Sanitätswesen. Nun nimmt Ministerpräsident Mario Draghi die ganze Arbeitswelt in die Pflicht. Wer keinen Pass hat, muss daheim bleiben und bekommt in Abwesenheit kein Gehalt mehr.

Am vergangenen Samstag demonstrierten Tausende Menschen in Rom gegen den „Grünen Pass“, dabei kam es auch zu Ausschreitungen, Zusammenstößen mit der Polizei und Verletzten. „Die Regierung darf sich nicht erpressen lassen“, fordert Unternehmer Stirpe.

Am Stichtag protestierten hunderte Hafenarbeiter. Rund 300 Arbeiter blockierten am Morgen die Zufahrt zum Hafen von Genua und sorgten für Verspätungen beim Warenumschlag. Auch am Hafen von Triest demonstrierten hunderte Arbeiter. In Rom stand die Polizei in voller Montur vor einer kleinen Kundgebung, deren Teilnehmer „No Green Pass“ riefen.

Zudem droht im Güterverkehr Chaos, weil viele Fernfahrer vor allem aus dem osteuropäischen Ausland kein Corona-Zertifikat haben – auch weil ihre Impfungen etwa mit Sputnik nicht anerkannt werden. Genau für jene ausländischen Lkw-Fahrer soll es nun aber eine kurzfristige Ausnahme geben, hieß es in Medienberichten. Das wiederum erzürnte den italienischen Transportverband Unatras, der von einem „peinlichen“ Vorgang sowie Wettbewerbsverzerrung sprach.

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Politiker vor allem von rechts und mitte-rechts schimpfen über Draghis Dekret. Weil Coronatests für nicht geimpfte Erwachsene künftig nicht mehr gratis sind, sondern 15 Euro kosten, kritisierten sie, dass man nun bezahlen müsse, um arbeiten zu gehen. Alle 48 Stunden müssen die Tests erneuert werden. Wer ohne Nachweis zur Arbeit kommt, riskiert bis zu 1500 Euro Bußgeld. Wer der Arbeit fernbleibt, weil er das Dokument nicht vorweisen kann, muss mit unbezahlter Freistellung rechnen. Unternehmen, die das Covid-Zertifikat bei ihren Mitarbeitern nicht kontrollieren, sollen mit Geldbußen bis zu 1000 Euro bestraft werden.

Die Covid-19-Impfung argumentieren Mitglieder der Regierung. Genau darum geht es Draghi: Er will mit der Nachweispflicht jene Menschen zum Impfen bewegen, die sich bislang weigern. 85 Prozent der Italiener über zwölf Jahren sind mindestens einmal geimpft.

In Italien sank die Sieben-Tage-Inzidenz von rund 75 Ende August auf nun etwa 30 – Tendenz deutlich fallend. Zum Vergleich: Ende August wurden für Deutschland auch in etwa 80 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner binnen einer Woche gemeldet. Jetzt liegt die Inzidenz bei rund 69 – Tendenz leicht steigend. Wegen der zufriedenstellenden Entwicklung in Italien dürfen seit Montag wieder Diskotheken aufmachen, außerdem können die Reihen in Kinos und Theatern wieder voll belegt werden. Voraussetzung für einen Zutritt ist immer der „Grüne Pass“. (dpa, AFP, Tsp)

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