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Viele Katholiken und Protestanten wünschen sich ein gemeinsames Abendmahl.

© Sebastian Gollnow/dpa

Ökumene: Papst-Brief dämpft Erwartungen vieler Katholiken

Kein Stoppzeichen aber eine deutliche Ansage: Rom will das Thema Kommunionszulassung evangelischer Ehepartner an sich ziehen.

Der Vatikan hat ein Machtwort gesprochen. In der Debatte um die konfessionsverschiedenen Ehepaare und ihre Zulassung zur katholischen Eucharistie hat der Präfekt der Glaubenskongregation, Luis Ladaria, einen Brief an den Vorsitzenden der Katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, geschickt. Darin schreibt er, dass die von den deutschen Bischöfen vorbereitete Handreichung zum Kommunionempfang von konfessionsverschiedenen Paaren „noch nicht reif zur Veröffentlichung sei“.

Für viele engagierte Christen beider Konfessionen ist das ein schwerer Schlag. Denn die Erwartungen waren groß, als die deutschen Bischöfe bei ihrer Frühjahrs-Vollversammlung in Ingolstadt mit einer 75-Prozent-Mehrheit beschlossen hatten, dass unter ganz bestimmten Ausnahmeregeln auch evangelische Ehepartner von Katholiken zur katholischen Eucharistie zugelassen werden sollen. Es schien, als wäre die Ökumene einen großen Schritt vorangekommen. Doch nach und nach wurden die innerkatholischen Widerstände deutlich: Unter Leitung des Erzbischofs von Köln, Rainer Maria Kardinal Woelki, schrieben sieben Bischöfe einen Brief nach Rom. Sie baten um nochmalige Überprüfung. Und auch hier schien es zunächst so, als hätte der Vatikan nur wenig einzuwenden: Nach einem Treffen in Rom, an dem Vertreter beider Seiten teilnahmen, hieß es zunächst, der Vatikan würde die Angelegenheit zur Entscheidung nach Deutschland zurückgeben.

Das Thema sei von "weltkirchlicher Relevanz"

Doch seit Wochenanfang liegt ein eindeutiges Schreiben aus Rom auf dem Tisch. Ladaria würdigt zwar das Bemühen der deutschen Bischöfe um die Ökumene. Doch das Thema der Kommunionzulassung evangelischer Ehepartner sei von weltkirchlicher Relevanz, und habe Auswirkungen auf die Beziehungen zu anderen Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften, die nicht zu unterschätzen seien. „Insbesondere erscheint es angebracht, das Urteil über das Vorliegen einer drängenden, schweren Notlage dem Diözesanbischof zu überlassen.“ Deswegen wollten sich zunächst die römischen Dikasterien damit beschäftigen. Womit sich der Kölner Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki, der Lausitzer Bischof Wolfgang Ipolt und die übrigen Briefeschreiber durchaus bestätigt fühlen können. Schließlich haben sie immer mit der Sorge um eine einheitliche Regelung in der katholischen Weltkirche argumentiert.

Der Papst äußerte sich allgemein zur Ökumene

Ein Stoppzeichen für die Ökumene ist das Schreiben aus Rom allerdings auch nicht. Eher der Versuch, etwas Tempo aus der Angelegenheit zu nehmen. Kronzeuge dafür ist der Landesbischof der evangelischen Nordkirche, Gerhard Ulrich. Als Präsident des Deutschen Nationalkomitees des Lutherischen Weltbundes hatte er am Montag eine Audienz bei Papst Franziskus und sprach auch das Thema der konfessionsverschiedenen Paare deutlich an. „Wir wünschen uns, dass die katholische Ortskirche in Deutschland vom Vatikan ermutigt wird, hier Schritte nach vorn zu gehen.“ Der Papst äußerte sich zuletzt allgemein in einer Rede zur Ökumene. „Natürlich forderte Franziskus auch, dass wir nicht ungestüm vorpreschen sollen“, zitiert Ulrich die Rede des Papstes, „dieser Satz war aber nicht auf die deutsche Situation der konfessionsverschiedenen Ehen bezogen und bedeutet kein Stoppsignal.“

Das Stoppsignal aus Rom gilt Kardinal Marx

Einer aber hat ein Stoppsignal erhalten: Kardinal Marx, der bislang in barocker Herrlichkeit die Bischofskonferenz regierte. Nun ist klar: Rom gefällt das nicht. Auch hier wird Ladarias Brief deutlich: „Es ist dem Heiligen Vater ein großes Anliegen, dass in der Deutschen Bischofskonferenz der Geist bischöflicher Kollegialität lebendig bleibt.“ Marx, dessen Amtszeit 2020 endet, muss sich etwas einfallen lassen, sollte er Interesse an einer Wiederwahl haben.

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