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Das EU-Parlament will einen nachhaltigen Wandel in der Landwirtschaft.

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Ökologische Lebensmittelproduktion: „Vom Hof auf den Tisch“

Das EU-Parlament leitet einen ökologischen Wandel in der Landwirtschaft ein. Die Agrarlobby befürchtet die Auslagerung der Lebensmittelproduktion ins Ausland.

Mit dem „Green Deals“, dem umweltpolitischen Gesetzentwurf der EU-Kommission.verfolgt die EU-Kommission einen nachhaltigen Wandel. Teil dieses Wandels sind unteranderem die Ausführungen das Kommissionspapier zur sogenannten „Farm-to-Fork-Strategie“ („Vom Hof auf den Tisch“). Am Mittwoch stimmte das Parlament in Straßburg dafür, dass die EU-Kommission Vorschläge aus ihrer „Farm-to-Fork-Strategie“ umsetzt. Die Abgeordneten betonten in ihrem Bericht, „dass europäische Verbraucher, Landwirte und Unternehmen ein Interesse an einem erfolgreichen Übergang zu einem nachhaltigeren Lebensmittelsystem haben“.

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Mit der „Farm-to-Fork-Strategie“ will die EU-Kommission einen tiefgreifenden Wandel hin zu mehr nachhaltiger Landwirtschaft und Umweltschutz herbeiführen. Die Strategie umfasst einen Zehnjahresplan mit Vorschlägen und Zielen, um die Lebensmittelproduktion auf jeder Stufe der Produktionskette nachhaltiger zu gestalten.

„Fork-to-Farm“ legt Ziele für ökologische Lebensmittelproduktion fest

Laut den Vorschlägen der Kommission soll bis 2030 unter anderem die Nutzung von Pestiziden um die Hälfte reduziert und der Verkauf von für Nutztiere bestimmten Antibiotika um 50 Prozent verringert werden. Auch die Nutzung von Düngemitteln soll um 20 Prozent reduziert werden. Zudem sollen mindestens 25 Prozent der landwirtschaftlichen Flächen in der EU für Bio-Anbau genutzt werden.

Darüber hinaus forderte das Europäische Parlament die EU-Kommission auf, schrittweise die Käfighaltung abzuschaffen und dass Lebensmittelerzeugnisse aus Drittländern die EU-Standards erfüllen müssen. „Dieser Leitfaden ist so ehrgeizig wie unabweisbar notwendig“, erklärte der Grünen-Europaabgeordnete Martin Häusling am Mittwoch.

Ein Ziel im Strategiepapier der EU-Kommission ist, bis 2030 die Nutzung von Pestiziden zu halbieren.
Ein Ziel im Strategiepapier der EU-Kommission ist, bis 2030 die Nutzung von Pestiziden zu halbieren.

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Mit der Strategie dürfe nicht „die Einfuhr von Erzeugnissen aus Drittländern mit größeren Auswirkungen auf die Umwelt und das Klima gefördert werden“, forderten die Abgeordneten zudem.

Agrarverter:innen befürchten negative Auswirkungen

Dies ist jedoch, was unter anderem die europäische Agrarlobby Copa-Cogeca und der Deutsche Bauernverband fürchten. Das Vorhaben der EU-Kommission werde „zu einer Verringerung der landwirtschaftlichen Produktion in Europa führen“, bemängelte der Präsident des Deutschen Bauernverbandes, Joachim Rukwied. Die Auswirkungen der Lebensmittelproduktion „werden in Drittländer verlagert, wo unter weit geringeren Standards gewirtschaftet wird als bei uns in Deutschland und Europa“.

EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides sagte im Straßburger EU-Parlament, damit Bauern in der EU nicht gegenüber Erzeugern in Drittländer benachteiligt würden, solle alles daran gesetzt werden, „Partnerschaften zu etablieren, um uns in Richtung nachhaltiger Ernährungssysteme weltweit zu bewegen“.

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Die Naturschutzorganisation WWF begrüßte die Zustimmung der Europaabgeordneten zu nachhaltigerer Lebensmittelproduktion. Diese hätten „immensem Druck von der Agrarlobby und konservativen politischen Gruppen standgehalten, die die grünen Ziele der Farm-to-Fork-Strategie untergraben wollen.“

Ziele der Ampel-Koalition könnten EU-Vorgaben verfehlen

Bioland, größter Verband der deutschen Biobauern, wertete unterdessen die bisherigen Verhandlungsergebnisse der Grünen bei den Ampel-Gesprächen in Berlin als Rückschritt gegenüber den Landwirtschaftszielen der EU. „Wir haben eine Agenda auf europäischer Ebene - vom Hof auf den Tisch -, die ganz klare Zielvorstellungen beispielsweise im Bereich Pflanzenschutz und Ökolandbau hat“, sagte Bioland-Präsident Jan Plagge der Augsburger Allgemeinen vom Mittwoch. „Mit diesen Vorfestlegungen werden die Vorgaben der EU von der neuen Regierung nicht erfüllt werden können“, fügte er mit Blick auf das Sondierungspapier der Ampel-Parteien hinzu.

Im Mai 2020 hatte die EU-Kommission ihre „Farm-to-Fork-Strategie“ präsentiert. Nun muss sie Gesetzesvorschläge vorlegen. Im November wird das EU-Parlament über die Gemeinsame Agrarpolitik der 27 Mitgliedstaaten abstimmen, die bislang nicht die Ziele aus der „Farm-to-Fork-Strategie“ enthält. Durch die Umsetzung der festgelegten Ziele im Strategiepapier bindend. (AFP)

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