zum Hauptinhalt
GroKo-Skeptiker und Chef des mitgliedstärksten SPD-Landesverbandes Nordrhein-Westfalen: Michael Groschek.

© Martin Gerten/dpa

NRW-SPD-Chef Michael Groschek: Der Mann, auf den es ankommt

Michael Groschek warnt in diesen Tagen häufig vor einer Neuauflage der großen Koalition. Gegen die NRW-SPD ist das Bündnis aber kaum durchzusetzen.

Von Hans Monath

Michael Groschek scheint seine bundespolitische Mission gefunden zu haben. Kaum eine Woche vergeht mehr, in der der Vorsitzende der SPD in Nordrhein-Westfalen nicht vor den Gefahren einer großen Koalition für die Sozialdemokraten warnt. "Uns fehlt im Moment die Fantasie, dass die Union wirklich bereit sein könnte, mit uns gemeinsam für sozialen Fortschritt zu sorgen", sagte er vor wenigen Tagen dem Tagesspiegel. Die Botschaft wiederholt der Mann mit dem grauen Schnauzbart mit kleinen Variationen immer wieder.

Die unerwartete Niederlage bei der Landtagswahl im Mai hat den mitgliederstärksten SPD-Landesverband in eine existenzielle Krise gestürzt. Herzkammer der SPD war NRW einmal, zwanzig Jahre in Folge regierte Ministerpräsident Johannes Rau das Bundesland – und dann der Absturz in die Opposition mit nur noch 31 Prozent.

Weil Hannelore Kraft noch am Wahlabend auf alle Ämter verzichtete, rückte Groschek im Juni zum Chef der Landespartei auf, die er als langjähriger Generalsekretär wie kaum ein Zweiter kennt. Die Neuauflage der großen Koalition, so fürchtet der 61-Jährige, würde die Suche der SPD nach einem neuen Profil erschweren. Außerdem hat er schon die Kommunalwahlen 2020 im Blick, die zum Lackmustest werden soll, ob sich die Partei berappeln kann.

"Mike", wie Groschek von seinen Genossen genannt wird, gilt als Sozialdemokrat alter Schule. Als Bauminister im Kabinett Kraft warnte er schon mal vor einer "vergrünten" Gesellschaft und davor, der Ökopartei als Koalitionspartner zu weit entgegenzukommen. Der Freund des "Seeheimer Kreises", des konservativen Flügels in der SPD, ist überzeugt, dass soziale Gerechtigkeit nur honoriert wird, "wenn sie am Kontoauszug ablesbar ist". Der Ex-Zeitsoldat, der in einer Oberhausener Bergarbeitersiedlung aufwuchs, sei "so etwas wie das fleischgewordene Klischee des Ruhrpott-Sozis", urteilte kürzlich eine Zeitung aus Düsseldorf.

Ein Viertel der Delegierten auf jedem SPD-Parteitag stellen die NRWler – gegen sie wird auch der Sonderparteitag vom 21. Januar kaum den Weg für Koalitionsverhandlungen freimachen können. Groschek legt die Hürden hoch: Ohne konkrete Ergebnisse in der Arbeitsmarkt, Gesundheits- und Sozialpolitik bei den Sondierungen werde es nicht reichen, sagt er. Der NRW-Landeschef kann selbst aufpassen, ob die Union liefert: Er ist Mitglied der kleinen SPD-Verhandlungsgruppe.

Zur Startseite