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In Südkorea werden die Nachrichten über den nordkoreanischen Raketentest auch öffentlich verfolgt.

© Ahn Young-Joon/AP/dpa

Nordkorea demonstriert Stärke: Erster Raketentest seit eineinhalb Jahren

Bein den festgefahrenen Gesprächen mit den USA setzt Kim Jong Un jetzt offenbar auf Drohgebärden. Das Weiße Haus "beobachtet die Lage".

Inmitten der festgefahrenen Verhandlungen mit den USA über sein Atomwaffenprogramm demonstriert Nordkorea militärische Stärke. Das nordkoreanische Militär habe am Samstagmorgen (Ortszeit) im Rahmen eines Waffentests mehrere „Projektile“ von kurzer Reichweite in Richtung offenes Meer abgefeuert, teilte der Generalstabschef der südkoreanischen Streitkräfte mit. Unklar war zunächst, um welchen Waffentyp es sich dabei handelte. Vermutet wurde, dass Raketen von einem Mehrfach-Raketenwerfer aus abgeschossen wurden. Zunächst war vom Start einer einzelnen Raketen die Rede gewesen.

Die US-Regierung nahm zunächst nicht inhaltlich Stellung dazu. Man habe die Aktionen Nordkoreas wahrgenommen, sagte die Sprecherin des Weißen Hauses, Sarah Sanders. Die Lage werde weiter beobachtet.

Die Projektile wurden den südkoreanischen Angaben zufolge im Abstand von etwa 20 Minuten von der Ostküste des Nachbarlandes aus abgeschossen. Sie seien etwa 70 bis 200 Kilometer weit geflogen und dann ins Meer gestürzt. Es seien keine ballistischen Raketen gewesen, zitierte die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap einen Militärvertreter. Tests mit ballistischen Raketen verschiedener Reichweiten sind Nordkorea ebenso verboten wie Atomwaffenversuche.

Ballistische Raketen sind in der Regel Boden-Boden-Raketen, die einen konventionellen, chemischen, biologischen oder atomaren Sprengkopf befördern können. Neue Tests mit solchen Raketen durch Nordkorea könnten als Zeichen offener Herausforderung an US-Präsident Donald Trump gewertet werden.

Der jüngste Waffentest erfolgte etwa anderthalb Jahre nach dem Start einer Interkontinentalrakete durch Nordkorea, der international als Provokation bewertet worden war. Die kommunistische Führung hatte damals erklärt, mit ihren Raketen das gesamte Festland der USA erreichen zu können. Nordkorea wirft den Vereinigten Staaten eine feindselige Politik vor.

Erst am Freitag hatte Südkoreas Außenminister Kang Kyung Wha von Nordkorea "sichtbare, konkrete und substanzielle" Schritte der Denuklearisierung gefordert, wenn es eine Lockerung der Sanktionen wolle. Zuvor hatte Nordkoreas Vize-Außenminister Choe Son Hui Washington vor einem "unerwünschten Ergebnis" gewarnt, wenn es nicht seine Haltung zu Wirtschaftssanktionen anpasse.

Mit den am Samstag abgefeuerten Geschossen verletzt Kim nicht das selbst auferlegte Moratorium. Dieses gelte nur für Interkontinentalraketen", sagte der Nordkorea-Experte Ankit Panda der Nachrichtenagentur AFP.

Seit dem gescheiterten Gipfeltreffen zwischen dem nordkoreanischen Machthaber Kim Jong Un und Trump im Februar in Vietnam hat die Unsicherheit wegen der Lage auf der koreanischen Halbinsel wieder zugenommen. Beide Seiten konnten sich in der zentralen Frage der atomaren Abrüstung Nordkoreas nicht einigen.

Zuletzt bekundete Nordkorea mehrfach seinen Unmut über die Weigerung der USA, die Sanktionen gegen Pjöngjang zu lockern. Im April erklärte Kims Regierung zudem, nicht länger mit US-Außenminister Mike Pompeo als Verhandlungsführer über ihr Atomprogramm sprechen zu wollen. Sie warf Pompeo vor, die Gespräche zu behindern. Pompeo wies dies zurück.

Die ungewöhnlich offene Kritik am US-Außenminister folgte auf Berichte der nordkoreanischen Staatsmedien, wonach Kim Jong Un dem Test einer neuartigen taktischen Lenkwaffe beigewohnt habe. Um welchen Waffentyp es sich handelte blieb unklar. Sowohl der Test als auch die Kritik an Pompeo wurden auch als Versuch gesehen, den Druck auf die USA zu erhöhen. (dpa/AFP)

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