zum Hauptinhalt
Athen: Gegner des Namensabkommens mit Mazedonien halten auf einer Kundgebung vor dem Parlament griechische Flaggen hoch.

© Thanassis Stavrakis/AP/dpa

Nord- Mazedonien: Athen entscheidet über Namensabkommen

Mazedonien: Der Name des Landes ist Anlass zu einem Dauerstreit mit Griechenland. Ein Porträt.

Von Muhamad Abdi

Für viele Griechen geht es um ganz große nationale Gefühle: Bereits seit drei Jahrzehnten streiten sie mit ihrem Nachbarland Mazedonien erbittert über dessen Namen. Für den heutigen Freitag wird eine historische Entscheidung der 300 griechischen Parlamentsabgeordneten über eine Beilegung des andauernden Namensstreites erwartet.

Griechenlands Premier Alexis Tsipras ermahnte die Parlamentarier im Vorfeld, jeder einzelne von ihnen müsse für sich selbst eine historische Verantwortung übernehmen. Doch nationalistische Organisationen riefen Tausende zu Gegendemonstrationen vor dem Parlament in Athen auf. Das mazedonische Parlament hatte seinerseits der Namensänderung Anfang des Monats bereits zugestimmt.

Im Juli vergangenen Jahres hatte der griechische Regierungschef Tsipras sich zwar bereits mit seinem mazedonischen Amtskollegen Zoran Zaev auf den Namen Nord-Mazedonien geeinigt. Das geschah jedoch gegen den erklärten Widerstand einer großen innerstaatlichen Opposition, und zwar in beiden Ländern. So wollen weder Griechen noch Mazedonen durch ein zu großes Einlenken im Namensstreit auf das kulturelle Erbe des antiken Makedoniens verzichten.

Im heutigen Nord-Mazedonien leben rund zwei Millionen Menschen. Das Land grenzt im Norden an Serbien, im Nordwesten an den Kosovo, im Osten an Bulgarien, im Süden an Griechenland und im Westen an Albanien. Es hat eine Gesamtfläche von etwas über 25 000 Quadratkilometern und ist damit etwas kleiner als Brandenburg. Laut Weltbank leben mehr als 20 Prozent der Bevölkerung in Armut. Die Weltbank und und die Europäische Bank unterstützen durch Kredite die wirtschaftliche Entwicklung des Landes.

Die künftige Republik Nordmazedonien und Griechenland: Karte. / AFP / AFP
Die künftige Republik Nordmazedonien und Griechenland: Karte. / AFP / AFP

© AFP

Die Geschichte des Konfliktes zwischen den Nachbarländern geht auf das Jahr 1991 zurück. Damals erklärte die ehemalige jugoslawische Republik ihre Unabhängigkeit und wählte den Namen Mazedonien. Athen blockierte deshalb in der Folge die Beitrittsverhandlungen Mazedoniens mit der EU und später auch der Nato. Sollte es jetzt aber zur Einigung kommen, könnte die Nato womöglich schon im Juni über eine Aufnahme Nord-Mazedoniens entscheiden.

Auch europäische Sicherheitspolitiker verfolgen den Namensstreit daher sehr genau. Zudem blicken sie nicht nur auf die Stabilität der Balkanländer, sondern auch auf die Konkurrenz zwischen der Nato und Russland in der Region.

Zur Startseite