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Die Landwirtschaft produziert zwar Lebensmittel - aber auch viele Umweltprobleme.

© picture alliance / dpa

Nitratbelastung: Agrarwahnsinn und Grundwasserpreis

Weil Überdüngung das Grundwasser belastet und die Reinigung teurer wird, müssen die Kunden steigende Preise fürchten, statt dass die Verursacher die Rechnung bekommen. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Torsten Hampel

Nun ist in Zahlen gefasst, was bisher eine vage Drohung war: Der Preis für Trinkwasser könnte um bis zu 45 Prozent steigen. Grund: die aufwändiger und damit teurer werdende Reinigung von Nitratrückständen.

Damit hält sich die Agrarbranche als Verursacher der Misere wieder mal bei den Bürgern schadlos, durch deren Steuergeld sie ohnehin subventioniert wird. Womit sich ebenfalls zum wiederholten Mal erweist, dass die Landwirtschaft das Wort "Wirtschaft" zu Unrecht im Namen führt – falls man mit „Wirtschaft“ eine nach den ansonsten akzeptierten Regeln des Marktes arbeitende, die Mechanismen von Angebot und Nachfrage austarierende Branche im Sinn hat, die auf freiem und risikobewusstem Unternehmertum beruht und im guten Fall auch noch Wohlstand schafft.

Stattdessen funktioniert die Branche auf der seit Jahrzehnten nahezu unwidersprochenen Solidarität einer Mehrheit gegenüber einer winzigen Minderheit. Es gibt Milliardensubventionen plus Soforthilfen plus ein eigenes Bundesministerium mit zwei Dienstsitzen.

Wer zahlt im Schadensfall? Nicht die Verursacher

Und wenn Brüssel dann feststellt, dass deutsche Bauern regelwidrig durch Überdüngung das Grundwasser verseuchen und Klage einreicht, wer zahlt dann die zu erwartende Geldstrafe? Wer zahlt für den Mehraufwand, den Wasserwerke betreiben müssen, um die Substanzen wieder unschädlich zu machen? Die Nutzer, Bürger, Steuerzahler. Und zwar nicht zu knapp, das hat das Bundesumweltamt nun vorgerechnet.

Das selbe Prinzip der Verursacherverantwortungslosigkeit gilt für die oft tödlichen Folgen von Antibiotikaresistenzen bei Krankenhauspatienten, für die nach Meinung etlicher Wissenschaftler das Impfen dauerkranker Tiere in Großmastanlagen mitverantwortlich ist.

Über die Jahrzehnte ist aus der sogenannten Landwirtschaft ein in Wirklichkeit so unhaltbares wie unangefochtenes System geworden, in dem eine Minderheit die Risiken ihres Handelns vergesellschaftet - oder ignoriert. Und die Kosten dafür werden nicht den Verursachern, sondern den Opfern in Rechnung gestellt. Den Steuerzahlern ohnehin, den Beitragszahlern der Krankenkassen, den Strom- und Wasserkunden. Ist das nicht perfekt?

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