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Ministerpräsident von Sachsen: Michael Kretschmer (CDU).

© Sebastian Kahnert /dpa

„Nicht in Lage wie in Bergamo kommen!“: Kretschmer schließt neuen Lockdown nicht aus

Die Corona-Zahlen schießen in Deutschland in die Höhe. Sachsens Ministerpräsident Kretschmer warnt eindringlich vor einer dramatischen Entwicklung.

Angesichts massiv steigender Corona-Infektionszahlen warnt Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) davor, dass es erneut dazu kommen kann, dass das öffentliche Leben massiv heruntergefahren werden muss. Die 2G-Regel werde im Kampf gegen die aktuelle Corona-Welle nicht reichen, sagte er am Donnerstagabend in der ZDF-Sendung „Maybrit Illner“. „Einen Lockdown kann man nicht ausschließen! Was machen Sie denn, wenn die Krankenhäuser nicht mehr können? Dann muss es dieses Instrument geben, um noch Schlimmeres zu verhindern!“ Kretschmer weiter: „Wir können doch nicht sehenden Auges in Situationen wie in Bergamo kommen wollen!“

Italien war im vergangenen Jahr eines der am härtesten von Corona betroffenen Länder in Europa. Bilder von Militärfahrzeugen, die die Covid-19-Toten aus Bergamo transportierten, gingen um die Welt.

[Lesen Sie auch: Diese Menschen liegen mit Corona auf Berlins Intensivstationen (T+)]

Zu den nötigen Maßnahmen gehöre etwa die geplante Wiedereinführung kostenloser Bürgertests für alle, sagte Kretschmer. Zudem müssten Arbeitgeber den Impfstatus von Beschäftigten abfragen und Tests anweisen können. Auch Kontaktbegrenzungen halte er für notwendig. Andernfalls könne die jetzige Situation in einer „humanitären Katastrophe“ enden.

In Sachsen gilt seit Wochenbeginn in weiten Teilen des öffentlichen Lebens die 2G-Regel. Das heißt, nur Geimpfte und Genesene haben Zutritt etwa zu Innengastronomie sowie Freizeit- und Kultureinrichtungen. Der Einzelhandel ist davon ausgenommen.

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Das geplante Auslaufen der epidemischen Lage von nationaler Tragweite zum 25. November halte er in der jetzigen Situation für einen Fehler, betonte Kretschmer. Die derzeitige Variante des Coronavirus habe eine viel größere Kraft und Wucht als die Variante vor einem Jahr. Die vierte Welle stelle alles bisher Erlebte in den Schatten. „Es ist ein dramatisches Aufbäumen der Infektionszahlen. Zahlen, wie wir sie bisher nie erlebt haben!“

Die Entscheidung der Ampel, das Ende der pandemischen Lage auszurufen, tadelt Kretschmer ungewöhnlich streng: „Die Krankenhäuser sind jetzt schon an der Belastungsgrenze! Deswegen ist es absolut fahrlässig, jetzt Maßnahmen aus dem Instrumentenkasten herauszunehmen!“

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Das Robert Koch-Institut (RKI) fordert angesichts der Wucht der vierten Corona-Welle die Rückkehr zu massiven Einschränkungen in Deutschland. Man rate „dringend dazu, größere Veranstaltungen möglichst abzusagen oder zu meiden, aber auch alle anderen nicht notwendigen Kontakte zu reduzieren“, heißt es im neuen Wochenbericht der Behörde. Die Kommunen verlangten eine einheitliche Strategie. Am nächsten Donnerstag wollen die geschäftsführende Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Ministerpräsidenten über den weiteren Kurs beraten.

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Es sei „eine verbindliche Vereinbarung zwischen Bund und Ländern notwendig, wie wir mit der aktuellen Corona-Lage durch den Winter kommen“, sagte der Hauptgeschäftsführer des Städte- und Gemeindebundes, Gerd Landsberg, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND/Freitag). Dazu gehöre eine Strategie für die erforderlichen Booster-Impfungen. „Nach Möglichkeit sollten bis Weihnachten 20 Millionen Menschen diese Impfung erhalten haben.“

Die Corona-Zahlen stiegen zuletzt auch in Deutschland steil an. Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz erreichte auch am Freitag und damit den fünften Tag in Folge einen Höchstwert. Das Robert Koch-Institut (RKI) gab die Zahl der Corona-Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner und Woche mit 263,7 an. Zudem wurden 48.640 Corona-Neuinfektionen registriert. Dies ist der zweithöchste seit Beginn der Pandemie erreichte Wert. Einen Rekordwert hatte die Zahl der Neuinfektionen am Vortag mit 50.196 erreicht.

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Immer mehr Kliniken melden, dass nicht zwingend nötige Behandlungen verschoben werden und Intensivstationen am Limit sind. „Wenn sich diese Dynamik fortsetzt, können wir sehr bald nur noch Notfall- und Covid-Patienten behandeln“, sagte Gernot Marx, Präsident der Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi), dem Redaktionsnetzwerk Deutschland.

Mehr zur Coronakrise bei Tagesspiegel Plus:

Das RKI fordert einschneidende Verhaltensänderungen von den Bürgern. Falls Kontakte nicht vermieden werden können, sollte man in jedem Fall vorher einen Test machen, auch wenn man geimpft oder genesen sei, raten die Experten in ihrem jüngsten Wochenbericht. Auch Geimpfte und Genesene sollten Masken tragen und Abstand halten. Das RKI schätzt die Gefährdung der nicht oder nicht vollständig Geimpften in Deutschland weiterhin als sehr hoch ein. Für vollständig Geimpfte sei sie moderat, aber ansteigend.

[Lesen Sie ein Interview mit dem Infektiologen Norbert Suttorp: „Das Virus hat zu viel Futter“ (T+)]

Seit Wochen steigen die Inzidenzen in allen Altersgruppen an. Den höchsten Wert gibt es dem RKI-Wochenbericht zufolge unter den 10- bis 14-Jährigen – mit 411 gemeldeten Neuinfektionen pro 100.000 Kindern in einer Woche, den 5- bis 9-Jährigen mit 345 und den 15- bis 19-Jährigen mit 302. In Schulen wird besonders häufig getestet.

Der geschäftsführende Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) und RKI-Präsident Lothar Wieler wollen an diesem Freitagmorgen über die aktuelle Lage informieren. Wegen der hohen Ansteckungszahlen rücken zusätzliche Schutzmaßnahmen immer stärker in den Blick. SPD, Grüne und FDP wollen in einem Fachgespräch mit Experten über mehr Tempo für die Impfungen beraten. (dpa, Tsp)

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