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Gedenken an die Opfer des Massakers in Orlando

© Reuters/Jim Young

Newsblog zu Orlando-Massaker: UN fordern von USA strengere Waffengesetze

Nach dem Attentat in Orlando geht die Suche nach dem Tatmotiv weiter. Der Täter soll den Nachtclub häufiger besucht haben. Tausende gedenken der Opfer. Die Entwicklungen im Newsblog.

Nach dem Massaker in dem bei Homosexuellen beliebten Nachtclub "Pulse" in Orlando (Florida) suchen die Ermittler nach dem Tatmotiv. Der Attentäter Omar Mateen hatte 49 Menschen erschossen, bevor er von der Polizei getötet wurde. In Telefonaten hatte er verwirrende Angaben gemacht, die auf einen islamistischen Hintergrund hindeuten. Die Ereignisse vom Montag hier zum Nachlesen.

+++ Claudia Roth fordert eine neue Debatte über die weltweite Situation von Schwulen und Lesben: „Auch in Deutschland müssen wir uns fragen, in was für einer Gesellschaft wir leben wollen“, erklärte die Grünen-Politikerin. Das verdeutliche etwa der Erfolg der AfD, die sich gegen die Gleichberechtigung homosexueller Paare positioniere.

Handlungsbedarf machte Roth auch im Internet aus. Ihr falle es derzeit schwer, Online-Kommentare zu lesen. Auf ihrer Facebook-Seite wird die Politikerin nach einem Beileidspost für die Opfer von Orlando derzeit massiv angefeindet. „Sind doch deine Muselmänner“, gehöre noch zu den sachlicheren Kommentaren. Teils werde sie als „Hure der Islamisten“ beschimpft, berichtete Roth.

Der Attentäter Omar Mateen. Ein Foto von seinem Facebook-Profil.
Der Attentäter Omar Mateen. Ein Foto von seinem Facebook-Profil.

© REUTERS

+++ Özdemir: Thema Homophobie unter Muslimen gehört auf die Agenda: Cem Özdemir hat dazu aufgerufen, für die Wahrung der Menschenwürde Homosexueller einzutreten. „Es reicht nicht, das Massaker von Orlando zu verurteilen, ohne zu benennen, wem dieser Anschlag galt: Lesben, Schwulen und Transsexuellen“, sagte Özdemir der „Neuen Osnabrücker Zeitung“.

Das Thema Homophobie unter Muslimen gehöre dringend auf die Tagesordnung, unabhängig davon, ob der Angriff letztlich als Terrorakt eingestuft werde oder nicht, so der Parteichef. Hier seien Islam-Verbände und muslimische Gemeinden gefordert, sagte Özdemir. Klar sei aber auch, Muslime entschieden gegen einen Generalverdacht zu verteidigen.

+++ Zeugen berichten von Kontakt mit dem Attentäter: Augenzeugen berichten, der Attentäter, Omar Mateen, soll selbst oft Gast in dem Nachtclub "Pulse" gewesen sein. Auch über einschlägige Handy-Apps wie "Grindr" soll er Kontakte zur Schwulenszene aufgebaut und unterhalten haben. Hier steht auch die Frage im Raum, ob der Mann selbst homosexuell gewesen ist oder seinen späteren Tatort gezielt ausspioniert hatte. Ein Stammgast berichtet der "Los Angeles Times", er habe etwa ein Jahr lang Kontakt über eine Dating-App mit Mateen gehabt. Ein anderer Augenzeuge erzählt dem "Orlando Sentinel", er habe Mateen dutzende Male in dem Club gesehen. Einmal sei er betrunken aus dem Club geworfen worden.

Mateen war bis 2011 verheiratet und soll auch ein Kind gehabt haben. Der Nachrichtenagentur Reuters erzählt seine Ex-Frau, er sei gewalttätig und psychisch labil gewesen. Sein Vater sagt, er habe extreme Probleme mit Homosexuellen gehabt.

+++ Gedenken auch an der Humboldt-Universität: In Berlin gedenkt auch die Humboldt-Universität der Opfer von Orlando: Die Uni hisste auf dem Hauptgebäude Unter den Linden die Regenbogenfahne auf Halbmast. Anders als zum Beispiel Paris, das am Montagabend den Eiffelturm in Regenbogenfarben erleuchten ließ, hat das Land Berlin dagegen bisher auf eine große Geste des Gedenkens verzichtet. Zu der Gedenkveranstaltung am Brandenburger Tor hatte gestern der Lesben- und Schwulenverband (LSVD) aufgerufen.

Die Humboldt-Universität zu Berlin hisste die Regenbogenfahne auf Halbmast.
Die Humboldt-Universität zu Berlin hisste die Regenbogenfahne auf Halbmast.

© Patsy l'Amour LaLove

+++ UN drängen USA zu strengeren Waffenkontrollgesetzen: „Es ist schwer, eine rationale Begründung zu finden, die erklärt, wieso Menschen dort so einfach Schusswaffen kaufen können“, sagte der UN-Hochkommissar für Menschenrechte, Said Raad Al-Hussein, am Dienstag in Genf. Die USA müssten ihrer Verpflichtung nachkommen, Bewohner vor solchen Angriffen zu schützen. „Unverantwortliche Pro-Waffen-Propaganda legt nahe, dass Waffen die Gesellschaft sicherer machen, wenn alle Hinweise das Gegenteil anzeigen“, so Said.

+++ Trump und Clinton streiten um Lehren aus Orlando: Im US-Wahlkampf scheint kaum noch etwas heilig. Die Präsidentschaftsbewerber Hillary Clinton und Donald Trump machen den Massenmord im Nachtclub "Pulse" zum Thema - allerdings mit sehr unterschiedlichen Ansätzen, wie Tagesspiegel-Korrespondent Christoph von Marschall schreibt. Sein Kommentar ist hier zu lesen.

+++ Mörder häufiger im "Pulse": Der Attentäter von Orlando war Medienberichten zufolge häufiger Besucher des vorwiegend von Homosexuellen frequentierten Nachtclubs "Pulse", in dem er 49 Unschuldige tötete. Ein Augenzeuge berichtete dem "Orlando Sentinel", er habe Omar Mateen mindestens ein Dutzend Mal in dem Club gesehen. Die Lokalzeitung zitierte vier Gäste des Clubs, die Omar Mateen dort regelmäßig gesehen haben wollen. "Manchmal saß er in der Ecke und trank alleine, und manchmal war er so betrunken, dass er laut und aggressiv wurde", sagte der "Pulse"-Gast Ty Smith der Zeitung.

Smith sagte weiter, er habe Mateen dort mindestens ein Dutzend Male gesehen. "Wir haben nicht viel mit ihm geredet, aber ich kann mich erinnern, dass er etwas über seinen Vater gesagt hat", berichtete Smith. "Er erzählte uns auch, dass er Frau und Kind hat."

Der "Pulse"-Stammgast Kevin West sagte der "Los Angeles Times", er habe etwa ein Jahr lang immer wieder über eine schwule Dating-App Kontakt mit Mateen gehabt. Auch andere Männer berichteten in US-Medien, sie hätten über diverse einschlägige Kontakt-Apps in Verbindung mit Mateen gestanden; dieser habe Bekanntschaften für Begegnungen gesucht. Den Berichten zufolge sind die Informationen auch Gegenstand der polizeilichen Ermittlungen zur Motivlage.

+++ FBI sucht weiter nach Tatmotiv: Nach dem folgenschwersten Terrorakt in den USA seit dem 11. September 2001 sucht das FBI fieberhaft nach Hinweisen auf die Motive des Todesschützen von Orlando. Die US-Bundespolizei hat nach den Worten ihres Direktors James Comey ein Dickicht von Äußerungen des Attentäters zu entwirren, die dem ersten Anschein nach nicht zusammenpassen. Das FBI schließt weiterhin nicht aus, dass es Mittäter oder Helfershelfer gibt - auch wenn Präsidentschaftsbewerberin Hillary Clinton bereits von einem "einsamen Wolf" sprach.

+++ Obama kommt nach Orlando: US-Präsident Barack Obama wird an diesem Donnerstag nach Orlando reisen, um Opfern und Hinterbliebenen des dortigen Terroranschlags vom Wochenende seinen Respekt zu zollen. Das gab das Weiße Haus am Montag bekannt. Einzelheiten zu der Reise seien noch nicht bekannt, sagte Obamas Sprecher Josh Earnest. Der Präsident wolle seine Solidarität mit denen zeigen, die sich nach den Ereignissen wieder fangen müssten.

+++ Weltweite Anteilnahme: International wurde die Tat mit Entsetzen aufgenommen. Viele Gebäude erstrahlten zu Ehren der Opfer in den Regenbogenfarben der Schwulen- und Lesbenbewegung, so der Pariser und die Antenne des One World Trade Center in New York. Auf allen Bundesgebäuden in den USA wehen die Fahnen auf Halbmast. Auch in Berlin gab es Gedenkveranstaltungen.

+++ Gedenken in Orlando: Mehrere Tausend Menschen haben sich in Orlando versammelt und der Opfer der Terrorattacke vom Wochenende gedacht. Etliche von ihnen trugen Regenbogenflaggen oder Blumen bei sich. Auf Plakaten waren Botschaften wie "Liebe siegt" und "Orlando ist stärker" zu lesen.

+++ Trump schließt "Washington Post" aus: Aus Verärgerung über kritische Artikel hat der wahrscheinliche US-Präsidentschaftskandidat Donald Trump die "Washington Post" von der Berichterstattung über seine Wahlkampfauftritte ausgeschlossen. In einer Botschaft im Internetdienst Twitter bezeichnete der Republikaner die renommierte Tageszeitung am Montag als "unehrlich und verlogen". Wegen ihrer "unglaublich fehlerhaften Berichterstattung" werde der Zeitung umgehend die Akkreditierung für seine Wahlkampfveranstaltungen entzogen.

Der Chefredakteur der "Washington Post", Martin Baron, wies die Anschuldigungen zurück und warf Trump einen "Verstoß gegen die Arbeit einer freien und unabhängigen Presse" vor. Seine Zeitung werde weiter über Trumps Wahlkampf berichten, "und zwar wie bisher: ehrlich, wahrhaftig, präzise, energisch und furchtlos".

Die Entscheidung gegen die Zeitung war offenbar von deren aktueller Berichterstattung über Trumps Äußerungen zu dem Attentat in Orlando beeinflusst. Trump hatte US-Präsident Barack Obama Nachlässigkeit im Umgang mit radikalen Islamisten vorgeworfen. Er sagte dabei: "Wir werden geführt von einem Mann, der entweder nicht hart ist oder nicht klug ist oder der etwas ganz anderes im Sinn hat."

Die "Washington Post" schrieb daraufhin, Trump habe "wiederholt den Anschein erweckt, er beschuldige Präsident Obama, mit radikalisierten Muslimen zu sympathisieren". Trump wiederum warf nun der "Washington Post" vor, sie unterstelle in ihrer Berichterstattung, dass er Obama eine Verwicklung in das Attentat von Orlando vorgeworfen habe. "Das ist traurig", schrieb Trump. (mit Agenturen)

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