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Wie hier in Los Angeles gilt ab sofort eine Ausgangssperre für ganz Kalifornien.

© Apu GOMES/AFP

New York vor Gesundheitsnotstand, Ausgehsperre in Kalifornien: USA auf der Suche nach einem Coronavirus-„Marshallplan“

Mit jedem Tag und jedem neuen Kranken wird deutlicher, wie hart die Coronavirus-Krise die USA trifft. Und wie lange die Auswirkungen spürbar sein werden.

Gleich zwei Entscheidungen am Donnerstag legen nahe, dass die US-Regierung von einer deutlich längeren Unterbrechung des Flugverkehrs durch die Coronavirus-Krise ausgeht, als viele annehmen. Am Nachmittag rief das Außenministerium alle sich im Ausland befindlichen US-Bürger dazu auf, sofort nach Hause zu kommen oder sich darauf einzustellen, für einen unbestimmten Zeitpunkt dort bleiben zu müssen. Auch wurde dringend "von internationalen Reisen abgeraten", die schärfste Reisewarnung, die es gibt.

Am Abend verkündete das Weiße Haus dann, dass das für Mitte Juni geplante G-7-Treffen auf dem Landsitz des US-Präsidenten Camp David bei Washington abgesagt wurde. Stattdessen werde es lediglich eine Videokonferenz der Staats- und Regierungschefs der sieben führenden Industrienationen geben. Die Absage des Treffens solle den G-7-Staaten dabei helfen, ihre Ressourcen auf den Kampf gegen die Corona-Krise zu konzentrieren, hieß es.

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Zuvor hatte die Regierung von Präsident Donald Trump bereits Einreiseverbote gegen verschiedene Länder ausgesprochen, unter anderem die Schengen-Staaten der EU sowie Großbritannien. Diese sollten zunächst nur für 30 Tage gelten. Auch die Grenzen zum Nachbarland Kanada wurde teilweise geschlossen, die Südgrenze zu Mexiko folgte kurze Zeit später.

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Wie die Amerikaner im Ausland allerdings zurückkommen sollen, ist eher unklar. In der Aufforderung wurden sie angewiesen, Pläne zu entwickeln, die sich nicht auf die Hilfe der Regierung verließen. Das könnte schwierig werden. Die großen Fluggesellschaften haben ihre Kapazitäten bereits erheblich zurückgefahren. So hat United Airlines Anfang der Woche bereits 85 Prozent der internationalen Flüge gestrichen, Delta 80 und American Airlines 70 Prozent. Die Einschnitte könnten im Mai noch schlimmer werden, hieß es.

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Kalifornien verhängt Ausgangssperre - die gilt ab sofort

Dass die Lage zunehmend dramatisch ist, zeigte später am Abend dann auch Kalifornien. Gouverneur Gavin Newsom verhängte eine Ausgangssperre für alle knapp 40 Millionen Einwohner dieses Bundesstaates. Diese sollte unmittelbar gelten und war zeitlich nicht befristet. Die Millionenstadt Los Angeles war kurz zuvor mit diesem Schritt vorangegangen.

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Das alles deutet darauf hin, dass sich die Verantwortlichen zunehmend darauf einstellen, dass die Corona-Pandemie das öffentliche Leben nicht nur in den nächsten Wochen, sondern auch Monaten lahmzulegen droht. Darum soll wie in anderen Ländern der Anstieg der Fallzahlen abgeschwächt werden.

New York droht ein Gesundheitsnotstand

Besonders brisant ist die Lage auch in New York City. Alleine von Dienstag bis Donnerstag steigerte sich die Anzahl an nachgewiesenen Infektionen dort um mehr als das Vierfache und lag zuletzt bei fast 4000. Das liegt vor allem an zunehmenden Tests, die in den USA lange Zeit kaum zur Verfügung standen. Der Gouverneur des Bundesstaates New York, Andrew Cuomo, geht von Zehntausenden tatsächlichen Fällen in seinem Staat aus.

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New York, der mit rund neun Millionen Einwohnern größten Stadt der USA, droht ein Gesundheitsnotstand. Es stehen weder ausreichend Krankenhausbetten zur Verfügung, noch gibt es derzeit genügend Beatmungsgeräte, die bei schweren Fällen der durch das Virus ausgelösten Lungenerkrankung gebraucht werden. Noch wehrt sich Gouverneur Cuomo aber gegen eine Ausgangssperre wie in Kalifornien.

Die Zahl der Corona-Fälle steigt rasant

In den Vereinigten Staaten war die Zahl der Corona-Fälle zuletzt deutlich gestiegen. Die Zahl der bestätigen Infektionen liegt inzwischen bei mehr als 13.000. Mindestens 200 Menschen starben bereits an der Infektion. Die Behörden rechnen mit einem weiteren steilen Anstieg der Fallzahlen, da inzwischen deutlich mehr Menschen getestet werden.

Angesichts der katastrophalen Konsequenten einer noch monatelang wütenden Pandemie ringt der Kongress in Washington um die richtige Antwort auf die Krise. Die Republikaner im Senat haben dazu am Donnerstagabend ihren Pläne für ein weiteres Gesetzespaket präsentiert, das unter anderem ein milliardenschweres Konjunkturprogramm vorsieht.

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Außerdem sollen die meisten Steuerzahler einen Scheck über 1200 Dollar bekommen, pro Kind soll es weitere 500 Dollar geben. Insgesamt will die Regierung rund eine Billion Dollar (900 Milliarden Euro) in die Wirtschaft pumpen. Trumps Republikaner stellen die Mehrheit im Senat.

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"Wir müssen mutig und schnell handeln", forderte der republikanische Mehrheitsführer Mitch McConnell. Das Gesetzespaket werde bei den nun folgenden Verhandlungen wohl noch verändert werden. Aber es müsse trotzdem dringend verabschiedet werden.

Demokrat Schumer fordert "Marshallplan" für das Gesundheitssystem

Allerdings hat die Opposition bereits ihre Skepsis geäußert. Die demokratische Vorsitzende des Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, und der Minderheitsführer der Partei im Senat, Chuck Schumer, erklärten, der Vorschlag sei keineswegs arbeitnehmerfreundlich, sondern ziehe die Unternehmer den Arbeitnehmern vor.

Die republikanischen Senatoren wollen das gut 200 Seiten umfassende Gesetzespaket an diesem Freitag mit den Demokraten besprechen, um eine gemeinsame Fassung zu erarbeiten. Das Hilfspaket braucht dann noch die Zustimmung des von den Demokraten kontrollierten Repräsentantenhauses. Viele Demokraten haben bereits höhere Schecks für die Amerikaner gefordert. Sie wollen auch eine Stärkung der Gesundheitsversorgung, der Arbeitslosenversicherung und massive Investitionen in die Infrastruktur.

Senator Schumer verglich die nun geforderten Anstrengungen mit dem Wiederaufbau Europas nach dem Zweiten Weltkrieg. "Wir brauchen einen Marshallplan für unser Gesundheitssystem."

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