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Patrick Schiffer zwischen seinen Parteikolleginnen Melanie Kalkowski (links) und Katharina Nocun.

© CC-BY-NC ND @be-him

Neuer Piraten-Chef: Von farblosen Politikern und Roten Teppichen

Patrick Schiffer ist neuer Vorstand der mittlerweile fast bedeutungslosen Piratenpartei. Interessant macht ihn seine prominente Cousine.

Realpolitik und Glamour haben bekanntlich nur wenig miteinander zu tun. Ob Angela Merkel, Joachim Gauck oder Thorsten Schäfer-Gümbel – ihnen allen haftet wenig Roter-Teppich-Aura an. Was nicht schlimm ist, denn davon ist in der Jobbeschreibung für Volksvertreter auch nichts zu finden.

Umso begieriger stürzt sich die Öffentlichkeit auf jeden noch so kleinen Promi-Faktor, der sich in den von Farblosigkeit dominierten Gremien, Ausschüssen und Parlamenten finden lässt. Das bisher wohl prominenteste Beispiel ist der ehemalige Verkehrsminister Peter Ramsauer (CSU). Dessen Gattin ist eine Cousine der deutschstämmigen US-Schauspielerin Sandra Bullock. Und so umweht auch den fahrigen Münchener ein Hauch von Hollywood.

Sein Unionskollege Norbert Röttgen ist zwar nicht mit George Clooney verwandt, könnte äußerlich aber als dessen introvertierter Bruder durchgehen. Und über den Ministerpräsidenten Reiner Haseloff, ebenfalls CDU, sind im Wahlkampf reichlich Witze über dessen Namensähnlichkeit mit David Hasselhoff gemacht worden. Zugegeben: Auf den Roten Teppich kommt man damit nicht.

Dann schon eher der 22-jährige CDU-Politiker Dustin Hoffmann, Namensvetter des amerikanischen Oskar-Preisträgers, dessen verbindliches Grinsen derzeit von diversen Wahlplakaten auf die Berliner herniedergeht. Und um das CDU-Prominentenstadl abzurunden, weiß der Bundestagsabgeordnete Johannes Steiniger seit kurzem, dass er mit Donald Trump verwandt ist.

Promi können auch andere

Nun bringt ein neuer Fall die Medienhäuser in Verzückung. Diesmal geht es ausnahmsweise nicht um einen Unionspolitiker, sondern um den neuen Chef der Piraten-Partei, Patrick Schiffer. Er ist ein Cousin des Topmodels Claudia Schiffer und wurde am vergangenen Wochenende auf dem Bundesparteitag der Piraten mit 59,2 Prozent der Stimmen gewählt.

Der in Belgien geborene 43-Jährige möchte seine Partei aus dem Umfragetief befreien und will „Offline-Themen“ mit digitalen Themen kombinieren. Keine andere Partei beschäftige sich mit dem Einfluss des Internets auf die Gesellschaft, sagt er dem Tagesspiegel.

Zu den Piraten ist er über Umwege gekommen, er stand einmal der trotzkistischen Sekte „Sozialistische Alternative“ nahe. Heute betet er in geschliffenen Sätzen seine Agenda herunter und wirkt dabei gänzlich unglamourös. Ganz so, wie seine Promi-Kollegen in der Union.

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