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"I have a dream" - Martin Luther King bei "Marschauf Washington" am 28. August 1963.

© imago images/Eibner Europa

Neuer „Marsch nach Washington“: Ein unerfüllter Traum

57 Jahre nach Martin Luther Kings Rede müssen die Schwarzen in den USA weiter für Gleichberechtigung und gegen Polizeigewalt kämpfen.

An diesem Freitag sind es auf den Tag genau 57 Jahre. Am 28. August 1963 hielt Martin Luther King seine berühmte Rede „I have a dream“ vor den Stufen des Lincoln Memorials in in der US-Hauptstadt. Etwa 200 000 Menschen waren damals zum „Marsch auf Washington“ gekommen, um gegen Rassendiskriminierung zu protestieren. Der Protest war einer der Höhepunkte der Bürgerrechtsbewegung in den Vereinigten Staaten.

Und auch an diesem Freitag werden Zehntausende in der Hauptstadt erwartet – wenn alles wie geplant läuft unter Einhaltung der Corona-Auflagen, sollen etwa 50 000 Menschen kommen.

Der Anlass des erneuten Marsches ist dabei schmerzhaft aktuell. Der schwarze Bürgerrechtler und baptistische Prediger Al Sharpton, der den Marsch mitorganisierte, hatte schon im Juni bei der Beerdigung George Floyds, der im Mai von einem Polizisten getötet worden war, dazu aufgerufen, erneut nach Washington zu gehen. Man müsse weiter für Gleichberechtigung und ein Ende der Gewalt gegen Schwarze kämpfen.

Dass der Marsch einen aktuelleren Anlass als den Tod von Floyd haben würde – damit hat Sharpton wohl nicht gerechnet. Am Sonntag ist in Kenosha im US-Bundesstaat Wisconsin der Afroamerikaner Jacob Blake bei einem Polizeieinsatz durch Schüsse in den Rücken schwer verletzt worden.

Im Jahr, in dem George Floyd umgebracht wurde, sind die USA von Unruhen erschüttert wie selten. Das Motto des Marsches ist „Nehmt eure Knie von unseren Hälsen“ – eine Anspielung auf den Tod von George Floyd, den ein Polizist im Mai etwa acht Minuten mit seinem Knie würgte, um ihn zu fixieren, und der an den Folgen dieser Gewalteinwirkung starb.

Nach dem Tod Floyds waren die USA wochenlang im Ausnahmezustand, Proteste gegen rassistische Polizeigewalt brachen im ganzen Land aus.

Abfolge der Ereignisse wirkt bekannt

Die Abfolge der jetzigen Ereignisse wirkt erschreckend bekannt. In einem Video, das sich schnell in den sozialen Medien verbreitete, sieht man, wie der 29-jährige Blake langsam zu seinem Auto geht, Polizisten verfolgen ihn. Als er einsteigen will, schießt ein Polizist siebenmal auf ihn.

Augenzeugen berichten, dass Blake zuvor einen Streit habe schlichten wollen. Blakes drei Kinder sitzen währenddessen im Wagen. Nach Polizeiangaben hat Blake ein Messer in seinem Besitz gehabt, es habe auf der Beifahrerseite seines Autos gelegen. Das Justizministerium ermittelt.

„Black Lives Matter“ demonsrieren am Juneteenth gegen Diskriminierung von Schwarzen in den USA.
„Black Lives Matter“ demonsrieren am Juneteenth gegen Diskriminierung von Schwarzen in den USA.

© imago images/UPI Photo

Nach dem Vorfall: Viele, teils gewalttätige Proteste in Kenosha, zwei Menschen werden bei den Protesten mutmaßlich von einem weißen Teenager, der ein Sturmgewehr trug, getötet. Er ist inzwischen in Haft.

US-Präsident Donald Trump kündigte an, die Nationalgarde zu schicken, um „Recht und Ordnung“ herzustellen. Es war seine einzige Reaktion auf Blakes Tod.

In diese Situation hinein fällt nun der Marsch der Bürgerrechtler. Jacob Blakes Familie wird dabei sein, der Marsch wird außerdem unter anderem von den Familien von Breonna Taylor und Eric Garner, die ebenfalls durch Polizeigewalt starben, unterstützt.

Dass der Marsch, an dem auch virtuell teilgenommen werden kann, nun geprägt sein wird durch die Schüsse auf Jacob Blake, machte Bürgerrechtler Martin Luther King III., der Sohn von Martin Luther King, deutlich.

Der Sohn Martin Luther Kings wird in Washington reden

Auf Twitter schrieb er unter einem Bild von Blake und dessen Kindern: „Das sind Jacob Blake und seine drei Kinder. Polizeigewalt zerstört weiterhin unsere Gemeinschaften und unser Land. Darüber werde ich beim Marsch am Freitag sprechen.“

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Neben King werden auch andere Prominente sprechen, unter anderem Stacey Abrams, die mal zum Kandidatinnenkreis für das Amt von Joe Bidens möglicher Vizepräsidentin zählte, der Senator von New Jersey, Cory Booker, und die Sprecherin der Repräsentantenhauses, die Demokratin Nancy Pelosi.

Der Marsch verpflichtet sich Kings Traum, Gleichheit zwischen den Menschen herzustellen. Die Veranstalter haben zwei zentrale Forderungen an den US-Senat: eine Wahlrechtsreform, die sie nach der kürzlich verstorbenen Bürgerrechtsikone John Lewis benannt haben, sowie eine Polizeireform, die unter anderem Würgegriffe verbieten soll. Sie ist nach George Floyd benannt.

„Ich habe einen Traum, dass eines Tages in den roten Hügeln von Georgia die Söhne ehemaliger Sklaven und die Söhne ehemaliger Sklavenbesitzer an einem Tisch der Brüderlichkeit sitzen“, sagte King 1963 – sein Traum ist für viele noch immer nicht wahr geworden.

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