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CDU-Generalsekretär Paul Ziemiak

© dpa/Kay Nietfeld

Neue Strategie für Social Media: Wie die CDU auf das Rezo-Video reagieren will

Nach dem Rezo-Video bekam Generalsekretär Paul Ziemiak den Auftrag, die Öffentlichkeitsarbeit der CDU überarbeiten. Jetzt stellt er sein Konzept vor.

Von Robert Birnbaum

Die Stellenanzeige ließ die Netzgemeinde gespalten zurück. „Wir suchen Mitarbeiter, die sich mit diesem Internet auskennen“, schrieb die CDU-Zentrale vor drei Wochen auf Facebook. Illustriert war das Gesuch mit dem Bild eines staubigen PC aus der Disketten-Ära und dem Versprechen, erfolgreiche Bewerber dürften Philipp Amthors unter Verschluss gehaltenes Anti-Rezo-Video sehen.

Die Kommentare fielen durchwachsen aus: Einige lobten die Selbstironie, viele mokierten sich bloß wieder über die alte Volkspartei im Neuland. Die Anzeige war aber ganz ernst gemeint. Die CDU will sich künftig nicht mehr einfach so von einem Rezo überrumpeln lassen.

Der junge Youtuber hatte mit seinem „Zerstörung der CDU“-Video die Partei nicht nur als klimapolitisch sprachlos vorgeführt, sondern auch als völlig hilflos in der Reaktion. Nach dem Desaster bekam Generalsekretär Paul Ziemiak den Auftrag, die Öffentlichkeitsarbeit im Konrad- Adenauer-Haus fürs Digitalzeitalter zu ertüchtigen. Am Montag stellte Ziemiak das Konzept der CDU-Spitze vor. Interessant ist vor allem, was nicht geplant ist.

Die Parteizentrale soll zum Beispiel nicht zum Youtube-Studio werden, das den Nachwuchs mit dem Parteiprogramm in nachgemachter Jugendsprache bespaßt. Der erste Anlauf der CSU-Landesgruppe im Bundestag mit einem „CSYou“–Kanal gilt als eher abschreckendes Beispiel – ein blondierter Berufsjugendlicher, der als „der Armin“ versucht, CSU-Positionen witzig zu verpacken. Mehr als 200.000 online gesenkte Daumen waren die Folge. Seither geht das Interesse am CSU-Armin zurück.

Mit Neid blickt die CDU-Spitze nach Österreich

Ausdrücklich kein Vorbild soll auch die AfD sein. Die Konkurrenz von rechts nutzt am eifrigsten von allen Parteien Social-Media-Kanäle zur aktiven Verbreitung ihrer Botschaften. Doch der neue „Newsroom“, der in Ziemiaks Konzept vorgesehen ist, wird keine digitale Parteizeitungsredaktion. Die kleine Truppe soll vor allem im Auge behalten, was sich im Netz tut, und Alarm geben, wenn sie etwas für relevant hält. Rezos Video war nämlich im Adenauer-Haus erst so richtig ernst genommen worden, als klassische Medien tagtäglich über den Millionen-Klickerfolg berichteten.

Auch das Reaktionstempo der Partei auf Twitter, Facebook und Instagram soll steigen. Von einer konsequenten Wahlkampffähigkeit im Netz sind die Christdemokraten mit alledem allerdings noch weit entfernt. Mit leisem Neid blickt die CDU-Spitze nach Österreich zum Wahlsieger Sebastian Kurz. „Er war modern, er war digital“, lobt auch Ziemiak.

Aber, geben andere zu bedenken, in Österreich mit seinen acht Millionen Einwohnern sei es auch leichter als im 80-Millionen-Deutschland, von einer Zentrale aus eine konzentrierte Kampagne im Netz zu fahren. Der CDU erschwert das schon ihre föderale Struktur mit eigenständigen Landesverbänden.

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