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Eva Högl (SPD) kommt zur Sitzung in den Fraktionssaal im Bundestag.

© Britta Pedersen/dpa

Neue SPD-Ministerin?: Eva Högl hat es wohl geschafft

Die Vize-Fraktionschefin der SPD im Bundestag könnte als erste Berliner Sozialdemokratin seit 20 Jahren Bundesministerin werden. Wer ist diese Frau?

Von Ulrich Zawatka-Gerlach

"Es ist noch alles offen“, hat Eva Högl am Mittwoch gesagt, als der SPD-Parteivorstand tagte und sie von einigen Genossen gefragt wurde, ob sie tatsächlich Bundesministerin wird. Die Berliner Sozialdemokratin ist eine vorsichtige Frau. Sie weiß, dass die interne Notiz, die am Ende der Koalitionsverhandlungen angefertigt wurde und Högl „gegebenenfalls“ als künftige Bundesministerin für Arbeit und Soziales nannte, nicht der Weisheit letzter Schluss sein muss.

Es könnte auch sein, dass sie Justizministerin wird und mit dem Amtsinhaber und Parteifreund Heiko Maas die Plätze tauscht. Auch damit könnte sie gut leben. Die Vize-Fraktionschefin der SPD im Bundestag muss aber nicht mehr damit rechnen, mit dem Job einer Parlamentarischen Staatssekretärin im Justizministerium abgespeist zu werden – was manche Genossen in jüngster Zeit gemutmaßt haben. Eva Högl hat es wohl geschafft. Nach 20 Jahren sitzt, falls die Groko nicht von der SPD-Basis verhindert wird, bald wieder eine Berliner Sozialdemokratin im Bundeskabinett. Nach der früheren Arbeitssenatorin Christine Bergmann, die 1998 unter dem Kanzler Gerhard Schröder (SPD) Familienministerin wurde.

Bergmann ist allerdings keine gebürtige Berlinerin, sondern stammt aus Dresden. Auch Högl ist zugereist – aus Oldenburg, wo sie nach dem Jurastudium in Osnabrück ihr Zweites Staatsexamen absolvierte. Erst 2001 zog sie mit dem Bundesministerium für Arbeit und Soziales in die Hauptstadt, als Expertin für europäische Beschäftigungs- und Sozialpolitik.

Sie profilierte sich im NSU-Untersuchungsausschuss

Zuletzt als Referatsleiterin, bevor die SPD-Frau 2009 im Wahlkreis Berlin-Mitte erfolgreich für den Bundestag kandidierte. So gesehen müssen die Genossen in Niedersachsen nicht traurig sein, dass sie im neuen Bundeskabinett nicht vertreten sind. Eva Högl geht notfalls auch als Niedersächsin durch. Hätte die SPD dort nicht 2008 die Landtagswahl verloren, wäre sie vermutlich Landesministerin in Hannover geworden.

Stattdessen startete Högl von Berlin aus im Bundestag durch, auch wenn sie bis heute nicht zur bundespolitischen Prominenz gehört. 2013 wurde sie stellvertretende SPD-Fraktionschefin, übernahm ein Jahr später den Vorsitz im Edathy-Untersuchungsausschuss und profilierte sich als Sprecherin der SPD-Fraktion im Untersuchungsausschuss zur rechtsextremistischen Terrorgruppe NSU. Högl gilt als fleißig, kompetent und durchsetzungsfähig. In ihrer Partei wird sie zwar nicht geliebt, dafür ist sie zu niedersächsisch spröde, aber sie wird respektiert.

Högl ist keine Parteilinke, sondern gehört zum pragmatisch orientierten SPD-Netzwerk. Im Berliner Landesverband hat ihre Stimme Gewicht, und seit Dezember sitzt sie – nach mehrjähriger Pause – wieder im Vorstand der Bundespartei. Ihre Hausmacht ist der Kreisverband Mitte, die größte Bezirksorganisation der Berliner SPD. Ob sie den Vorsitz im März übernimmt, ist bisher noch nicht ganz klar.

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