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Kritiker werfen Armin Laschet vor, den Wahlkampf von Angela Merkel zu kopieren. Nur ohne Kanzlerbonus.

© Michael Kappeler/AFP

Neue Hoffnung im Wahlkampf-Endspurt: Die CDU baut auf Laschets Abkehr von der Merkel-Kopie

Mit veränderter Taktik und weniger personalisiertem Wahlkampf will die CDU Kanzlerkandidat Armin Laschet nach vorn bringen. Kann das noch klappen?

Die CDU-Führung macht sich wieder Hoffnungen, immerhin noch vor der SPD bei der Bundestagswahl abzuschneiden. Dazu beigetragen haben Gespräche im Hintergrund mit Parteichef und Spitzenkandidat Armin Laschet. Zum Beispiel das mit Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble.

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Der hatte dem nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten erst gemeinsam mit Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier den Weg zur Kanzlerkandidatur der Union geebnet und wird in der Pflicht gesehen, Laschets Kandidatur in dieser schwierigen Phase zu fördern.

Das Gespräch zwischen Schäuble und Laschet fand vor Kurzem nach dem Gedenken an die Flutopfer im Aachener Dom und vor dem ersten Triell mit Annalena Baerbock (Grüne) und Olaf Scholz (SPD) statt. Anschließend zeigten sich die Präsidiums- und Vorstandsmitglieder der CDU in Sitzungen mehr als erleichtert, vielmehr hoch zufrieden.

Ein klares Lob kam überraschend auch von Markus Söder, dem CSU-Chef. Dessen Rolle wird intern sehr kritisiert, die Kritik ist auch bis nach München gedrungen.

Öffentlich gemacht hat sie bisher nur Friedrich Merz, Superministerkandidat und loyaler Unterstützer von Laschet. Die beiden Christdemokraten kennen sich lange, pflegen ungeachtet der internen Konkurrenz einen vertrauten und vertraulichen Austausch.

[Lesen Sie außerdem bei Tagesspiegel Plus: Er kämpft und könnte schon wieder verlieren - die Sorgen des Friedrich Merz.]

Laschet hatte Merz schon in mehreren Funktionen in die Arbeit in Nordrhein-Westfalen eingebunden. Weitere öffentliche Reaktionen aus dem Kreis des Präsidiums werden aber ausdrücklich nicht ausgeschlossen. Die Blicke richten sich da auch auf den Hessen Bouffier.

Im Hintergrund. Armin Laschet (r.) und Wolfgang Schäuble wollen die Chancen erhöhen, das die CDU weiter den Kanzler stellt.
Im Hintergrund. Armin Laschet (r.) und Wolfgang Schäuble wollen die Chancen erhöhen, das die CDU weiter den Kanzler stellt.

© picture alliance/dpa

Die wieder aufkeimende Hoffnung der CDU-Granden gründet einerseits auf Laschets Auftritt im ersten Triell, der als überraschend kämpferisch empfunden wurde. Interne Auswertungen verschiedener Meinungsumfragen ergeben dementsprechend ein nicht nur negatives Bild. Es gibt auch solche, in denen Laschet vor den beiden anderen Bewerbern liegt, in einem Fall sogar sehr deutlich. Deshalb setzen die Strategen im Konrad- Adenauer-Haus jetzt auf die weiteren Triell-Auftritte und eine Vor-Ort-Basismobilisierung, gerade auch als Reaktion auf Umfragen.

In den Triellen wird Laschet versuchen, den Eindruck seiner Themenkompetenz noch einmal zu verstärken und dazu das Staatsmännische betonen. Ein Verhalten, das als aggressiv, herablassend oder ungeduldig empfunden wird, in Sonderheit gegenüber Annalena Baerbock, hat nach allen Erkenntnissen negative Auswirkungen auf Wahrnehmung und Ergebnis. In dieser Hinsicht hatte sich SPD- Kanzlerkandidat Olaf Scholz sehr zurückgenommen und damit gepunktet.

Merkel-Wahlkampf ohne Kanzlerbonus

In Führungskreisen wird außerdem mit einer gewissen Erleichterung gesehen, dass die Parteizentrale nicht mehr strategisch paralysiert wirkt. Ihr wurde vereinzelt vorgeworfen, Inhalte vernachlässigt und zu stark auf Kommunikation und die Person des Kanzlerkandidaten gesetzt zu haben. Es war schon die Rede von der Kopie eines Merkel-Wahlkampfs ohne den dafür nötigen Kanzlerbonus.

Jetzt allerdings sind die Themen offenkundig aufgearbeitet, wie sich auch am Angriff Laschets auf Scholz in Sachen Unterstützung für Kinder gezeigt hat. So soll es weitergehen. Zum Beispiel bei den Themen Wohnen, Rente und Umwelt will die CDU jetzt sehr konkret werden und die beiden anderen Kanzlerbewerber stellen.

Die Stammwählerschaft entscheidet?

Hinter der neuen Aktivität steht die Überlegung, dass es vorrangig gelingen muss, die Stammwählerschaft – immer noch stärker als bei der Konkurrenz – zu überzeugen und zu mobilisieren. Damit will die Union die Chance wahren, in jedem Fall, und sei es knapp, vor der SPD zu liegen, um wieder die Regierung anführen zu können. Denn diese Angst geht um: Verfehlt die Union dieses Ziel, läuft sie Gefahr – bis auf die Regionalpartei CSU in Bayern –, längerfristig das Schicksal der inzwischen verschwundenen Schwesterpartei Democrazia Cristiana in Italien zu erleiden.

Für die kommende Zeit wird in Führungskreisen sehr stark auf Laschets Entschlossenheit gesetzt, mit neuen Vorstößen zu überraschen. Mit Interesse ist außerdem aufgenommen worden, dass aus dem Kreis der europäischen Grünen die für den Sozialdemokraten Scholz unangenehmen Themen Wirecard und Cum-Ex noch einmal sehr kritisch aufgebracht worden sind. Die Kommunikation in diesen Fällen wird allerdings schon auch weiter als schwierig eingestuft: Es geht darum, die Bedeutung allgemein verständlich zu machen, außer dass es um viel Geld geht.

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