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Polizisten führen in der Innenstadt während des Protests gegen einen Aufzug von Neonazis einen Gegendemonstranten ab.

© Sebastian Willnow/dpa-Zentralbild/dpa

Neonazi-Marsch und Gegendemo in Dresden: Polizei nimmt sieben Menschen in Gewahrsam - 25 Ermittlungsverfahren

Hunderte Menschen demonstrierten am Samstag in Dresden gegen einen rechten Marsch. Die Neonazis musste eine andere Route nehmen als geplant.

Trommeln, Trillerpfeifen, laute Musik und Sprechchöre - bunt und lautstark haben in Dresden zahlreiche Menschen gegen eine Kundgebung von Neonazis und einen sogenannten „Trauermarsch“ zum Gedenken an die Zerstörung der Stadt im Zweiten Weltkrieg demonstriert.

„Gemeinsam gegen den Rechtsruck in Europa“ war etwa auf Transparenten zu lesen. Pink gekleidete Demonstranten hielten ein Pappschild mit der Aufschrift: „Lieber Paradiesvogel als Reichsadler.“

Gegen die teils aus mehreren europäischen Ländern angereisten Rechtsextremen machten nach ersten Schätzungen der Organisatoren deutlich mehr als 2000 Menschen mobil. Die genaue Zahl lasse sich allerdings nur schwer abschätzen, weil sich unterwegs zahlreiche Menschen den beiden Protestzügen angeschlossen und beim Ankommen in der Innenstadt zerstreut hätten.

„Auf jeden Fall sind es mehr als erwartet“, so eine Sprecherin vom Bündnis „Dresden Nazifrei“. Die Polizei machte keine Angaben zur Zahl der Demonstranten.

Neonazis mussten auf alternative Strecke ausweichen

Die rechtsextreme Kundgebung, angemeldet von einem Dresdner NPD-Funktionär, musste aufgrund von Protesten und Sitzblockaden eine andere Route nehmen als ursprünglich geplant. Die geschätzt etwas mehr als 1000 Neonazis konnten nicht wie gewünscht durch die Altstadt marschieren, sondern mussten auf eine Strecke am Rande der Innenstadt Richtung Hauptbahnhof ausweichen.

Auf der Versammlung wehten auch Fahnen aus Spanien, Italien, Frankreich und der Slowakei. Die Rechtsextremen hatten zuvor rund 800 Teilnehmer angemeldet.

Das linksgerichtete „Aktionsbündnis 13. Februar 2020“, zu dem unter anderem „Dresden Nazifrei“, die Grüne Jugend Dresden, die Dresdner Jusos und die Initiative „Hope - fight racism“ gehören, hatte unter dem Motto „Nazis stören“ zu Protesten aufgerufen.

Großaufgebot der Polizei

Bereits am Vormittag hatten sich Hunderte im Szeneviertel Neustadt sowie am Hauptbahnhof versammelt, um Richtung Innenstadt zu ziehen. Auch die Arbeitsgemeinschaft „13. Februar“, die das städtische Gedenken an die Zerstörung Dresdens koordiniert, hatte zu einer Kundgebung aufgerufen und sich in der Nähe des Rathauses versammelt.

Die Polizei war mit einem Großaufgebot im Einsatz, darunter Hubschrauber und berittene Polizei. Sie trennte die Lager konsequent. Unterstützung kam von der Bundespolizei sowie von Kollegen unter anderem aus Thüringen, Brandenburg, Berlin und Schleswig-Holstein.

In Dresden demonstrierten am Samstag mehrere tausend Menschen gegen rechte Demonstranten.
In Dresden demonstrierten am Samstag mehrere tausend Menschen gegen rechte Demonstranten.

© imago images/epd

Im Zuge des Einsatzes wurden sieben Menschen in Gewahrsam genommen und 25 Ermittlungsverfahren eingeleitet. Unter anderem wird nach Polizeiangaben wegen möglicher Verstöße gegen das Versammlungsgesetz, Körperverletzung, Landfriedensbruch und Beleidigung ermittelt.

Dresden war am 13. Februar 1945 und in den Tagen danach von britischen und amerikanischen Bomben stark zerstört worden, bis zu 25.000 Menschen starben. Immer wieder wird das historische Datum von Rechten missbraucht. Für den frühen Nachmittag ist ein sogenannter Trauermarsch mit rund 800 Teilnehmern angemeldet.

So hatten sich vor wenigen Tagen am 13. Februar im Dresden rund 11.000 Bürger zu einer kilometerlangen Menschenkette zusammengeschlossen, um einen schützenden Ring um die Innenstadt zu bilden und ein Zeichen für Frieden und Versöhnung zu setzen.(dpa)

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