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Standbild aus der Video-Übertragung während der Sondersitzung des Europäischen Parlaments über die Invasion in der Ukraine.

© dpa/EU Video Link

„Nazismus wird im Schweigen geboren“: Selenskyj wirft Russland „Auslöschen“ der Ukraine vor

Nach einem Angriff nahe einer Shoah-Gedenkstätte appelliert der ukrainische Präsident an Juden auf der ganzen Welt. Zudem besteht er auf eine Flugverbotszone.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat Russland nach einem Luftangriff nahe einer Holocaust-Gedenkstätte in Kiew vorgeworfen, die Ukraine "auslöschen" zu wollen. Der Beschuss zeige, dass "für viele Menschen in Russland unser Kiew völlig fremd ist", sagte der Staatschef in einer Videobotschaft am Mittwoch.

"Sie wissen nichts über unsere Hauptstadt. Über unsere Geschichte. Aber sie haben den Befehl, unsere Geschichte auszulöschen. Unser Land auszulöschen. Uns alle auszulöschen."

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Selenskyj, der selbst Jude ist, rief Juden in aller Welt auf, ihre Stimme zu erheben. "Seht ihr nicht, was hier geschieht? Deshalb ist es sehr wichtig, dass Millionen Juden auf der ganzen Welt jetzt nicht schweigen", sagte er. "Der Nazismus wird im Schweigen geboren."

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Die russische Armee hatte am Dienstag einen Fernsehturm in Kiew beschossen und dabei fünf Menschen getötet. Der Turm steht in der Nähe der Schlucht von Babyn Jar und der Gedenkstätte zur Erinnerung an das Massaker, das die deutsche Wehrmacht an jüdischen Ukrainern im Zweiten Weltkrieg verübte.

In der Schlucht Babyn Jar erschossen SS-Kommandos am 29. und 30. September 1941 mehr als 33.000 ukrainische Juden. Bis 1943 wurden in dem Gebiet bis zu 100.000 Menschen getötet – Juden, Roma und sowjetische Kriegsgefangene.

Forderung nach westlichen Truppen

In einem Interview mit dem Sender CNN bekräftigte Selenskyj seine Forderung an den Westen nach einer Flugverbotszone und Bodentruppen. Staatschefs müssten "demokratische Staaten auf der Welt unterstützen, die dazu bereit sind, diese Prinzipien zu verteidigen", sagte er dem Interview, das in einem Bunker in Kiew geführt wurde.

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Seine Forderung bedeute nicht, "die Nato in diesen Krieg hineinzuzerren". Biden und andere Staatschefs hätten ihm nicht zugehört. "Sie werden sehen, die Ukraine wird am härtesten kämpfen".

Über die Friedensgespräche mit Russland berichtete er ironisch: "Sie entschieden sich dazu, damit zu beginnen, über diese Situation zu sprechen." Er wolle das "wirklich". Aber dafür müssten zuerst die Kämpfe aufhören. Er könne sich vorstellen, zum Status vor dem russischen Angriff zurückzukehren. Wenn Russland das ebenfalls wolle, bedeute das, "dass sie für Frieden bereit sind". Andernfalls seien Gespräche nur Zeitverschwendung. Was von beidem eintrete, werde man sehen.

Appell an US-Präsident Biden

Selenskyj appellierte wiederholt an US-Präsident Joe Biden: "Er muss uns eine Botschaft geben, die wirklich funktioniert, die wirklich hilft." Biden sei ein Anführer in der Welt. US-Bürger müssten verstehen: Auch wenn dieser Krieg in der Ukraine stattfinde, gehe es darum um allgemeine Werte, um Demokratie und Freiheit. "Deshalb ist dieser Krieg ein Krieg für die ganze Welt. Deshalb ist die Unterstützung für die Ukraine entscheidend."

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Auf die Frage, ob die ukrainische Armee unvorbereitet gewesen sei, verweist Selenskyj darauf, wie gut die Abwehr gegen Russland funktioniere. Seine Kritik vom Februar an Warnungen von US-Geheimdiensten vor einem bevorstehenden Angriff durch Russland bekräftigte Selenskyj. "Auch wenn man sich vorbereitet, ist es wichtig, den Gegner nicht die eigene Reaktion vorhersehen zu lassen." Der Welt "zu erzählen, dass wir uns auf einen Krieg vorbereiten", habe "alles risikoreich gemacht".

Die Furcht vor einer Intensivierung der russischen Angriffe nach dem anfänglichen Stocken der Offensive teilt der ukrainische Präsident. Aber die ukrainischen Soldaten seien "stärker und erfolgreicher". Auch hier sagte er, die Russen verstünden den ukrainischen Staat nicht. "Sie kennen diese Straßen nicht, kennen unsere Leute nicht, verstehen unsere Philosophie nicht, was für eine Art von Leuten wir sind. Sie wissen gar nichts hier. Sie wurden nur hier hergeschickt, um zu kämpfen und zu sterben." (Tsp, AFP)

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