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Nazi-Zeit: USA schieben mutmaßlichen NS-Verbrecher ab

Ihm wird zur Last gelegt, in der NS-Zeit an einem Massaker an tausenden Juden teilgenommen zu haben. Nun ist ein heute 83-Jähriger Mann nach Österreich ausgeliefert worden. Er war in den Sechzigern in die USA ausgewandert.

Die USA haben den mutmaßlichen NS-Verbrecher Josias Kumpf nach Österreich abgeschoben. Der heute 83-Jährige habe als Mitglied der SS-Totenkopfdivision in dem deutschen Arbeitslager Trawniki auf polnischen Gebiet an einem Massaker an 8000 Juden teilgenommen, teilte das US-Justizministerium am Donnerstag mit. Kumpf habe selbst eingeräumt, als Aufseher die Erschießung von Gefangenen überwacht zu haben. Die Häftlinge hatten damals versucht, vor dem Blutbad am 3. November 1943 zu fliehen, sagte die stellvertretende Generalstaatsanwältin Rita Glavin. Kumpf sei auch Aufseher im Konzentrationslager Sachsenhausen gewesen.

Der mutmaßliche NS-Verbrecher war den Angaben zufolge 1956 von Österreich in die USA ausgewandert und wurde 1964 amerikanischer Staatsbürger. Zuletzt lebte er im Bundesstaat Wisconsin. Glavin nannte die Abschiebung Kumpfs "einen weiteren Meilenstein" im Bemühen der USA, all jenen, die sich Verbrechen gegen die Menschlichkeit haben zuschulden kommen lassen, keine Zuflucht zu gewähren.

Bereits in der vergangenen Woche hatten die USA der deutschen Justiz ihre Zusammenarbeit bei der Strafverfolgung des mutmaßlichen NS-Verbrechers Iwan Demjanjuk angeboten. Das Amtsgericht München hat Haftbefehl gegen den 88-Jährigen beantragt. Laut Staatsanwaltschaft München I ist der im US-Staat Ohio Lebende dringend verdächtig, von März bis Ende September 1943 als Wachmann im Vernichtungslager Sobibor im besetzten Polen Beihilfe zum Mord an mindestens 29.000 Juden geleistet zu haben. Sobald der Beschuldigte in Deutschland ist, will die Staatsanwaltschaft Anklage gegen Demjanjuk erheben. (mhz/dpa)

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