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Nationalsozialismus: Ghettokämpfer Edelman ist tot

Marek Edelman war in Polen eine moralische Institution – einer, der sich nie den Mund verbieten ließ. Am Freitag ist der letzte lebende Anführer des Aufstandes im Warschauer Ghetto von 1943 gestorben.

Warschau - Marek Edelman war in Polen eine moralische Institution – einer, der sich nie den Mund verbieten ließ. Am Freitag ist der letzte lebende Anführer des Aufstandes im Warschauer Ghetto von 1943 gestorben. Wie Freunde von ihm mitteilten, starb er im Alter von 87 Jahren. Das Ghetto war von den deutschen Besatzern eingerichtet worden. Auf engstem Raum drängten sich fast eine halbe Million Juden. Als der Aufstand am 19. April 1943 begann, lebten dort nur noch etwa 60 000 Menschen. Die anderen waren bereits an Hunger und Krankheiten gestorben oder in den Gaskammern von Treblinka ermordet worden. Einige hundert Juden hatten beschlossen, sich nicht kampflos zu ergeben, unter ihnen Marek Edelman. Der Aufstand der nur schlecht bewaffneten Widerstandskämpfer wurde nach drei Wochen von den SS-Truppen niedergeschlagen. Edelman konnte mit einer kleinen Gruppe von Kampfgenossen über die Kanalisation aus dem Ghetto fliehen. Die Deutschen machten es dem Erdboden gleich.

Nach dem Krieg studierte Edelman Medizin und wurde zu einem der führenden Herzspezialisten des Landes. Während der Phase der antisemitischen Hetze in Polen im Jahr 1968 verlor er seine Arbeit. Schon ab den 1970er Jahren engagierte er sich in der antikommunistischen Opposition und dann in der unabhängigen Gewerkschaftsbewegung Solidarnosc. Nach dem Ende des Kommunismus 1989 gehörte er einige Jahre dem polnischen Parlament an. Knut Krohn

Knut Krohn

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