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Friedrich Merz (CDU) spricht auf einer Pressekonferenz zu einer möglichen Kandidatur für den CDU-Vorsitz.

© Michael Kappeler/dpa

Nachfolger von AKK: Für Merz sind Laschet und Spahn ein echtes Problem

Für Friedrich Merz ist das Team Armin Laschet und Jens Spahn ein echtes Problem. Denn das Duo trifft gerade einen Nerv in der CDU. Ein Kommentar.

Von Robert Birnbaum

Die letzte große Volkspartei zu retten – mit diesem Anspruch treten sie an. Darunter tun es Armin Laschet, Jens Spahn, Friedrich Merz und Norbert Röttgen im Rennen um den CDU-Vorsitz nicht. Und so, wie der Zustand der Partei und des Landes sich derzeit darstellt – gespalten, verstört, verunsichert –, kann ihr Anspruch gar nicht geringer sein. Der nächste CDU-Vorsitzende muss die Partei zum Wahlsieg und als Nachfolger Angela Merkels das Land in eine gute Zukunft führen können.

Zwei Solisten und ein Team

Da stehen jetzt also zwei Solisten und, Überraschung, ein kleines Team. Laschet und Spahn sind quasi übrig geblieben bei dem Versuch, eine harmonische Gesamtlösung zu finden. Röttgen diffamierte das zu Unrecht als Hinterzimmerpolitik; aber der intellektuelle Solist dürfte jetzt ohnehin raus sein aus dem Spiel. Merz verweigerte sich, weil er selbst Nummer eins werden will. Das ist machtpolitisch verständlich und seinem Ego angemessen. Nur ob es klug ist, darf man bezweifeln.

Denn das Duo aus dem liberalen Ministerpräsidenten von Nordrhein-Westfalen und dem zwischen modern und konservativ changierenden Gesundheitsminister ist mehr als ein Verlegenheitsbündnis. Die CDU als widersprüchliche Volkspartei sehnte sich immer nach klarer Kante einerseits und innerer Harmonie andererseits. Merz bedient das Kantige. Doch in den zwei Wochen seit Annegret Kramp-Karrenbauers Verzicht ist eher das Harmoniebedürfnis gewachsen und die Sorge, dass sich die Spaltung in der Partei vertieft.

Das Zweier-Team trifft mit seinem Versprechen, Zusammenhalt zu stiften, genau diesen Nerv. Die Konstellation passt ebenfalls dazu. Laschet ist schon von der rheinischen Natur her kein Streithansel. Als schwarz-grüner Pizza-Connectionist gestartet, leitet er eine Landesregierung, in der von innerer Sicherheit bis Integration alle Konfliktfelder von Charakterköpfen bearbeitet werden.

In einem Punkt muss der CDU-Parteitag eine Richtungsentscheidung treffen

Spahn deckt als Merkel-Kritiker in der Zuwanderungspolitik die Flanke nach rechts, hat sich durch Leistung im Amt bewährt und luchst Merz Stimmen bei den Jungen ab. Der 39-Jährige zeigt auch einmal mehr seine strategische Qualität. Der halbe Schritt zurück als Vize hinter den Kandidaten Laschet lässt ihn zum Gewinner werden, egal was kommt.

Für Merz sind die zwei ein echtes Problem. Man erkennt es an den Versuchen des Ex-Fraktionschefs, die Gefechtslage wieder herbeizureden, die ihm 2018 fast den Sieg gebracht hatte: Es gehe um eine Richtungsentscheidung zwischen Kontinuität und Aufbruch, behauptet er. Das würde vielleicht noch verfangen, stünde Laschet alleine. Aber Spahn zur Fortsetzung Merkels mit anderen Mitteln zu erklären, wird nicht funktionieren. Und was er als Schwerpunkte für die Zukunft nennt, unterscheidet sich auch nicht nennenswert von denen des Konkurrenten-Duos: Digitalisierung, mehr Europa, mehr Bildung.

In einem Punkt muss der Parteitag in acht Wochen aber eine Richtungsentscheidung treffen. Will sich die CDU mit Merz auf den Versuch konzentrieren, Wähler von rechts zurückzuholen? Oder setzt sie auf das breitere Angebot? Laschet könnte die Erosion an der grünen Flanke bremsen, Spahn Teile der Konservativen erreichen. Ein Duo, die SPD kann das bezeugen, garantiert nicht unbedingt den Erfolg. Aber für eine Partei, die unter ihrer Spaltung leidet, ist es das attraktivere Angebot.

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