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Der Supreme Court hatte ein historisches Urteil gefällt.

© REUTERS/Jim Bourg

Update

Nach Urteil des Supreme Courts: Mehrere US-Bundesstaaten verbieten Abtreibung – auch bei Vergewaltigung und Inzest

In Staaten wie Arkansas, Kentucky oder Louisiana sind Abtreibungen nun nicht mehr erlaubt. US-Präsident Joe Biden steht dem relativ machtlos gegenüber.

„Ein Feminist ist jemand, der sich als solcher definiert.“ Die nächsten Worte des jungen Mannes, dunkler Anzug, Krawatte, Sonnenbrille, gehen in der wütenden Antwort der jungen Mädchen unter, die sich vor ihm aufgebaut haben.

Was den Ärger der Mädchen erregt hat, ist das Schild, das er in der Hand hält und auf dem steht „I am a Prolife Feminist“ – nein, Männer und Frauen, die Abtreibungen verbieten wollen, seien das Gegenteil von Feministen, rufen sie.

Die Szene spielt am Freitagmittag vor den Marmorstufen des Obersten Gerichts in Washington, wo sich hunderte Demonstranten versammelt haben. Hier ist wenige Stunden zuvor ein Urteil bekannt gegeben worden, das mächtige Schockwellen durchs Land rollen lässt.

Nun haben die Bundesstaaten mehr Macht

Die konservative Mehrheit des Supreme Courts hat das seit knapp 50 Jahren geltende Grundsatzurteil „Roe v. Wade“ kassiert, das ein bundesweites Recht auf Abtreibungen garantierte. Damit hat es den Bundesstaaten die Macht gegeben, eigene und im Fall republikanisch regierter Staaten deutlich schärfere Gesetze zu erlassen.

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In sieben konservativ regierten Bundesstaaten wurden daraufhin noch am selben Tag Abtreibungsverbote verkündet. In Staaten wie Arkansas, Kentucky oder Louisiana sind Abtreibungen nun nicht mehr erlaubt – auch nicht bei Vergewaltigungen oder Fällen von Inzest. Ausnahmen gibt es in der Regel nur für medizinische Notfälle.

Eine Reihe liberaler Staaten hat hingegen am Freitag angekündigt, das Recht auf Abtreibungen weiter schützen zu wollen. US-Präsident Joe Biden kündigte Maßnahmen an, um die Rechte der Frauen zu schützen. Er steht der Entscheidung aber relativ machtlos gegenüber.

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Proteste vor dem Supreme Court.
Proteste vor dem Supreme Court.

© Juliane Schäuble

Es war ein Schritt, den viele befürchtet hatten, seit der damalige Präsident Donald Trump die Mehrheit des Gerichts mit der Ernennung von drei konservativen Richtern nach rechts verschieben konnte.

Gleichzeitig ist es eine Entscheidung, die viele einfach nicht fassen können. Allen voran US-Präsident Joe Biden, der sich gut zwei Stunden nach der Verkündung des Urteils aus dem Weißen Haus zu Wort meldet.

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„Es erschüttert mich“, sagt der Demokrat an einer Stelle über das Urteil. Vor allem arme Frauen würden davon betroffen sein. „Meiner Ansicht nach ist dies ein trauriger Tag für unser Land, aber das bedeutet nicht, dass der Kampf vorbei ist.“

„Nehmt die Hände von unseren Körpern“

Kämpferisch geben sich auch die vielen jungen Frauen vor dem Supreme Court. „Ich bin wütend, und es ist schrecklich, dass so etwas passieren musste, damit wir hier alle zusammenkommen“, sagt Andrea Barrera aus Phoenix, Arizona.

Andrea Barrera aus Phoenix, Arizona (rechts) mit einer Freundin.
Andrea Barrera aus Phoenix, Arizona (rechts) mit einer Freundin.

© Juliane Schäuble

Arizona ist einer von 13 konservativen Staaten, die Gesetze für den Fall vorbereitet haben, dass „Roe v. Wade“ wegfällt. „In Arizona ist es Frauen ab sofort verboten, eine Abtreibung vorzunehmen“, sagt die 38-Jährige, was nicht ganz stimmt: Konkret untersagt das Gesetz, das die republikanische Mehrheit erlassen hat, alle Schwangerschaftsabbrüche ab der 15. Woche, es sei denn, das Leben der Mutter ist in Gefahr.

Sie sei hier, sagt Barrera, um den Verantwortlichen zu sagen: „Nehmt die Hände von unseren Körpern.“ Ab sofort werde sie Frauen dabei helfen, für eine Abtreibung in einen anderen Bundesstaat zu reisen.

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Wie Barrera sind viele entschlossen, das Urteil der Obersten Richter nicht einfach hinzunehmen. „Wir gehen nicht zurück“ steht auf Plakaten vor dem Gerichtshof, und „Ich werde weiter bei Schwangerschaftsabbrüchen helfen“.

Auch „Planned Parenthood“, der wichtigste Anbieter von Schwangerschaftsabbrüchen in den USA, bekräftigt umgehend, sich weiter für das Recht auf Abtreibung engagieren zu wollen. Und die Organisatoren des „Women’s March“ rufen zu einem „Sommer der Wut“ auf.

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