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Demonstrierende bei de Großdemonstration am Neujahrstag.

© REUTERS/Tyrone Siu

Update

Nach Straßenschlachten in Hongkong: Polizei löst Großdemonstration auf

Zehntausende beteiligten sich am Neujahrstag an einer Demonstration gegen die Regierung. In der Silvesternacht war es zu Straßenschlachten gekommen.

Bei Protesten am Jahreswechsel ist es in Hongkong zu Zwischenfällen gekommen. Zehntausende beteiligten sich am Neujahrstag an einer Demonstration gegen die Regierung. Nach nur drei Stunden forderte die Polizei die Organisatoren allerdings auf, den Marsch aufzulösen.

Ein regierungskritischer Demonstrant schützt sich mit einem Regenschirm vor Tränengas.
Ein regierungskritischer Demonstrant schützt sich mit einem Regenschirm vor Tränengas.

© Vincent Yu/AP/dpa

Zuvor hatten radikale Aktivisten eine Bankfiliale attackiert. Die Polizei der chinesischen Sonderverwaltungsregion ging mit Tränengas und Pfefferspray vor. Es gab Festnahmen. Bei ihrem Rückzug warfen Aktivisten Brandsätze und blockierten Straßen. In der Silvesternacht war es schon zu ähnlichen Zwischenfällen gekommen.

Die Civil Human Rights Front, die den Marsch als Zeichen der Solidarität organisiert hatte, folgte der Anweisung der Polizei und forderte die Teilnehmer auf, nach Hause zu gehen. Wegen der großen Menschenmenge waren zu dem Zeitpunkt aber am Ausgangspunkt im Victoria Park noch viele Menschen versammelt, die noch nicht einmal losmarschiert waren.

Viele waren frustriert. Organisator Jimmy Sham forderte die Teilnehmer auf, besonders auf junge und ältere Teilnehmer aufzupassen, während sich die Demonstration in den überfüllten Straßen der Innenstadt auflöste.

Auf Fahnen oder Bannern war „Kämpft“, „Befreit Hongkong“ oder der Ruf nach „Hongkongs Unabhängigkeit“ zu lesen, der besonders in Peking für Aufregung sorgt. Seit der Rückgabe 1997 an China wird die ehemalige britische Kronkolonie nach dem Grundsatz „ein Land, zwei Systeme“ autonom unter Chinas Souveränität regiert.

Ein Polizist mit Schutzschild steht am 1. Januar auf einer Straße, die mit Pflastersteinen übersät ist.
Ein Polizist mit Schutzschild steht am 1. Januar auf einer Straße, die mit Pflastersteinen übersät ist.

© Vincent Yu/AP/dpa

Seit einem halben Jahr demonstrieren die Hongkonger gegen die Regierung, den wachsenden Einfluss Peking und Polizeibrutalität bei den anhaltenden Protesten. Sie fordern echte Demokratie und mehr Selbstbestimmung.

Die Organisatoren übten scharfe Kritik an der Brutalität der Polizei bei den anhaltenden Protesten. Mehr als 6000 Menschen seien dabei festgenommen worden. Während die Regierung einerseits von Aussöhnung spreche, gingen die Behörden andererseits gegen Lehrer vor und unterstellten ihnen anhand ihrer Beiträge in sozialen Medien, die Schüler zum Protest anzustiften. „Wir werden den Kampf fortsetzen und uns ohne Pause der ungerechten und grausamen Autorität widersetzen.“

Seit der Rückgabe 1997 an China wird Hongkong nach dem Grundsatz „ein Land, zwei Systeme“ autonom regiert. Die sieben Millionen Hongkonger genießen - anders als die Menschen in der Volksrepublik - viele Rechte wie Versammlungs- und Meinungsfreiheit. Sie fürchten aber zunehmend um ihre Freiheiten. Auch fordern sie echte Demokratie, wie es ihnen beim Souveränitätswechsel in Aussicht gestellt worden war.

[Mehr zum Thema: In Hongkong zwischen den Fronten – „Wer will denn in einer Diktatur leben?“]

Auch aus Deutschland kam der Ruf, auf die Forderungen einzugehen. Die Vorsitzende des Menschenrechtsausschusses des Bundestages, Gyde Jensen (FDP), sagte: „Dass die chinesische Regierung die legitimen Forderungen der Demonstranten in Hongkong seit rund sechs Monaten quasi ignoriert, muss Deutschland und die EU dazu bringen, für die Demokratiebewegung stärker Partei zu ergreifen.“

Die Spirale der Eskalation müsse beendet werden. „Sollten Appelle weiter folgenlos verhallen, muss über Sanktionen gegen China diskutiert werden“, forderte Jensen. Die Bundesregierung müsse die deutsche EU-Ratspräsidentschaft und den EU-China-Gipfel in diesem Jahr dazu nutzen, dies mit Nachdruck auf die Tagesordnung zu setzen.

Aus Sicherheitsgründen wegen der anhaltenden Proteste war das städtische Feuerwerksspektakel zum Jahreswechsel um Mitternacht abgesagt worden. Stattdessen gab es eine Lichtshow, auch wurden von einigen Hochhäusern dennoch kleinere Feuerwerksdisplays abgeschossen. Aber Touristen zeigten sich enttäuscht über die deutlich reduzierten Feierlichkeiten, die jedes Jahr viele Reisende in die asiatische Hafenmetropole locken. (dpa)

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