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Perfider Adventskalender. Die Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt hat einen jungen Hacker angeklagt, der persönliche Daten hunderter Politiker im Netz veröffentlicht hatte.

© dpa/Julian Stratenschulte

Update

Nach massiver Cyberattacke auf Politiker: Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt klagt jungen Hacker an

Johannes S. spähte Daten von Angela Merkel und hunderten weiterer Politiker aus, dann stellte er sie ins Netz. Nun drohen strafrechtliche Konsequenzen.

Von Frank Jansen

Die Aufregung war groß, als Anfang 2019 herauskam, dass ein Hacker Spähangriffe auf Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), Grünen-Chef Robert Habeck und hunderte weitere Politiker verübt und deren private Details ins Netz gestellt hatte. Jetzt wird der Angreifer, der sich als Gott bezeichnete, mit den juristischen Konsequenzen konfrontiert. Die Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt hat, wie sie am Dienstag mitteilte, gegen den 22-jährigen Johannes S. Anklage erhoben, „wegen des Verdachts des Ausspähens und der Veränderung von Daten“ sowie weiterer Delikte.

Daten in „Adventskalender“ veröffentlicht

Der Angeschuldigte soll im Dezember 2018 persönliche Daten, darunter die von 993 Politikern, über den Twitter-Account „@_Orbit“ mit dem Nutzernamen „G0d“ in einem von ihm so genannten „Adventskalender“ veröffentlicht haben. Im Januar 2019 soll der Mann zudem die Links zu den veröffentlichten persönlichen Daten über den Twitter-Account eines YouTube-Künstlers erneut publiziert haben.

Wenige Tage später nahm die Polizei Johannes S. in der hessischen Kleinstadt Homberg fest. Der Schüler legte ein Geständnis ab und sagte, er habe sich über Äußerungen von Politikern geärgert.

Zunächst wurde ein russischer Geheimdienst als Täter vermutet

Die Sicherheitsbehörden hatten erst vermutet, ein russischer Geheimdienst stecke hinter der massiven Hackerattacke. Auffällig war, dass die AfD, in der Sympathien für das Putin-Regime weit verbreitet sind, als einzige größere Partei vom Angriff verschont blieb.

Doch dann stellte sich heraus, dass ein damals 20 Jahre alter Schüler aus dem Elternhaus heraus zugeschlagen hatte. Da Johannes S. bei den Straftaten noch keine 21 Jahre alt war, hat die Generalstaatsanwaltschaft die Anklage beim Jugendschöffengericht des Amtsgerichts Alsfeld (Hessen) eingereicht. Dem Angeschuldigten drohen nun bis zu fünf Jahre Haft.

Täter soll auch Daten von illegaler Website gekauft haben

Dem Angeschuldigten werde „insbesondere vorgeworfen, in der Zeit von August 2015 bis Januar 2019 in 73 Fällen personenbezogene Daten - insbesondere Telefonnummern, Anschriften, Kreditkartendaten, Bildaufnahmen und Kommunikation - von Politikern, Journalisten und Personen des öffentlichen Lebens ausgespäht zu haben“, sagte die Generalstaatsanwaltschaft. „Zur Verschaffung der Zugangsdaten“ soll Johannes S. E-Mail-Anbieter unter Nutzung der Passwortrücksetzungsfunktion über seine Berechtigung getäuscht haben.

In weiteren Fällen soll der Angeschuldigte die schon von anderen Hackern ausgespähten Zugangsdaten von Opfern auf einer illegalen Website gekauft haben. Die Website wurde im Januar 2020 von den US-Behörden abgeschaltet. Durch den Zugang zu den E-Mail-Konten und Online-Profilen von Geschädigten soll es Johannes S. möglich gewesen sein, den Opfern durch Änderung der Passwörter den Zugriff auf ihre Accounts zu verwehren und die in den Profilen gespeicherten persönlichen Daten zu verwenden.

Versuchte Erpressung von sechs Bundestagsabgeordneten

Johannes S. soll zudem versucht haben, sechs Abgeordnete des Bundestages zu erpressen. Er soll von ihnen unter Hinweis auf die drohende Veröffentlichung von Daten die Zahlung von Bitcoins im Wert von 900 Euro verlangt haben. Die Generalstaatsanwaltschaft wirft dem Mann auch vor, er habe im Juni 2016 und im Dezember 2018 in drei Fällen bei der Polizei angeblich bevorstehende Bombenanschläge und Amokläufe vorgetäuscht. Und im September 2018 sowie im Oktober 2018 soll Johannes S. in zwei Fällen durch falsche Verdächtigungen Ermittlungen eine Person initiiert haben.  

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