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Wie gut ist die App? Markus Söder fordert ein Update, ohne zu sagen, wie das aussehen soll.

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Nach Kritik von Markus Söder: Die Corona-App braucht schlicht mehr aktive Nutzer

Die Corona-Warn-App steht in der Kritik. Das Vertrauen in die Software lässt sich aber nicht durch App-Populismus erreichen. Ein Kommentar

Ein Kommentar von Sebastian Christ

Markus Söder hat offenbar ein Problem mit der Corona-Warn-App. Sie sei ein „zahnloser Tiger“, lästert er, weil sie kaum eine „warnende Wirkung“ habe. Der bayerische Ministerpräsident fordert ein „digitales Update“ für die App. Wie das aussehen soll, lässt er offen. Was schon sehr viel über den Gehalt von Söders Forderung aussagt: Sie ist der durchschaubare Versuch, sich ein zweites Mal als Macher in der Krise zu inszenieren.

Die „warnende Wirkung“, von der Söder spricht, lässt sich durch Freiwilligkeit und eine möglichst hohe Nutzerzahl herstellen. Bei der deutschen Corona-Warn-App wurde davon abgesehen, Daten zentral zu speichern. Der Verzicht auf eine staatliche Sammlung von höchst persönlichen Daten war eine erfolgreiche vertrauensbildende Maßnahme. Die deutsche App mag Kinderkrankheiten gehabt haben. Und natürlich nervt es, wenn Monate nach Veröffentlichung immer noch neue Fehler auftauchen. Ganz generell jedoch hat die deutsche App Maßstäbe in Europa gesetzt: Kein anderes digitales Hilfsmittel zur Pandemiebekämpfung wurde häufiger heruntergeladen als die deutsche Warn-App.

Es gibt gute Gründe, warum die Macher der App der autoritären Versuchung nach Zwang und Zentralisierung nicht gefolgt sind. Verpflichten kann man Bürger nämlich nicht zum Download – das wäre ein schwerwiegender Eingriff in die Persönlichkeitsrechte. Also muss man Menschen motivieren, freiwillig mitzumachen. Das ist keine Feiertagsprosa, sondern ein Erfahrungswert aus den vergangenen sechs Monaten.

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Die französische Warn-App beispielsweise zwang ihre Nutzer, Daten zur zentralen Speicherung freizugeben. Mit weniger als zwei Millionen Downloads entwickelte sie sich zum Flop. Die deutsche App wurde dagegen bereits fast 20 Millionen Mal heruntergeladen.

Die App bräuchte vor allem mehr Nutzer

Was die App wirklich bräuchte, wären noch mehr Nutzer. Wirksam ist sie nach Expertenmeinung schon, wenn sie von 15 Prozent der Deutschen aktiv genutzt wird. Doch je mehr es sind, desto besser. Und eine höhere Bereitschaft seitens der Bürger, positive Corona-Testergebnisse in die Software einzupflegen, würde die Wirksamkeit zusätzlich erhöhen. Das dafür nötige Vertrauen in die Software lässt sich aber nicht durch App-Populismus erreichen. Im Gegenteil: Auf einem neuerlichen Höhepunkt der Pandemie sorgt Söder dafür, dass unangebrachte Zweifel gesät werden.

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