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Insgesamt vier "Tiger" hatte die Bundeswehr nach Mali verlegt.

© dpa

Update

Nach Hubschrauber-Absturz: Piloten der Bundeswehr kritisieren "Tiger"-Einsatz in Mali

Zwei Besatzungsmitglieder eines "Tiger"-Hubschraubers sind tot: Jetzt erhebt die Pilotengewerkschaft schwere Vorwürfe.

Nach dem Absturz eines deutschen Kampfhubschraubers in Mali hat die Piloten-Gemeinschaft der Bundeswehr den Einsatz in dem westafrikanischen Land kritisiert. Die deutschen Kampfhubschrauber vom Typ "Tiger" seien nicht ausreichend für den Einsatz in dem Gebiet getestet, sagte der Vorsitzende des Pilotenverbunds IGTH, Reinhard Schlepphorst, der "Bild"-Zeitung vom Freitag. Zudem fehle den Piloten die vorgeschriebene Routine.

"Unsere Tiger-Piloten haben nicht genug Erfahrung auf den vor Ort eingesetzten Maschinen, um in Grenzsituationen die Hubschrauber vollumfänglich beherrschen zu können", sagte der Vorsitzende der Interessengemeinschaft des fliegenden und luftfahrzeugtechnischen Personals der Transport- und Hubschrauberverbände der Bundeswehr. Nato-Vorgaben zufolge müssten Piloten im Jahr vor einem Einsatz 140 Flugstunden auf den Maschinen absolvieren, die sie im Einsatz fliegen. Diese Flugstunden würde keiner der "Tiger"-Piloten auch nur annähernd erreichen, sagte Schlepphorst.

Die Bundeswehr wies die Kritik zurück. "Wir schicken keine unerfahrenen Piloten in den Einsatz", sagte ein Sprecher der "Bild". Nach Informationen der Zeitung ist einer der verunglückten Piloten den Kampfhubschrauber bereits im Afghanistan-Einsatz geflogen.

Die Ursache des Absturzes ist noch nicht geklärt

Beim Absturz eines "Tiger"-Hubschraubers in Mali waren am Mittwoch zwei Bundeswehrsoldaten ums Leben gekommen. Der Hubschrauber war aus bislang ungeklärter Ursache etwa 70 Kilometer nördlich von Gao verunglückt.

Der SPD-Verteidigungsexperte Rainer Arnold lehnte eine Debatte über Ausrüstungsmängel in der Bundeswehr als Konsequenz des Absturzes ab. "Dafür wissen wir einfach noch zu wenig", sagte Arnold der "Saarbrücker Zeitung" vom Freitag. Es könne noch Tage oder sogar Wochen dauern, bis die Untersuchungen zur Absturzursache abgeschlossen seien.

Zugleich warnte der SPD-Politiker davor, die Bundeswehr bei der Mission in Mali zu überfordern. "Nicht generell, aber im Bereich der Hubschrauber ist die Belastung sowohl für das technische als auch das fliegende Personal an der Grenze", sagte Arnold.

Die Bundeswehr unterstützt in Gao die UN-Mission Minusma, die als einer der gefährlichsten UN-Einsätze weltweit gilt. Ziel ist die Stabilisierung des krisengeschüttelten Landes.

Leichen der Soldaten werden am Samstag überführt

Die Leichen Soldaten werden am Wochenende nach Deutschland gebracht. Sie träfen am Samstagabend auf dem Militärflughafen Köln ein, sagte eine Sprecherin des Einsatzführungskommandos der Bundeswehr am Freitag. Die Öffentlichkeit sei dabei nicht zugelassen. Die beiden Soldaten stammen aus Nordhessen. Daher soll es in ihrer Heimatkaserne in Fritzlar im Schwalm-Eder-Kreis einen Trauerakt geben. Der Termin dafür stehe noch nicht fest, sagte die Sprecherin. (AFP/dpa)

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