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So sehen Sieger aus: Der niedersächsische SPD-Spitzenkandidat, Stephan Weil (l) und der Vorsitzende der SPD Sigmar Gabriel feierte am Montag den Wahlsieg in Niedersachsen kurz vor der Präsidiumssitzung im Willy-Brandt-Haus in Berlin.

© Reuters

Nach der Niedersachsen-Wahl: Gute Laune im Willy-Brandt-Haus

Es war knapp, aber am Ende hatten die Sozialdemokraten gemeinsam mit den Grünen gewonnen. Wahlsieger Stephan Weil und SPD-Chef Sigmar Gabriel feierten den Erfolg als Aufbruch zum Machtwechsel im Bund.

Als der SPD-Bundesvorsitzende Sigmar Gabriel und Stephan Weil, der sozialdemokratische Wahlsieger von Niedersachsen, im Willy-Brandt-Haus gegen 10.15 Uhr die Treppe ins Atrium hinabstiegen, klatschen die zahlreich anwesenden Mitarbeiter und Genossen Beifall. Es war ein historisch spannender Abend in Niedersachsen, Rot-Grün hatte noch Ende des Jahres um zehn Prozent vor Schwarz-Gelb gelegen, aber am Sonntag gegen 18 Uhr hatten dann CDU und FDP rund 15000 Stimmchen Vorsprung. Erst gegen 23.15 Uhr war klar, dass es doch noch einen Machtwechsel geben würde.

Sigmar Gabriel sprach von einem Wahlkrimi und hatte sich einen hübschen Vergleich zurecht gelegt. „Wir haben alle gezittert, aber es gewinnen wie bei jedem guten Krimi in Deutschland immer die Guten.“ Gabriel feierte Weil, weil er nach zehn Jahren die SPD in Niedersachsen zurück in die Staatskanzlei geführt hatte. Der letzte gewählte Ministerpräsident war übrigens Gerhard Schröder, denn dessen Nachfolger - Sigmar Gabriel -, verlor dann die Wahl, als er sich erstmals dem Votum stellen musste. So ist es nun auch David McAllister als Nachfolger von Christian Wulff ergangen, er wurde trotz hoher Sympathiewerte und wegen der vielen Leihstimmen für die FDP nicht vom Wähler bestätigt.

Gabriel sprach von dem „Geheimnis“ des Wahlsieges, der darin bestehe, dass „Weil Haltung bewiesen“ habe. Immer, wenn die SPD „Politik von unten“ mache, wenn sie auf soziale Themen setze, dann „ist sie auch erfolgreich“, sagte Gabriel und fügte wohl auch mit Blick auf den bisher eher unglücklich agierenden Peer Steinbrück an: „Das können wir für die Bundestagswahlen lernen.“

Derweil trat der so gelobte künftige Ministerpräsident von Niedersachsen gelöst lächelnd von einem Bein aufs andere, bis er endlich an der Reihe war. Der erste Satz: „Guten Morgen, sehr geehrte Damen und Herren, liebe Genossen, ich bringe aus Hannover ein bisschen gute Laune mit ins Willy-Brandt-Haus.“ Applaus, Gelächter, gelöste Stimmung.

Weil betonte in seiner Rede, dass der knappe Sieg der gesamten SPD in Niedersachsen zu verdanken sei, die es geschafft habe, „den Rücken gerade zu halten“. Niedersachsen sei ein gutes Beispiel dafür, dass man mit „Selbstbewusstsein und Kampfgeist Wahlen gewinnen kann“. Und: „Das ist bei uns geschehen.“ Es war ein dezenter Hinweis darauf, dass das bitte sehr auch im Bundestagswahlkampf zu geschehen habe.

Der noch amtierende Oberbürgermeister von Hannover, 54, verheiratet, ein Sohn, der sich als Pragmatiker sieht und Sachpolitik machen will, hatte dann noch eine schön zurecht gelegte Botschaft für den Bundestagswahlkampf. Angela Merkel, die Bundeskanzlerin, sei auffällig oft in Niedersachsen gewesen. „Deshalb ist das auch eine Niederlage für Merkel“, rief Weil und fügte grinsend an, dass auch Peer Steinbrück sehr oft in Niedersachsen gewesen sei, weshalb, klare Sache, „der Sieg auch ein Sieg von Steinbrück ist“.

Rechts am Rande des Podiums stand derweil die Bundesprominenz der SPD, die Ministerpräsidenten Scholz, Kraft und Berlins Regierender Bürgermeister Wowereit und lauschten sichtlich erleichtert den Worten ihres neuen Helden. Stephan Weil hat es mit diesem Wahlsieg geschafft, dass die Chance auf den rot-grünen Machtwechsel im Bund überhaupt noch existiert und nicht schon zu Beginn des Wahljahres vertan wurde. Vor wenigen Tagen hatte das aufgrund der Debatten über den Kanzlerkandidaten noch ganz anders ausgesehen. Am Ende überreichte Gabriel Weil einen Strauß roter Gerbera mit einigen roten Rosen garniert. Der gebürtige Hamburger und leidenschaftliche Fußball-Fan bedankte sich und verschwand. Mit dem ICE zurück nach Hannover.

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