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Die Taliban wollen in Afghanistan ein funktionierendes Staatswesen auf die Beine stellen.

© Oliver Weiken/dpa

Nach der Machtübernahme in Afghanistan: Taliban wollen brutale Strafen und Hinrichtungen wieder einführen

Ob die Taliban die Hinrichtungen öffentlich zur Schau stellen, ist noch nicht klar. Auch Frauenrechte schränkt die Terrororganisation weiter massiv ein.

Von Lisa Breuer

Rund einen Monat nach der Machtübernahme der Taliban in Afghanistan sollen öffentliche Hinrichtungen und Strafen wie das Abhacken von Händen wieder gelten. Das hat ein ranghoher Vertreter der Taliban angekündigt. Damit würden mit den gleichen Mitteln ein Klima der Angst in der Gesellschaft verbrietet wie bei der ersten Taliban-Herrschaft zwischen 1996 und 2001.

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Dieben sollen demnach Beine oder Hände abgeschnitten werden. „Das Abhacken von Händen ist sehr wichtig für die Sicherheit“, sagte Mullah Nooruddin Turabi, einer der Gründer der Taliban, der Nachrichtenagentur AP. Dies solle eine abschreckende Wirkung für Diebe haben. Ein Bericht der „Bild“-Zeitung von August zeigt, wie rigoros die Terrororganisation die Strafen durchzieht.

Darin erklärt der Taliban-Richter Gul Rahim, dass er angeordnet habe, einem Mann, der in ein Haus eingebrochen sei und dort einen Ring geklaut habe, die Hand abzuschneiden. „Dann habe ich den Besitzer des Rings gefragt, ob er auch verlangt, dass das Bein des Diebes abgehackt wird, weil er ja nicht nur den Ring geklaut hat, sondern auch eingebrochen ist, also zwei Straftaten begangen hat“, sagte Gul Rahim der Zeitung. Da der Besitzer des Hauses das nicht verlangt habe, sei es bei der abgehackten Hand geblieben.

Demonstrationen sind seit Donnerstag in ganz Afghanistan verboten.
Demonstrationen sind seit Donnerstag in ganz Afghanistan verboten.

© Bulent Kilic/AFP

Die brutalen Taten sollen nach der Schwere der Schuld bestimmt werden. Je nach Verbrechen können Fingerkuppen, Finger oder Hände und Arme abgetrennt werden. Auch Hinrichtungen solle es wieder geben. Ob die öffentlich sein sollen, also in einem Sportstadion oder auf einem Moschee-Gelände wie in der ersten Taliban-Herrschaft, sei noch nicht klar. Von 1996 bis 2001 wurden verurteilte Mörder für gewöhnlich mit einem Kopfschuss von der Familie ihres Opfers getötet.

In der neuen Herrschaft der Taliban seien im Vergleich zu früher nun Fernsehen und Mobiltelefone, sowie Fotos und Videos erlaubt. So könnten Strafen gefilmt werden, sollten sie öffentlich sein, um andere Menschen abzuschrecken, sagte Turabi: „Wir wissen jetzt, dass wir anstelle von nur Hunderten Menschen Millionen erreichen können.“

Nach ihrer Machtübernahme propagierten die Taliban, ihre Herrschaft werde sich von ihrer Zeit an der Macht in den 1990er Jahren unterscheiden. Dass das nicht stimmt, stellten Menschenrechtler ziemlich schnell fest. So beklagt die Organisation Human Rights Watch (HRW) und das Menschenrechtsinstitut der San Jose State University, dass vor allem Frauen und Mädchen unter den Taliban leiden.

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Frauen in Afghanistan dürfen unter den Taliban nur noch in männlicher Begleitung aus der Familie auf die Straße gehen. Außerdem können sie nicht arbeiten gehen und leiden unter anderem deshalb oft unter Existenzängsten. Die Menschenrechtler zitieren Frauen aus Herat, einer Stadt im Westen Afghanistans. Diese befürchteten, dass sie bei häuslicher Gewalt nicht entkommen könnten, wenn sie ihr Zuhause nicht alleine verlassen dürften.

Zudem haben die militant-islamistischen Taliban am Donnerstag alle Demonstrationen in Afghanistan „bis auf Weiteres“ verboten. Wer die neuen Regelungen missachtet, müsse mit „strengen rechtlichen Schritten“ rechnen. Zuvor war es in mehreren Städten des Landes zu einzelnen Demonstrationen gegen die Taliban gekommen. Auch Frauen beteiligten sich an diesen Kundgebungen.

Durch die Einschränkung der Bewegungs- und Versammlungsfreiheit, verbindliche Kleidervorschriften und strikte Regelungen für den Zugang zu Arbeit und Bildung lebten viele Frauen in Angst, betonen die Menschenrechtler.

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