zum Hauptinhalt
Wissen, was drin steckt. Die AfD-Spitzenkandidaten Alexander Gauland und Alice Weidel.

© AFP / John MACDOUGALL

Nach der Bundestagswahl: Umgang mit der AfD: Zeit für Inhalte

Im neuen Parlament werden Rassisten sitzen. Immer nur darauf hinzuweisen, reicht aber nicht. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Christian Vooren

Wie umgehen mit der AfD? Die Frage stellt sich für die nächsten vier Jahre. Im politischen Betrieb, der eine stramm rechte bis rechtsextreme Partei als voraussichtlich zweitstärkste Fraktion im Parlament erwartet, in der Gesellschaft, durch die ein tiefer Riss geht, und nicht zuletzt auch die Medien, die das Vehikel waren, von dem die Partei sich in den Bundestag tragen ließ.

Zuerst auf Twitter, Facebook und Co., wo eine kleine Provokation genügt, um die Wogen hochschlagen zu lassen. Die Rechten haben diese Dramaturgie perfektioniert. Erst wird eine Grenze überschritten, ein Eklat entsteht, der eine Teil jubelt, die große Masse ist außer sich und tobt gegen die Minderheit. Die fühlt sich weiter ausgegrenzt und läuft mit einem Jetzt-erst-recht zur AfD. Das ist im Übrigen im Kern die gleiche Strategie, die Terroristen mit ihren Anschlägen verfolgen. Angst sähen, Spaltung provozieren, Ausgrenzung schaffen, Auffangen.

Ist die mediale Aufmerksamkeit einmal da, kommen die großen Redaktionen ins Grübeln. Müssen wir das jetzt berichten? Ist ja immerhin ein Aufreger. Oder springen wir damit über jedes Stöckchen, das die AfD uns hinhält? Die Frage stellt sich jeden Tag aufs Neue. Nur wurde sie zu oft falsch beantwortet. Der AfD hat das, und das lässt sich nun in Zahlen belegen, geholfen.

87 Prozent sind gegen Hetze und Intoleranz

Dass im Parlament nun zum Teil Neonazis sitzen, Rassisten und Menschenfeinde, ist absolut unzweifelhaft. Nur: Das wissen alle. Geschmacklose E-Mails und widerwärtige Äußerungen von Spitzenkandidaten sollten zukünftig nicht mehr als eine Randnotiz sein.

Man muss die gute Nachricht sehen: 87 Prozent der Wähler sind gegen Hetze und Intoleranz. Die schlechte: 13 Prozent stört das nicht. Es bringt nichts, es einfach immer und immer zu wiederholen, groß zu machen, noch mehr aufzublähen. Es ist Zeit, sich endlich inhaltlich mit der Partei auseinanderzusetzen. Mit ihren Steuerkonzepten, ihrer Rentenpolitik, den Plänen zur Bildung und zur Pflege. Daran muss sie gemessen werden. Und wer einen Blick in ihr Wahlprogramm wirft, ahnt: Daran wird sie scheitern.

Zur Startseite