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Kurz nach Beginn der Ausgangssperre ging die Polizei mit Rauchbomben gegen die Demonstranten vor.

© AFP/Andrew Burton

Update

Nach dem Tod von Freddie Gray: Erneute Unruhen trotz Ausgangssperre in Baltimore

Erst Ferguson, jetzt Baltimore: Nach der Beerdingung von Freddie Gray randalieren junge Schwarze auf den Straßen und lehnen sich gegen die Polizei auf. Auch nach Beginn der Ausgangssperre kam es zu Unruhen.

An der Kreuzung von West North Avenue und North Mount Street rannte der 25-jährige Schwarze Freddie Gray am 12. April vor der Polizei davon. Zwei Blöcke weiter südlich schleppten ihn Polizisten in ihren Wagen, eine Woche später starb er an einem Genickbruch. Am Montagabend trieb es viele junge Schwarze auf die Straßen, sie wollten ihren Zorn loswerden. Dort, im Westen Baltimores, der mit 622.000 Einwohnern größten Stadt im Bundesstaat Maryland. Bilder, die die Welt schon aus Ferguson kennt, kommen nun aus Baltimore

Trotz der nächtlichen Ausgangssperre, die am Dienstag um 22.00 Uhr (Mittwoch 4.00 Uhr MESZ) in Kraft trat, ist es auch am Dienstagabend zu Auseinandersetzungen zwischen hunderten Demonstranten und der Polizei gekommen. Die Polizei teilte kurz nach Beginn des Ausgehverbots über den Kurznachrichtendienst Twitter mit, sie setze Pfeffergeschosse gegen eine "aggressive Menge" ein. CNN und andere US-Fernsehsender berichteten, die Sicherheitskräfte verwendeten zudem Rauchbomben. Wenig später patrouillierten schwere Fahrzeuge und Panzerwagen der Sicherheitskräfte durch die weitgehend leeren Straßen.

Wie der CNN berichtete, waren kurz nach Beginn der Ausgangssperre noch mehrere hundert Menschen auf den Straßen der Stadt. Auf Fernsehbildern war zu sehen, dass vor allem junge schwarze Männer sich nicht an das Ausgehverbot hielten.

Schwere Randale schon am Montag

Am Montagnachmittag war Freddie Gray beerdigt worden, Gerüchte über einen gewaltsamen Protest machten die Runde. Am Abend standen sich dann Polizisten in Kampfmontur und brüllende junge Schwarze gegenüber. Auf der North Avenue plünderten Unvermummte eine Filiale einer Drogeriekette. Später stand der Laden in Flammen. Der Mob setzte mehrere Polizeiautos in Brand, kleinere Feuer brannten auf den Straßen. Auf einer Strecke von mehreren Meilen zwischen dem Zoo und Baltimores restauriertem inneren Hafen brannten Autos, flogen Steine, wurden Läden geplündert.

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In der Nacht brannte dann noch ein im Bau befindliches Altenheim weiter im Osten der Stadt. Die Polizei war angesichts des Gewaltausbruchs nach Berichten von vor Ort nicht in der Lage, die Situation unter Kontrolle zu bringen. Am Dienstagmorgen sah die Gegend verwüstet aus. Straßenkampfatmosphäre. Schulen blieben geschlossen, der Gouverneur von Maryland verhängte eine Ausgangssperre von 10 Uhr abends bis fünf Uhr am Morgen, sie gilt vorerst für eine Woche. 5000 Polizisten aus umliegenden Kommunen sind zur Verstärkung angerückt, die Nationalgarde ist aktiviert.

Die Bilanz des Montags: 202 Festnahmen, 15 verletzte Polizisten, sechs davon schwer, 144 abgebrannte Fahrzeuge und 15 Gebäude in Flammen. US-Präsident Barack Obama traf sich am Montagabend mit der neuen Justizministerin Loretta Lynch, um die Lage zu besprechen. In einem Telefonat versprach er außerdem der Bürgermeisterin von Baltimore, Stephanie Rawlings-Blake, die nötige Hilfe zur Verfügung zu stellen. Lynch versicherte in einer Stellungnahme, das Justizministerium werde den Tod von Gray genau untersuchen. „Während unsere Untersuchung läuft“, erklärte Lynch, „rufe ich die Menschen in Baltimore dazu auf, sich an die Prinzipien der Gewaltlosigkeit zu halten.“

Die Jugendlichen in Baltimore konnte die Polizei nicht stoppen.
Die Jugendlichen in Baltimore konnte die Polizei nicht stoppen.

© AFP

Die Wut ist groß

Rawlings-Blake machte „Rowdies, die immer schon Gewalt anstacheln und unsere Stadt zerstören wollten“, für die Plünderungen und Brandstiftungen verantwortlich. Ein Sozialarbeiter sprach in einem Interview mit dem Sender CNN aber davon, dass die Gangs von Baltimore einen Pakt geschlossen hätten, sich an keinen etwaigen Ausschreitungen zu beteiligen. Auf der Straße seien vielmehr Kinder aus den Highschools und den Colleges der Gegend. „Wir müssen mit den jungen städtischen Kids sprechen“, sagte auch ein anderer Helfer.

Die Wut sei groß, die jungen Leute hätten keinen Adressaten. Fast nie werde ein Polizist zur Verantwortung gezogen. Grays Name fügt sich denn auch der Liste der in jüngster Zeit gestorbenen schwarzen Männer und Jungen an: Michael Brown in Ferguson, Eric Garner auf Staten Island, New York, der zwölfjährige Tamir Rice in Cleveland und Walter Scott in Charleston, North Carolina. Doch nur im Fall von Scott wird ein Polizist mit einer Mordanklage konfrontiert. (mit AFP, dpa)

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