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Sener Sahin, Unternehmer, zieht CSU-Bewerbung um Bürgermeisteramt zurück.

© privat/dpa

Nach dem Scheitern eines Muslims bei der CSU: Wallerstein sucht den Super-Bürgermeister

Sener Sahin, der als CSU-Kandidat von der eigenen Basis abgelehnt wurde, weil er Muslim ist, will jetzt von Medien und CSU-Führung in Ruhe gelassen werden.

„Ich habe sehr viele schöne E-Mails bekommen“, sagt Sener Sahin. Ihm meist unbekannte Bürger haben sich mit dem 44-Jährigen aus dem bayerisch-schwäbischen Wallerstein solidarisch erklärt. Für den Mann mit türkischen Wurzeln und deutschem Pass ist das eine kleine Genugtuung. In jüngster Zeit hat er anderes erlebt.

Sahin wollte Bürgermeister-Kandidat in dem 3300-Einwohner-Ort werden. Für die CSU. Am Wochenende hatte er auf die Bewerbung für die Wahl im März verzichtet – denn die Anfeindungen wurden ihm zu heftig. Sie kamen von der eigenen Parteibasis und richteten sich gegen seine muslimische Religionszugehörigkeit.

Der Vorfall hat sich bis zur CSU-Spitze verbreitet. Der Parteivorsitzende Markus Söder bedauerte Sahins Rückzug: „Wer sich zu den Grundsätzen der CSU bekannt hat, der sollte auch ein guter Kandidat sein.“ CSU-Generalsekretär Markus Blume bemühte sich schon am Montagabend um Klärung der Angelegenheit und rief bei Sahin an.

Sie redeten über eine halbe Stunde. Blume wollte ihn als Kandidaten und sagte, dass die allermeisten in der CSU nicht ablehnend gegenüber Muslimen seien. Doch Sahin meint: „Ich kandidiere hundertprozentig nicht, man kann mich nicht umstimmen.“

Seine Frau ist katholisch

Er ist in Nördlingen geboren, mit seiner katholischen Frau zieht er zwei Kinder groß. Als Selbstständiger betreibt er einen Maschinenhandel. Geht es, für die CSU, noch integrierter? „Die Leute im Nördlinger Umkreis kennen mich“, meint Sahin: „Da wird keiner was Negatives über mich sagen.“

Doch bedeutende Kräfte im Ortsverein wollten ihn nicht. Ein paar hätten ihm auch offen gesagt: „Versteh uns nicht falsch, aber wir können das nicht mit dir als Muslim.“ Drei Gemeinderatskandidaten drohten, die Liste zu verlassen, wenn Sahin antritt. Und es gab in Berlin beim Wahlkreisabgeordneten Ulrich Lange Protestanrufe aus Wallerstein.

An diesem Donnerstag sollte Sener Sahin vom Ortsverband zum Bürgermeister-Kandidaten gewählt werden, so war der Plan. Und er wäre dann direkt als Mitglied in die CSU eingetreten. „Das hat sich nun erst einmal erledigt“, meint er nun. Der Ortsvereinsvorsitzende Georg Kling – selbst dritter Bürgermeister von Wallerstein – hatte Sahin für die Kandidatur geworben.

Wie geht man jetzt vor Ort in der CSU mit den Geschehnissen um? Seine Frau sagt am Telefon, dass ihr Mann für Journalisten nicht zu sprechen sei: „Da ist alles geschwätzt.“

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