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Nach dem Raketentest Pjöngjangs: In Nordkoreas wirtschaftlicher Abhängigkeit liegt eine Chance

Der jüngste Raketentest Nordkoreas setzt die USA noch weiter unter Druck. Trump hofft, dass China das Regime in Pjöngjang zur Räson rufen kann. Die Zeichen dafür stehen aber nicht gut. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Benedikt Voigt

Südkoreas neuer Präsident Moon Jae In überraschte kürzlich mit einer ungewöhnlichen Idee: Nordkorea könne doch in die Olympischen Winterspiele in Pyeongchang 2018 eingebunden werden, mit der Ausrichtung von Ski- oder Snowboard-Wettbewerben in Nordkorea oder einer gemeinsamen Eishockeymannschaft der Frauen. Theoretisch kein schlechter Schachzug Moons, bietet doch der Sport die Möglichkeit mit dem verfeindeten Regime im Norden in Dialog zu treten, ohne zugleich die Wirtschaftssanktionen der Vereinten Nationen zu verletzten. Doch schon zwei Stunden später winkte Pjöngjang ab. Und der Raketentest vom Dienstagmorgen dürfte dieser Idee den Rest gegeben haben.

Mit dem jüngsten Test steht der von Moon angestrebte Dialog Südkoreas mit Nordkorea nur wenige Wochen nach seinem Amtsantritt schon wieder vor dem Scheitern. Nordkoreas junger Diktator Kim Jong Un ist ganz offensichtlich kaum gewillt, sein nukleares Waffenprogramm aufzugeben. Das Schicksal der atomwaffenlosen Diktatoren Saddam Hussein und Muammar al-Gaddafi dürfte ihm eine deutliche Warnung sein.

Trump verwirrt mit Aussagen

Der beste Zeitpunkt für eine militärische Option ist seit Langem verstrichen. Falls es ihn überhaupt jemals gegeben hat, denn mit Nordkorea handelt es sich um ein Land, das sich seit Jahrzehnten auf eine militärische Auseinandersetzung mit den USA vorbereitet und die viertgrößte Armee der Welt unterhält. Die Folgen eine Krieges auf der koreanischen Halbinsel wären für Millionen von Menschen desaströs.

Und nun rücken Nordkoreas Raketen auch noch den US-Millionenstädten näher. Anchorage, Alaska, liegt nach Expertenmeinung bereits in Reichweite der am Dienstag getesteten Interkontinentalrakete. Die Überlegung Nordkoreas ist klar: Die USA könnten es sich zweimal überlegen, Südkorea bei einem nordkoreanischen Angriff umfangreich beizustehen, wenn auch San Francisco oder Los Angeles betroffen sein könnten.

Der Schlingerkurs von US-Präsident Donald Trump macht diplomatische Lösungen auch nicht gerade einfacher. Erst erklärt Trump, er fühle sich „geehrt“, Kim Jong Un zu einem Gespräch zu treffen. Dann droht er mit US-amerikanischen Alleingängen. Nach dem jüngsten Raketentest twitterte er, vielleicht werde China Maßnahmen gegen Nordkorea ergreifen, um „diesen Unsinn“ zu beenden. Nun, das wäre eine Möglichkeit.

Nordkoreas Abhängigkeit ist eine Chance

In der wirtschaftlichen Abhängigkeit Nordkoreas von seinem nördlichen Nachbarn liegt zumindest eine Chance, Nordkorea zur Räson zu rufen. Doch Chinas Einfluss ist begrenzt und es wird ihn nicht ohne Gegenleistung ausüben. So könnte es von den USA Zurückhaltung gegenüber den territorialen Ansprüchen Chinas im Südchinesischen Meer verlangen. Peking bringt sogar bereits die „Freeze for Freeze“-Option ins Spiel: Südkorea und die USA beenden ihre gemeinsamen Militärmanöver in der Region, wenn Nordkorea seine Nuklear- und Raketentests einfriert. Bislang wehren sich die USA dagegen. Und ob Nordkorea mitspielen würde, ist ohnehin fraglich.

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