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Wo auch immer es zum Unglück kommt - Gaffer sind meist nicht weit.

© imago/lausitznews.de

Nach dem Busunglück in Oberfranken: Bußgelder müssen Gaffern wehtun

Faszination am Unglück anderer ist dem Menschen angeboren, Gaffer spüren Nervenkitzel. Deshalb sollten Bußgelder so hoch sein, dass kein Nervenkitzel es wert ist. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Ronja Ringelstein

Das Busunglück in Bayern, bei dem bislang 18 Menschen ums Leben kamen, ist eine grausame Tragödie. Noch tragischer wird sie durch die Ignoranz derjenigen, die auf derselben Fahrbahn keine Rettungsgasse bildeten und den Voyeurismus derer, die auf der Gegenfahrbahn langsamer fuhren, um besser glotzen zu können.

Das Sich-Berauschen am Schrecklichen ist dem Menschen angeboren. Spiegelneuronen im Gehirn lassen Gaffer Emotionen nachempfinden, den Nervenkitzel spüren wie bei einem Horrorfilm. Das Perverse: Es ist echt. Doch gehört nicht auch der Drang, sich zu nehmen, was man begehrt (auch wenn es einem nicht gehört) zum menschlichen Urtrieb? Und die Neigung zu Gewalt? Die Erfahrung zeigt, dass Gesetze und Strafen probate Mittel sind, diese Triebe zu unterdrücken.

Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) erwägt nun, Bußgelder für Gaffer zu erhöhen. Gut so. Der Druck, sich richtig zu verhalten, ist scheinbar noch nicht groß genug, auch wenn die Ordnungswidrigkeit jetzt schon bis zu 1000 Euro kosten kann. Wer Geldbußen fürchtet, die „wehtun“, wird dem Drang nach Schaulustbefriedigung weniger nachgeben. Allerdings nur dann, wenn er auch fürchten muss, erwischt zu werden.

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