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9000 Menschen sind bereits umgezogen, 214 von ihnen wurden positiv auf Corona getestet.

© Elias Marcou/Reuters

Nach Brand im Camp Moria auf Lesbos: Rund 9000 Migranten im neuen Lager – 214 wurden positiv getestet

Knapp drei Viertel der 12.000 Migranten aus dem abgebrannten Camp Moria sind in ein provisorisches Zeltlager gezogen. Wo sie danach hinsollen, ist unklar.

Auf der griechischen Insel Lesbos sind knapp drei Viertel der mehr als 12.000 Migranten aus dem abgebrannten Camp Moria in ein neues, provisorisches Zeltlager gezogen. Die rund 9000 Menschen seien alle registriert worden, damit die Asylverfahren weiterlaufen könnten, berichtete die griechische Nachrichten-Agentur ANA-MPA am Samstag.

Das provisorische Lager ist nahezu voll belegt – es ist für maximal 10.000 Menschen ausgelegt. Die Menschen würden außerdem auf das Coronavirus getestet. Bisher seien die Tests bei 214 Menschen positiv ausgefallen. Die Infizierten würden in einem abgetrennten Teil des Lagers isoliert. Anfang September wurde im Lager Moria bereits ein Ansteckungsherd von 35 Infizierten entdeckt – vor die Feuer ausbrachen.

Die Migranten waren nach dem Brand im Lager Moria vom 8. auf den 9. September obdachlos geworden und mussten auf der Straße und in umliegenden Olivenhainen schlafen – ohne jegliche Infrastruktur wie fließendes Wasser und Toiletten. Am Donnerstag begann die Polizei, die Menschen in das neue Zeltlager zu eskortieren.

Viele der Migranten weigerten sich, in das neue Camp zu gehen, weil sie fürchten, dort erneut monatelang unter katastrophalen Umständen festzusitzen. Die Polizei erhöhte schließlich den Druck, um die campierenden, obdachlosen Menschen zum Wechsel in das neue Zeltlager zu bewegen. Die Behörden drohten, die Asylanträge derjenigen, die nicht in das neue Lager ziehen wollten, nicht zu bearbeiten.

Das Flüchtlingswerk der Vereinten Nationen (UNHCR) unterstützt das neue Lager „als Übergangslösung“. Für eine langfristige Unterbringung der Flüchtlinge sei es aber nicht geeignet. „Die griechischen Behörden müssen die Zukunft des Standortes klären“, erklärte das UNHCR.

Die Straßen, auf denen obdachlos gewordene Menschen seit dem Großbrand gelebt hatten, seien wieder frei für den Verkehr, berichtete das Insel-Onlineportal „Sto Nisi“. Ab Montag würden auch die umliegenden Geschäfte wieder öffnen, die in den vergangenen Tagen geschlossen waren. Die Behörden seien mit der Reinigung und Desinfektion der Straßen beschäftigt.

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Das ehemals völlig überfüllte Registrierlager Moria war vor dem Brand wegen Corona fast vollständig zugesperrt worden – von den 12.000 Migranten durften täglich nur rund 100 das Lager für wichtige Behördengänge oder Arzttermine verlassen. Viele warten dort bereits seit Monaten oder sogar über einem Jahr auf ihren Asylentscheid. Andere hielten sich mit abgelehnten Asylanträgen in dem Lager auf.

Die Migranten fordern, ganz von der Insel gebracht zu werden. Dies unterstützen auch humanitäre Organisationen. Athen hält sich aber an das Abkommen der EU mit der Türkei vom Jahr 2016. Demnach müssen alle Migranten auf den Inseln bleiben, bis ihr Asylverfahren abgeschlossen ist. Wer kein Asyl bekommt, muss in die Türkei zurück. Mit Verweis auf Corona nimmt die Türkei aber seit Monaten keine Migranten mit abgelehnten Asylanträgen mehr zurück.

Wegen der desolaten Situation gab es in Moria in den vergangenen Jahren immer wieder Unruhen, Aufstände und Brandstiftungen. Auch am vergangenen Mittwoch wurde das Feuer mutmaßlich von Migranten verursacht, die bei starkem Wind zeitgleich an verschiedenen Stellen Brände entfacht haben sollen. Sechs Männer wurden deshalb festgenommen; vier der mutmaßlichen Brandstifter im Alter von 19 und 20 sollen sich an diesem Samstag auf Lesbos einer ersten Anhörung stellen, zwei weitere verdächtige 17-Jährige sollen am Montag gehört werden. (dpa, AFP)

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