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Mehr Home für die Frauen, mehr Office für die Männer. Die Coronakrise führt zu einer Retraditionalisierung der Rollen, beklagt WZB-Präsidentin Jutta Allmendinger.

© imago images/Westend61

Muttertag in der Coronakrise: Macht Eheverträge, ihr Mütter. Jetzt!

In der Krise fallen Paare in traditionelle Rollen zurück. Das ist nicht schlimm. Aber Frauen sollten sich absichern, meint unsere Kolumnistin am Muttertag.

Es gibt eine neue Arbeitsteilung zwischen Mann und Frau in den Familien – und es ist die ganz alte. Die Frauen stehen in der coronabedingten neuen Häuslichkeit wieder am Herd und helfen bei den Hausaufgaben. Männer machen eher Home-Office und Videokonferenzen.

Solange das freiwillig geschieht, ist dagegen nichts einzuwenden. Nur Eines möchte man diesen Familien zurufen: Wenn Ihr keinen Ehevertrag oder eine andere Regelung zum wirtschaftlichen Ausgleich der Familienarbeit habt, macht das jetzt. Zwar werden auch Männer jetzt häufiger beim Staubsaugen und bei der Kinderbetreuung gesehen.

Doch das Gros der Mehrarbeit erledigen die Frauen.

Die Soziologin Jutta Allmendinger beklagt eine Retraditionalisierung der Familien, die Chefin des Verlagshauses Gruner und Jahr, Julia Jäkel, bemerkt: „Plötzlich, in der Krise, sind alle Frauen weg.“ Home Office bedeute für den weiblichen Teil der Erwerbstätigen viel Home, wenig Office.

[Alle aktuellen Entwicklungen in Folge der Coronavirus-Pandemie finden Sie hier in unserem Newsblog]

Man muss das nicht kritisieren. Wenn sich in Familien eine solche Arbeitsteilung anbietet und die Partner sie wollen, dann wäre es wahrscheinlich nicht sehr konstruktiv, gerade jetzt einen Grundsatzstreit darüber zu führen. Zudem sind in Familien mit extremer Arbeitsteilung – eine verdient das Geld, einer kümmert sich um Kinder, Familie, Wohnung und soziale Beziehungen – die Partner meist zufriedener und weniger gestresst als in anderen Konstellationen.

Wer jetzt weniger arbeitet, verdient weniger, steigt nicht auf und bekommt eine schlechtere Rente

Und doch müssen sich die Partner Rechenschaft darüber ablegen, dass der häusliche Friede oft mit dem Zurückfallen im Beruf erkauft wird. Wer auf absehbare Zeit in der Arbeit kürzertreten will oder muss, wird auf Karriere verzichten, verdient dauerhaft weniger, und die Ansprüche an die Rentenversicherung fallen niedriger aus. Zudem zerbricht jede dritte Ehe oder Partnerschaft im Lauf der Zeit.

[Frauen halten in Zeiten von Corona in systemrelevanten Berufen den Laden am Laufen. Trotzdem trifft sie Krise besonders. Lesen sie hier unsere Datenanalyse. (Abo)]

Deshalb sollte derjenige, der die Haus- und Familienarbeit übernimmt, schon in normalen Zeiten Anspruch auf einen Teil des finanziellen Gesamtbudgets haben. Erst recht gilt das für Kompensation der Überstunden, die jetzt zuhause geschoben werden. Der Muttertag ist ein guter Tag, darüber zu reden.

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