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Der Halbmond auf dem Minarett der Abubakr Moschee in Frankfurt. hebt sich als Schattenriss vor der Sonne ab.

© Boris Roessler/dpa

Muslime in Deutschland: Bundesinnenministerium will deutschen Islam fördern

Markus Kerber, Staatssekretär im Bundesinnenministerium, will einen deutschen Islam fördern - und geht dabei auf Konfrontationskurs zur Türkei.

Von Anna Sauerbrey

Markus Kerber, Staatssekretär im Bundesministerium für Inneres, Bauen und Heimat, hat angekündigt, das Ministerium werde stärker gegen die Einflussnahme aus dem Ausland auf die in Deutschland lebenden Muslime vorgehen und dabei auch Konflikte mit der Türkei in Kauf nehmen.

Im Interview mit dem Tagesspiegel (Montagsausgabe) sagte Kerber: „Wir haben viel zu lange dabei zugesehen, wie Kräfte aus dem Ausland den deutschen Muslimen vorschreiben, wie sie ihre Religion zu leben haben. Und weil auch sie ihre Heimat hier haben, werden wir sie nun mehr darin unterstützen, ihr Selbstbewusstsein zu stärken.“ Das solle in Zukunft die Islamkonferenz leisten. „Wir wollen für die deutschen Muslime mehr Gesprächsformate schaffen. Auch der Minister wird die deutschen Muslime offensiv ermuntern, die Debatte um einen deutschen Islam zu führen.“

Am 28. September kommt Erdogan zu einem Staatsbesuch nach Deutschland

Kurz vor dem Staatsbesuch des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan am 28. September kündigte Kerber an, man werde sich von der Türkei dabei nicht hereinreden lassen. „Wir wollen helfen, dass Muslime in Deutschland ihre eigene Religiosität finden. Das wird Ankara womöglich  nicht gefallen und zu Konflikten führen. Aber das werden wir aushalten.“

Markus Kerber war zuletzt Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI). Im Frühjahr wurde er Staatssekretär im Bundesinnenministerium, dort hat er schon einmal, von 2006 bis 2009, die Islamkonferenz verantwortet.
Markus Kerber war zuletzt Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI). Im Frühjahr wurde er Staatssekretär im Bundesinnenministerium, dort hat er schon einmal, von 2006 bis 2009, die Islamkonferenz verantwortet.

© picture alliance / Britta Peders

Markus Kerber war schon einmal, von 2006 bis 2009, im Bundesinnenministerium unter Wolfgang Schäuble, für die Konzeption und Leitung der Islamkonferenz zuständig. Unter Horst Seehofer hat er diese Aufgabe erneut übernommen. Kerber sagte, er sei „begeistert“, wie groß die Zahl der „sachkundigen muslimischen Gesprächspartner“ in der Zwischenzeit geworden sei. Sie nähmen für sich in Anspruch, „ihre deutsche Heimat“ mitzugestalten. Dabei wolle er sie unterstützen.

Markus Kerber will die Islamkonferenz erneuern: "Begeistert, wie groß die Zahl der sachkundigen muslimischen Gesprächspartner ist"

In der Frage eines möglichen „Spurwechsels“ für abgelehnte Asylbewerber, die eine Arbeitsstelle haben, bekräftigte Kerber die Linie der Unionsparteien. „Es wird keine Vermengung zwischen Einwanderungsrecht und Asylrecht geben“, sagte Kerber dem Tagesspiegel. „Der Anspruch, dass abgelehnte Asylbewerber in ihre Heimatländer zurückkehren, wird aufrechterhalten.“ Für Bleibemöglichkeiten über bestehende Regelungen hinaus sehe er „im Moment keine Mehrheiten und eine Notwendigkeiten“.

Der Tagesspiegel hat mit Markus Kerber außerdem über sein Verständnis von Heimat, die Grenzen der Aufnahme von Migranten in Deutschland und das geplante Einwanderungsgesetz gesprochen. Lesen Sie das Gespräch in voller Länge ab Sonntagabend im E-Paper oder am Montag in der gedruckten Ausgabe des Tagesspiegels.

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