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Es wird immer mehr Fläche für Ernährung und Kleidung verbraucht.

© dpa

Morgenlage aus der Hauptstadt: Die Bevölkerung wächst, der Boden wird knapp

Der Bericht des Weltklimarats gibt Anlass zur Sorge +++ Politiker diskutieren höhere Mehrwertsteuer für Fleisch +++ AfD wirbt mit Willy Brandt.

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Wohin schaut die Hauptstadt? Auf‘s Land. Heute stellt der Weltklimarat IPCC in Genf seinen Bericht zum Zusammenhang zwischen Landnutzung und Klimawandel vor. Der Inhalt ist zwar noch nicht öffentlich – und trotzdem ist ein zentrales Ergebnis schon bekannt: Der Boden wird knapp. Denn die Bevölkerung wächst, bald könnten wir neun Milliarden sein.

So wird immer mehr Fläche für Ernährung und Kleidung verbraucht. Rund 72 Prozent gehen laut geleaktem IPCC-Bericht dafür drauf. Die Landmassen der Erde produzieren zu viel CO2 anstatt es zu binden. Für Wälder, die Lungen der Erde, ist immer weniger Platz. Würde die Landwirtschaft aber nachhaltiger, könnten auch neun Milliarden Menschen ernährt werden.

Wem droht der Kollaps? Dem Amazonas-Regenwald. Allein im letzten Monat ist die Abholzung im Vergleich zum Juli 2018 um atemberaubende 278 Prozent gestiegen. 2255 Quadratkilometer Wald wurden in der Zeit gerodet – eine Fläche mehr als doppelt so groß wie Berlin.

Damit solche Zahlen künftig nicht mehr nach draußen dringen, hat die Regierung des brasilianischen Präsidenten Jair Bolsonaro den Chef der verantwortlichen Behörde gefeuert. Jetzt hat ein linientreuer Militär das Sagen.

Seit 1970 ist eine Waldfläche von der Größe der Türkei verschwunden. Forscher sehen bald den Kipp-Punkt erreicht, wo sich der Regenwald in eine Savanne verwandeln wird – die Erderwärmung würde außer Kontrolle geraten.

Alles ist Wechselwirkung, sagte schon Alexander von Humboldt, der erste große Umweltschützer. Das gilt für die Bio-Energie ebenso wie für den Fleischkonsum

Mehr Tiere bedeuten weniger Klimaschutz

Was soll teurer werden? Das Fleisch. Denn für die Viehhaltung werden immer mehr Wälder gerodet. Mehr Tiere bedeuten weniger Klimaschutz. Das gilt besonders für Rindfleisch. Pro Gramm ist es für die Landnutzung und den CO2-Ausstoß 20 Mal so schädlich wie pflanzliches Eiweiß, etwa aus Bohnen, Erbsen oder Linsen. In Deutschland fordern daher etwa der Grünen-Politiker Friedrich Ostendorff oder der SPD-Mann Rainer Spiering eine höhere Mehrwertsteuer für Fleisch.

Wer bislang Steak oder Hähnchenbrust kauft, zahlt darauf nämlich nur den vergünstigten Satz von sieben Prozent. Inzwischen vertilgt jeder Deutsche im Schnitt pro Woche mehr als 1,15 Kilo Fleisch. Das ist weit mehr als das einzelne Stück Sonntagsbraten oder die gelegentliche Berliner Currywurst.

Ein AfD-Wahlplakat zeigt Brandts Gesicht

Wer will sich in fremdem Glanz sonnen? Die AfD. In Brandenburg will Spitzenkandidat Kalbitz erster AfD-Ministerpräsident werden – und geht ausgerechnet mit dem früheren SPD-Kanzler Willy Brandt auf Stimmenfang. Ein Wahlplakat für die Landtagswahl am 1. September zeigt Brandts Gesicht und sein Zitat „Mehr Demokratie wagen“ sowie den Zusatz „Willy Brandt 1969“. In jenem Jahr war es in Deutschland zur sozial-liberalen Wende gekommen.

50 Jahre später verkündet die AfD auf ihrem Plakat „AfD Wählen“ und den Slogan „Wir schreiben Geschichte!“ Der langjährige Bundestagspräsident Wolfgang Thierse ist entsetzt und sauer über diese Instrumentalisierung von Brandt, dem Vorkämpfer für Frieden, Freiheit und einen gesellschaftlichen Ausgleich. Meinem Kollegen Georg Ismar sagte er: „Die Berufung auf Willy Brandt ist ein grober Missbrauch und schlicht obszön.“

Wer feiert? Thorsten Frei (46, CDU, Deutscher Bundestag, Glückwünsche: hier); Oliver Kaczmarek (49, SPD, Deutscher Bundestag, Glückwünsche: hier); Deniz Kurku (37, SPD, Landtag von Niedersachsen, Glückwünsche: hier); Sabine Kurtz (58, CDU, Landtag von Baden-Württemberg, Glückwünsche: hier); Michael Leutert (45, Die Linke, Deutscher Bundestag, Glückwünsche: hier); Serpil Midyatli (44, SPD, Landtag von Schleswig-Holstein, Glückwünsche: hier); Arnold Schmitt (65, CDU, Landtag von Rheinland-Pfalz, Glückwünsche: hier); Christiane Schneider (71, Die Linke, Hamburgische Bürgerschaft, Glückwünsche: hier); Uwe Schünemann (55, CDU, Landtag von Niedersachsen, Glückwünsche: hier)

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