zum Hauptinhalt
Mohammed bin Salman (M.) wird für den Mord an Jamal Khashoggi verantwortlich gemacht. Der Kronprinz weist den Vorwurf zurück.

© Valery Sharifulin/imago/Itar-Tass

Mögliches Justin-Bieber-Konzert in Saudi-Arabien: „Singen Sie nicht für Jamals Mörder“

Der saudische Thronfolger bin Salman will den Popstar beim Formel-Eins-Rennen auftreten lassen - die Witwe des ermordeten Journalisten Khashoggi ist entsetzt.

Mohammed bin Salman, 36-jähriger Kronprinz von Saudi-Arabien, wirbt bei der jungen Generation im Königreich für seine Reformpolitik. Dabei legt MBS, wie der Thronfolger genannt wird, viel Wert auf die Unterhaltungsindustrie und Autos.

Als De-Facto-Herrscher des islamisch-konservativen Landes hat MBS die Kinos nach mehr als 30 Jahren wieder geöffnet, die Macht der Religionspolizei begrenzt und Frauen das Autofahren erlaubt. Nun organisiert er das erste Formel-Eins-Rennen in Saudi-Arabien. Geld spielt dabei keine Rolle.

Konzerte bekannter Popstars sollen aus dem Rennen ein Großereignis machen. Doch der Prinz kann seine blutige Vergangenheit nicht übertünchen. Kurz vor dem Startschuss in der Hafenstadt Dschidda am 5. Dezember ruft die Lebensgefährtin des wohl auf Befehl von MBS ermordeten Dissidenten Jamal Khashoggi den kanadischen Popsänger Justin Bieber auf, seinen Auftritt bei der Formel Eins in Saudi-Arabien abzusagen.

Bieber solle sich nicht für die Propaganda des „Henkers“ einspannen lassen, schrieb Hatice Cengiz in der „Washington Post“. „Singen Sie nicht für die Mörder meines geliebten Jamal.“

[Wenn Sie aktuelle Nachrichten aus Berlin, Deutschland und der Welt live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere App, die Sie hier für Apple- und Android-Geräte herunterladen können.]

Cengiz erinnerte Bieber daran, dass ihr Verlobter Khashoggi im Oktober 2018 im saudischen Konsulat von Istanbul brutal ermordet wurde, als er die Papiere für ihre Hochzeit abholen wollte. Nach Erkenntnissen von Ermittlern der USA und den UN war MBS für die Tat verantwortlich; Saudi-Arabien bestreitet das.

Bieber könne jetzt vor der Weltöffentlichkeit zeigen, dass er seinen Namen nicht dafür hergebe, „den Ruf eines Regimes aufzupolieren, das seine Kritiker umbringt“, schrieb Cengiz. Auch die Musiker ASAP Rocky, David Guetta and Jason Derulo sollen in Dschidda auftreten.

Hatice Cengiz fordert den Sänger Justin Bieber auf, sich nicht für die saudische Propaganda herzugeben.
Hatice Cengiz fordert den Sänger Justin Bieber auf, sich nicht für die saudische Propaganda herzugeben.

© Murad Sezer/Reuters

Sollte Bieber tatsächlich absagen, wäre das für MBS eine Blamage. Denn er will demonstrieren, wie weltoffen und erfolgreich das „neue“ Saudi-Arabien unter seiner Führung sein kann. „Überhol die Zukunft“, lautet der Slogan des ersten Formel-Eins-Rennens auf saudischem Boden.

[Aktuell beliebt bei tagesspiegel.de: Impfpflicht für medizinisches Personal nötig? Ungeimpfte Hebamme infiziert Mutter und Kind während der Geburt (T+)]

Die Golfmonarchie gehe strahlenden Zeiten entgegen, schrieb MBS in einem Grußwort für die Internetseite des Rennens. Der Kronprinz will das Land aus der Abhängigkeit vom Öl befreien und zu einem High-Tech-Staat machen. Sein Reformkurs baut auf die breite Unterstützung junger Saudis, denen er die Vorteile seiner Öffnungspolitik demonstrieren will. Zwei Drittel der Bürger Saudi-Arabiens sind jünger als 35 Jahre, bei ihnen ist der Thronfolger besonders beliebt, weil er Tabus bricht und neue Jobs verspricht.

Wird Superstar Justin Bieber anlässlich des Formel-1-Rennens in Saudi-Arabien auftreten?
Wird Superstar Justin Bieber anlässlich des Formel-1-Rennens in Saudi-Arabien auftreten?

© Mario Anzuoni/Reuters

[Jeden Donnerstag die wichtigsten Entwicklungen aus Amerika direkt ins Postfach – mit dem Newsletter „Washington Weekly“ unserer USA-Korrespondentin Juliane Schäuble. Hier geht es zur kostenlosen Anmeldung.]

Gegner des Prinzen hatten bisher mit Boykottaufrufen wenig Erfolg. Die Rapperin Nicki Minaj sagte vor zwei Jahren einen Auftritt ab und erklärte, sie wolle damit ein Zeichen für Frauenrechte und die LGBT-Bewegung setzen. Dagegen sah die Sängerin Mariah Carey wenige Monate nach dem Khashoggi-Mord keinen Grund, auf ein Gastspiel in dem Königreich zu verzichten.

Bin Salman bemüht sich nach Kräften, Einfluss auf Top-Künstler zu nehmen. Der vom Thronfolger gelenkte staatliche Investitionsfonds Saudi-Arabiens besitzt Anteile im Wert von einer Milliarde Dollar am Konzertveranstalter Live Nation, der die Tourneen von Justin Bieber organisiert.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false