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Angela Merkel und Armin Laschet bei einem gemeinsamen Wahlkampfauftritt in der Hansestadt Stralsund.

© dpa/Bernd Wüstneck

Mit Merkel im Wahlkreis der Kanzlerin: Laschets Hoffnung ruht auf den Zögernden

Armin Laschet bleiben nur noch wenige Tage, um die Wählerinnen von sich zu überzeugen. Nun setzt er in Mecklenburg-Vorpommern auf die Hilfe der Kanzlerin.

Von Robert Birnbaum

„Purple Rain“ singt die Zwei-Mann-Band, aber das stimmt nicht. Es ist ganz ordinärer Küstenregen, der auf den Alten Markt in Stralsund prasselt und den Wahlkampfabend der CDU in ein Festival der bunten Schirme verwandelt. Vielleicht 300 Neugierige sind am Dienstagabend trotzdem gekommen.

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Es gibt nicht mehr viele Gelegenheiten, Angela Merkel im Wahlkampf zu erleben. Und den Mann, der ihr Nachfolger werden will, kann man bei der Gelegenheit ja auch mal beäugen..

Armin Laschet hat lange auf dieses Bild gewartet: Merkel und er auf einer Tribüne

Sicher, beim Wahlkampfauftakt im Berliner Tempodrom war sie dabei, auch im Bundestag hat sie sich für ihn eingesetzt. Aber in diesen letzten Tagen des Wahlkampfs ist die demonstrative Unterstützung der beliebtesten Politikerin der Republik für ihn besonders wichtig.

Denn Laschets Hoffnung ruht auf den Zögernden, den Unentschlossenen, den CDU-Anhängern, die sich in letzter Minute doch noch auf ihre alte Partei besinnen. Der Stralsunder Auftritt mit Merkel ist so gesehen die Version für die Briefwähler. Die müssen in diesen Tagen ihr Kreuz machen, damit der Brief rechtzeitig auf die Post geht.

Am Tag vor der Wahl, am Samstag, kommt die Kanzlerin in seine Heimat nach Aachen. Das soll die Gedächtnisauffrischung für die Urnenwähler werden: CDU, das ist Merkels Partei. Und Laschet ist ihr Kandidat. Auf dem Alten Markt ist es dunkel geworden, als Merkel und Laschet ankommen. Dafür hört der Regen fast auf.

„Merkel muss weg“, rufen sie etwas unzeitgemäß

Hinter der Absperrung pfeift und brüllt ein Häufchen junger Leute. „Merkel muss weg“, rufen sie etwas unzeitgemäß. Ein Dutzend Jungunionisten hält mit einem „Armin Laschet wird Kanzler“-Chor dagegen. Der CDU-Spitzenkandidat für die Landtagswahl, parallel zum Urnengang im Bund, tröstet zur Begrüßung den Gast und Umfrage-Leidensgefährten. „Lassen wir uns nichts einreden“, ruft Manfred Sack. „Schluss ist erst, wenn der Schiedsrichter abpfeift.“

Im Vergleich zu Sacks CDU steht Laschets Bundes-CDU allerdings noch gut da mit ihren ungefähr drei Punkten Rückstand zu Olaf Scholz‘ SPD. Hier im Nordosten kann die SPD-Landesmutter Manuela Schwesig auf einen regelrechten Erdrutschsieg hoffen.
Merkel hält eine kurze Rede. Sie schlägt den Bogen über die 30 Jahre hinweg, als sie den Wahlkreis zum ersten Mal eroberte. Damals mehr als 24 Prozent Arbeitslose, nach 16 Jahren ihrer Kanzlerschaft etwas über acht. „Ich weiß, ein Bundeskanzler Armin Laschet wird diesen Kurs fortsetzen!“ sagt Merkel. Der kämpfe in NRW jetzt schon um jeden Arbeitsplatz.

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Den Wohlstand zu erhalten und die Sicherheit zu gewährleisten durch Polizei und Bundeswehr, das seien die zwei entscheidenden Fragen. „Dafür steht die CDU“, ruft Merkel, „dafür steht Armin Laschet! Das ist derjenige, der das kann!“ Laschet bedankt sich mit einer kleinen Ode auf Mecklenburg-Vorpommern und seine prominenteste Bürgerin. Eine grandiose Leistung habe sie vollbracht in ihren 16 Regierungsjahren. „Wir tun jetzt alles, dieses Werk fortzusetzen.“

Die CDU-Anhänger applaudieren. Die Demonstranten singen zum Hohn, aber durchaus melodisch „Einigkeit und Recht und Freiheit“. Ob der Auftritt Laschet hilft, wird er bald wissen. Hauptsache, es finden sich genug Leute wie das ältere Paar, das hinterher im Restaurant am Markt sitzt. „Ich wähle doch nicht Laschet“, sagt der Mann. „Ich wähle eine Partei.“ Die der Kanzlerin, in seinem Fall.

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