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Wladimir Putin (1. Reihe, M), Präsident von Russland, steht zusammen mit den Führern der afrikanischen Ländern für ein Gruppenfoto im Rahmen des ersten Afrika-Russland-Gipfels zusammen.

© picture alliance/dpa/POOL TASS Host Photo Agency

Mit Desinformation und Waffen zum Erfolg: Wie Russland seinen Einfluss in Afrika seit Jahren ausbaut

Die russische Führung macht sich die afrikanischen Erfahrungen mit der Sowjetunion zunutze. Bundeskanzler Scholz versucht auf seiner Reise nun gegenzusteuern.

Auf seiner dreitägigen Afrika-Reise will Bundeskanzler Olaf Scholz mit den Staatschefs des Senegals, Nigers und Südafrikas über Wirtschaftsbeziehungen, Sicherheitspolitik und Klimaschutz sprechen. Der Kanzler wolle aber auch den russischen Versuchen, die eigene Einflusssphäre auf dem Kontinent auszuweiten, entgegenwirken, berichtet die Nachrichtenagentur AFP unter Berufung auf Regierungskreise.

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Demnach gebe es eine „massive russische Desinformationskampagne“ in den Ländern des Südens. Russland versuche, sich darin als Opfer einer Aggression des Westens darzustellen, gegen die es sich legitim verteidige – „in einer Manier, die durchaus als aggressiv zu bezeichnen ist“.

Der Investigativ-Journalist und Gründer von Code for Africa, Justin Arenstein, erklärt in einem Interview mit der Deutschen Welle, es sei keineswegs neu, dass Russland in Afrika mit Desinformationskampagnen. In den vergangenen Jahren hätten sich die russischen Desinformationskampagnen immer mehr professionalisiert. In Nairobi etwa betreibe RT, ehemals Russia Today, Büros, „die zu den größten weltweit gehören“.

„Pro-russische Stimmung in Afrika erzeugen“

Vorherrschendes Ziel bis zum Einmarsch in der Ukraine sei es gewesen, „eine pro-russische Stimmung zu erzeugen“, erklärt Arenstein, „zunächst um den Weg für Operationen von Söldner-Einheiten der Gruppe Wagner oder anderen russischen wirtschaftlichen oder militärischen Interessen in Afrika zu bereiten“.

Dabei konnten die Russen auf die oft wohlwollende Meinung gegenüber der Sowjetunion aufbauen, die während des Kalten Krieges Widerstandsbewegungen und Regierungen in Afrika mit Waffen und Militärtrainings unterstützte.

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Die bisher ambitionierteste Kampagne dürfte der Actionfilm „Tourist“ aus dem Jahr 2021 gewesen sein. In knapp hundert Minuten kämpfen russische Soldaten an der Seite der Zentralafrikanischen Republik gegen Putschisten, die die Wahlen in dem Land verhindern wollen.

Premiere feierte der Streifen vor Tausenden Zuschauern im Nationalstadion der zentralafrikanischen Hauptstadt, berichtet die „NZZ“. Die Regierung des zentralafrikanischen Landes feierte die Produktion als „ein Ruhmesblatt für den Einsatz der russischen Streitkräfte“, zitierte die Afrika-Redaktion des öffentlich-rechtlichen Fernsehsenders TV5 Monde.

Das russische Engagement in dem zentralafrikanischen Land habe 2014 inmitten des Bürgerkriegs begonnen, berichtet „ntv“. 2018 habe das Land Hilfe beim Aufbau ihrer maroden Armee gebeten. Geliefert wurden Waffen und Söldner der Gruppe Wagner, heißt es in einem Bericht der „Tagesschau“. Russische Söldner sind bereits in weiteren afrikanischen Ländern stationiert.

Für ihr Engagement in der Zentralafrikanischen Republik erhielten russische Unternehmen Lizenzen für den Abbau von Gold und Diamanten, wie die Deutsche Welle berichtet. Das zentralafrikanische Land ist aber nicht das einzige, das Waffenlieferungen aus Russland erhält. Laut dem schwedischen Friedensforschungsinstitut SIPRI kommen inzwischen 49 Prozent der gesamten Waffenimporte des Kontinents von dort. Auf den Plätzen zwei bis vier liegen: Frankreich, die USA und China.

Putin erklärte Afrika zur Priorität

2019 erklärte Russlands Präsident Wladimir Putin die Beziehungen nach Afrika zur Priorität der russischen Außenpolitik. Die russischen Gastgeber erwarteten 10.000 Teilnehmer zu einem Russland-Afrika-Gipfel in Sotschi, berichtete die „Tagesschau“. Gekommen sind Staatschefs aus 47 afrikanischen Ländern. Parallel zum Gipfel fand am ehemaligen Austragungsort der Winterolympiade ein Wirtschaftsforum statt.

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Die russischen Bemühungen, den eigenen Einfluss in Afrika zu vergrößern, scheinen zu fruchten. „Einige sind der Meinung, die ehemalige Befreiungsbewegung sei den Russen noch einiges schuldig seit den Zeiten des Kalten Krieges, und jetzt müssten wir Afrikaner, angesichts der russischen Invasion, die Klappe halten“, sagte der angolanische Politologe Olívio N’kilumbo der Deutschen Welle. 

Das könnte das Abstimmungsergebnis am 2. März in der UN-Vollversammlung erklären. 141 von 193 UN-Mitgliedsländern stimmten für einen „sofortigen, kompletten und bedingungslosen“ Abzug Russlands aus der Ukraine.

25 afrikanische Staaten stimmten der Resolution nicht zu. Äthiopien, Burkina Faso, Eswatini, Guinea, Guinea-Bissau, Kamerun, Marokko und Togo blieben der Abstimmung fern. Äquatorialguinea, Algerien, Angola, Burundi, Kongo Brazzaville, Madagaskar, Mali, Mosambik, Namibia, Senegal, Simbabwe, Südafrika, Sudan, Südsudan, Uganda und die Zentralafrikanische Republik enthielten sich der Stimme. Eritrea stimmte sogar gegen die Resolution. (Tsp, AFP)

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