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Kinder in dem kurdischen Camp al-Hol in Nordsyrien.

© Delil SOULEIMAN/AFP

Update

Mit Charter-Jet nach Europa: Deutschland holt mutmaßliche IS-Frauen aus Syrien zurück

Ein Team des BKA und Auswärtigen Amts hat acht deutsche IS-Anhängerinnen samt Kindern aus Syrien geholt. Gegen sechs der Frauen liegen Haftbefehle vor.

Mit Unterstützung der USA hat Deutschland acht deutsche Frauen samt 23 Kindern aus Syrien geholt, die sich in der Vergangenheit der Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) angeschlossen hatten. Die Maschine landete am Mittwochabend kurz vor Mitternacht auf dem Frankfurter Flughafen.

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Die Frauen im Alter von 30 bis 38 Jahren sollen sich vor mehreren Jahren den sunnitischen Extremisten des Islamischen Staats (IS) angeschlossen haben. Zuletzt lebten sie mit ihren Kindern in einem Gefangenenlager im Nordosten Syriens, der unter kurdischer Verwaltung steht. Ein Großteil der Rückkehrerinnen sei nach der Landung in Haft genommen worden, teilte Außenminister Heiko Maas (SPD) mit.

„Die Kinder trifft keine Schuld an ihrer Lage. Es ist richtig, dass wir alles dafür tun, ihnen ein Leben in Sicherheit und einem guten Umfeld zu ermöglichen“, erklärte Maas. „Die Mütter werden sich vor der Strafjustiz für ihr Handeln verantworten müssen.“

Nach Angaben aus Sicherheitskreisen lagen gegen sechs Frauen Haftbefehle vor, darunter drei vom Generalbundesanwalt. Das Jugendamt prüfe, wo ihre Kinder unterkommen können. Wie das Nachrichtenmagazin „Spiegel“ berichtete, hatten die Frauen mit ihren Kindern teils jahrelang in einem Gefangenenlager gesessen.

An Bord der Chartermaschine waren zudem 3 Frauen und ihre 14 Kinder, die von Dänemark zurückgeholt wurden. Die Rückholaktion wurde von den USA unterstützt.

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Es ist nicht das erste Mal, dass die Bundesregierung Frauen zurückholen ließ, die einst aus Deutschland in das IS-Gebiet gereist waren. Nach Informationen der „Bild“-Zeitung ist es aber die bislang größte. Mehrere frühere IS-Rückkehrerinen mussten sich nach Ankunft in Deutschland bereits wegen Terrorverdachts und anderer Vorwürfe vor Gericht verantworten.

Außenminister Maas verwies auf die schwierige humanitäre Situation in Nordostsyrien, wo Millionen Menschen auf Hilfe angewiesen seien. Die Corona-Pandemie und der wirtschaftliche Kollaps hätten die Lage verschärft.

Die kurdische Selbstverwaltung habe die Vorbereitung der Rückholaktion unterstützt. Bei den nun Zurückgeholten handele es sich um Fälle, die als besonders schutzbedürftig eingestuft wurden. Darunter seien vor allem Kinder, die krank seien oder Sorgeberechtigte in Deutschland hätten, sowie deren Geschwister und Mütter. Maas sprach von einem „Kraftakt“. (dpa, Tsp)

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