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Michael Bloomberg, 78 Jahre alt, will US-Präsident werden.

© Jeff Kowalsky, AFP

Michael Bloomberg legt los: Eine Schlacht um Geld, Macht und die US-Präsidentschaft

Jetzt greift er an. An diesem Mittwoch nimmt der Multimilliardär Michael Bloomberg erstmals an einer TV-Debatte der Demokraten teil. Die Messer sind gewetzt.

Die Bühne ist bereitet, die Scheinwerfer sind in Position. Ein „kleiner, geschiedener, jüdischer Milliardär aus New York“ tritt auf. So hat sich Michael Bloomberg einmal selbst charakterisiert.

An diesem Mittwoch in Las Vegas im US-Bundesstaat Nevada wird der achtreichste Mann der Welt zum ersten Mal an einer Fernsehdebatte der Demokraten teilnehmen. Es ist die neunte dieser Art im Wettbewerb darum, wer im November Präsident Donald Trump aus dem Weißen Haus verjagen darf – oder es zumindest versucht.

Den „Caucus“ am Samstag in Nevada schwänzt Bloomberg dann wieder, so wie er es in Iowa und bei den Vorwahlen in New Hampshire getan hatte. Denn die ganz große Stunde des Quer- und Späteinsteigers soll erst am 3. März schlagen, dem „Super Tuesday“, an dem in 14 Bundesstaaten - darunter Kalifornien und Texas - mehr als ein Drittel aller zu vergebenen 3979 Parteitags-Delegierten bestimmt werden.

In den darauf folgenden zwei Wochen wird in elf weiteren Bundesstaaten gewählt, darunter in Florida, Ohio, Michigan und Illinois. Nach dieser heißesten aller Vorwahlphasen stehen mehr als sechzig Prozent der Delegierten fest.

Bloomberg hofft, schon dann die moderaten Mitbewerber Joe Biden, Pete Buttigieg und Amy Klobuchar aus dem Rennen geworfen zu haben und das Duell gegen den Sozialisten Bernie Sanders am Ende zu gewinnen. Mit dieser Überrumpelungsstrategie setzt er alles auf eine Karte.

Er kauft sich Influencer

Außerdem greift der Multimilliardär, dessen Privatvermögen auf mehr als sechzig Milliarden Dollar geschätzt wird und der keine Spendengelder annimmt, tief in die eigenen Taschen. Rund 400 Millionen Dollar hat der ehemalige Bürgermeister von New York bereits in Anzeigen und den Aufbau eines Wahlkampfteams gesteckt. Er zahlt überdurchschnittlich hohe Gehälter und investiert vor allem in soziale Medien - Instagram, Facebook, Youtube.

Dabei ist er durchaus innovativ. Über das Portal „Tribe“, in dem sich knapp 70.000 Mini- und Medi-Influencer organisiert haben (mit 1000 bis 100.000 Followern), bietet er jedem ein Honorar von 150 Dollar an, der einen kurzen Post mit der Begründung absetzt, warum Bloomberg der beste und coolste aller Kandidaten ist. In ihren Botschaften sollen die Influencer möglichst „ehrlich, leidenschaftlich und authentisch“ sein, wie „The Daily Beast“ berichtet.

Bloomberg, der zwölf Jahre lang in New York regiert hatte, gab erst Ende November seine Kandidatur bekannt. Mit seiner Anzeigenflut überschwemmt er sämtliche amerikanischen Haushalte. Das Geld, das er ausgibt, kratzt ihn nicht, denn pro Tag vergrößert sich sein Vermögen um mehr als hundert Millionen Dollar.

Seine demokratischen Mitbewerber, insbesondere Bernie Sanders und Elizabeth Warren, halten ihm vor, sich die Präsidentschaft kaufen zu wollen. Bloomberg kontert mit dem Argument, er sei unabhängiger als alle seine Gegner, „wer kein fremdes Geld annimmt, schuldet niemandem etwas“.

Ein Twitter-Duell mit Trump

In den Umfragen steigen seine Werte rasant. Im direkten Vergleich mit Trump schlägt Bloomberg den Amtsinhaber mit einem Vorsprung von sechs Prozent. Das ist der höchste Wert von allen Demokraten. Entsprechend angriffslustig zeigt sich der Präsident. Der 1,73-Meter-kleine Herausforderer in spe sei ein „Mini Mike“, ein „Verlierer, der zwar Geld hat, aber weder debattieren kann noch Präsenz hat“.

Dem setzt Bloomberg auf Twitter entgegen: „Wir haben viele gemeinsame Bekannte in New York. Die lachen Sie hinter Ihrem Rücken aus und nennen Sie einen bellenden Jahrmarkt-Clown. Sie wissen, dass Sie ein riesiges Vermögen geerbt und es mit dummen Deals und Inkompetenz verschleudert haben.“

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Doch auch abgesehen von seinem Geld-Wahlkampf ist Bloomberg durchaus angreifbar. Er ist eitel, ein schlechter Redner, liest trocken vom Teleprompter ab, hatte als Bürgermeister von New York die rassistische „Stop-and-frisk“-Taktik der Polizei zu verantworten, die auf Schwarze und Latinos zielte, ihm wird Sexismus aus seiner Zeit als Medienmanager vorgeworfen, er war erst Republikaner, dann parteiunabhängig, ihm fehlt die Aura eines waschechten Demokraten.

Es dürfte heiß werden in Las Vegas

Sein Programm dagegen könnte die Seele vieler Trump-Gegner erwärmen. Bloomberg nimmt den Klimawandel ernst, kämpft gegen die Waffengewalt, will den Krankenversicherungsschutz ausweiten, den Mindestlohn erhöhen, zwölf Wochen bezahlte Elternzeit verbindlich machen.

Die Spannung steigt also. Wie präsentiert sich Bloomberg an diesem Mittwoch bei der TV-Debatte in Las Vegas? Lässt er sich auf Streitigkeiten mit seinen Mitbewerbern ein – oder gibt er sich so präsidial wie möglich, um als der wählbarste von allen Demokraten zu wirken, dem es als einzigem gelingen kann, dem Land vier weitere Jahre Trump zu ersparen?

Mit der Nervosität steigt oft die Aggressivität. Es dürfte heiß werden in Las Vegas, bevor es am „Super Tuesday“ hitzig wird.

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