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CDU-Chef Friedrich Merz und seine Frau Charlotte sind mit ihrem Privatflieger zur Lindner-Hochzeit nach Sylt gekommen. (Archivbild)

© dpa

Update

Merz' Flugzeug gegen Scholz' Dienstwagen: Wie umweltfreundlich reisen deutsche Politiker?

Friedrich Merz behauptet, er verbrauche mit seinem Privatflugzeug „weniger Sprit als jeder Dienstwagen“. Stimmt das? Und wie steht es um andere Politiker?

Anfang Juli waren CDU-Chef Friedrich Merz und seine Frau Charlotte mit einem Privatflugzeug nach Sylt gereist, wo FDP-Chef Christian Lindner die Politik-Journalistin Franca Lehfeldt heiratete. Die Bilder von Friedrich Merz, der selbst hinter dem Steuer eines zweimotorigen Leichtflugzeugs saß, hatten in den Medien und Sozialen Netzwerken für großes Aufsehen gesorgt.

Merz hat seine Anreise mit dem Privatflugzeug nun verteidigt. Wie der Politiker am Sonntag im großen ZDF-„Sommerinterview“ klarstellte, bereue er nicht, mit dem Flugzeug angereist zu sein.

„Um es mal auf den Punkt zu bringen: Ich verbrauche mit diesem kleinen Flugzeug weniger Sprit als jeder Dienstwagen eines Mitgliedes der Bundesregierung. Und deswegen fliege ich.“, so Merz. Der 66-Jährige nutze sein Flugzeug vor allem für berufliche Zwecke, wie er im Interview verriet. „Ich stehe dazu, und es ist, wenn Sie so wollen, ein alter Traum von mir. Immer schon gewesen.“

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Kritik und „Faktencheck“ von Cem Özdemir

Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir nahm die von Merz getätigten Aussagen zum Anlass, um sie als Mitglied der Bundesregierung einem „schnellen Faktencheck“ zu unterziehen, wie er auf Twitter schreibt. „Mein Dienstwagen ist ein E-Auto und verbraucht deshalb direkt gar keinen Sprit. Mein Fahrrad auch nicht“, so der Grünen-Politiker.

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Im Dezember 2021 war Cem Özdemir mit dem Fahrrad zum Schloss Bellevue gefahren, um sich beim Bundespräsidenten seine Ernennungsurkunde abzuholen. In den Sozialen Netzwerken waren diverse Videos zu sehen, wie der neu ernannte Bundeslandwirtschaftsminister mit dem Fahrrad gleich mehrere Limousinen seiner Kolleg:innen überholte.

Der Grünen-Politiker gilt als passionierter Fahrradfahrer und twittert bisweilen über seine Erfahrungen im Straßenverkehr oder den Diebstahl seines E-Bikes.

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Wie viel Sprit verbraucht das Flugzeug von Merz?

Wie die Deutsche Presse-Agentur (DPA) berichtet, soll es sich bei dem Flugzeug von Friedrich Merz um ein zweimotoriges Leichtflugzeug des Typs „Diamond DA62“ handeln.

Der Merz-Pressesprecher Armin Peter teilte der DPA auf Nachfrage mit, dass die Maschine etwa 44 Liter Diesel in der Stunde verbrauche, wenn sie mit rund 306 Stundenkilometern unterwegs sei. Entsprechend verbrauche die „Diamond DA62“ bei dieser (konstanten) Geschwindigkeit 14,4 Liter Sprit auf 100 Kilometer. Bei einer höheren Geschwindigkeit würde allerdings auch der Verbrauch steigen.

Eckdaten der „Diamond DA62“

  • Leistung: Zwei 2-Liter Diesel-Turbomotoren mit je 180 PS
  • Höchstgeschwindigkeit: 356 km/h
  • Tankvolumen: Haupttank 189 Liter, Hilfstank 137 Liter, gesamt: 326 Liter
  • Kosten: Zwischen 920.000 Euro und 1,1 Millionen Euro
  • Spritverbrauch pro Flugstunde: 44,7 Liter

Im direkten Vergleich solle der Dienstwagen von Bundeskanzler Olaf Scholz nach Standards des WLTP-Prüfverfahrens ganze 19,5 Liter auf 100 Kilometer verbrauchen. Bei dem Kanzlerauto handelt es sich um die gepanzerte S-Klasse-Limousine „S 680 Guard“ von Mercedes, die laut des Fachmagazins „Auto Motor Sport“ etwa 12,5 Kilo Sprengstoff und 300 Kugeln standhalten könnte. Zur Art des Sprengstoffs und der Kugeln liegen keine Angaben vor.

Aufgrund der diversen Sonderausstattungen, die ein Kanzlerauto mit derartig hohen Sicherheitsstandards aufweist, soll die Dienstlimousine von Olaf Scholz laut des Magazins ganze 4,2 Tonnen auf die Waage bringen und damit „fast doppelt so viel wie ihr ziviler Bruder“ wiegen. Das hohe Gewicht wirkt sich negativ auf den Spritverbrauch aus.

Dienstwagen im Klima-Vergleich: Wie schneiden andere Politiker ab?

Bereits im Mai 2022 untersuchte die „Deutsche Umwelthilfe“ (DUH) in ihrem jährlichen „Dienstwagen-Check“ den Spritverbrauch und vor allem den CO2-Ausstoß der Dienstfahrzeuge deutscher Spitzenpolitiker. Im großen Klima-Check wurden die Werte von insgesamt 244 Politiker-Fahrzeugen miteinander verglichen – je nach Resultat wurden die Gefährte schließlich mit einer roten, gelben oder grünen Karte ausgezeichnet.

Das Ergebnis: Mehr als 80 Prozent der untersuchten Dienstwagen überschreiten den CO2-Grenzwert der EU um mindestens 20 Prozent. Der europäische Grenzwert liegt derzeit bei 95 Gramm CO2-Ausstoß pro gefahrenem Kilometer.

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Unter den Bundesminister:innen konnten nur zwei Politiker-Dienstwagen mit einer grünen Karte ausgezeichnet werden. Cem Özdemirs Elektroauto „e-tron Sportback 55“ von Audi liegt mit 83 Gramm CO2-Ausstoß weit unter dem europäischen Grenzwert. Der Mercedes-Benz „EQC 400“ (ebenfalls ein Elektroauto) der Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) liegt mit 84 Gramm auf dem zweiten Platz.

Auf den hinteren Plätzen liegen der Dienstwagen von Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP) mit 283 Gramm CO2-Ausstoß und das Fahrzeug des Bundesarbeitsministers Hubertus Heil (SPD) mit ebenfalls 283 Gramm.

Den letzten Platz belegt der BMW „750Li xDrive“ der Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD) mit 330 Gramm CO2-Ausstoß pro Kilometer. Wie die DHU berichtet, soll der BMW 9,8 Liter Sprit auf 100 Kilometer verbrauchen – also immer noch weniger als das Privatflugzeug von Friedrich Merz.

Dienstwagen-Trends: Wohin geht die Reise?

Unter klimafreundlichen Aspekten gibt auch einen positiven Trend zu vermelden: Wie aus dem großen „Dienstwagen-Check“ hervorgeht, hat sich der Anteil an genutzten Elektroautos im Vergleich zum Vorjahresbericht verdoppelt. Nutzten zuvor noch etwa 7 Prozent aller Politiker ein Elektrofahrzeug, sind es 2022 bereits 14 Prozent.

Immerhin neun Spitzenpolitiker:innen verzichteten in diesem Jahr sogar ganz auf einen Dienstwagen – unter ihnen etwa die Staatssekretär:innen Jennifer Morgan, Udo Philipp und Sven Giegold.

Wie die DPA berichtet, dürfen Bundestagsabgeordnete wie Friedrich Merz, kostenfrei Bahn fahren. (mit dpa)

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