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Ex-Kanzlerin Angela Merkel auf dem Richard Wagner Festival in Bayreuth.

© REUTERS/Andreas Gebert

Merkels politische Hinterlassenschaft: Ein Erbe will das in der CDU niemand mehr nennen

Auf dem CDU-Parteitag im September wird man Merkel eher nicht zu Gesicht bekommen. Viel Positives würde sie dort auch nicht zu hören bekommen. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Stephan-Andreas Casdorff

„Wohlfühltermine“ - schon dieses Wort von ihr zeigt, wo es jetzt lang gehen soll für Angela Merkel, Langzeitkanzlerin, Langzeit-CDU-Vorsitzende. Jedenfalls führt die reisende Ruheständlerin der Weg wohl eher nicht zum nächsten Parteitag in Hannover Anfang September.

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Da waren die Kollegen von „The Pioneer“ auf dem Kiwief, sie haben nachgefragt. Und selbst wenn es mit der Absage nicht hundertprozentig feststehen sollte - hundertprozentig sicher ist, dass Merkel sich schwertäte, die Reden ihres Nachnachnachfolgers im Parteiamt, Friedrich Merz, anzuhören.

Ausgerechnet Merz. Die beiden sind einander seit Jahrzehnten verbunden, nur nicht in Freundschaft. Er fühlt sich bis heute von ihr hintergangen, sie kann bis heute nicht verstehen, warum er so unpolitisch war, damals, Anfang der 2000er Jahre, als sie nach der Macht griff.

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Das war zuerst der Fraktionsvorsitz der Union, den Merz behalten wollte. Und sollte, wie er meinte. Oder besser: wie er meinte, Absprachen mit Merkel und dem damaligen CSU-Chef Edmund Stoiber verstehen zu können.

Der Bedarf an Gesprächen ist seither eher gering. Sogar ein handgeschriebener Brief von Merz, mit dem er signalisieren wollte, dass er nicht länger nachtragend sein will, hat daran nichts geändert.

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Nun ist es inzwischen aber auch alles anders und so, dass die Partei unter der Führung von Merz nachtragend werden könnte. Denn auf allen wesentlichen Feldern der Politik geht es inzwischen nicht zuletzt um ihre politische Hinterlassenschaft. Erbe will das jetzt in der CDU lieber keine:r mehr nennen.

Obwohl das den Vorteil hätte, dass man es ausschlagen kann. Von wegen, die SPD ist alles schuld: Die Russlandpolitik, die Energiepolitik, die Verteidigungspolitik, die Europapolitik - wenn es ehrlich zuginge auf einem CDU-Bundesparteitag, dann würde die frühere Kanzlerin aber was zu hören bekommen.

Merkel folgte oft den Stimmungen in der Bevölkerung

Und zwar wenig bis nichts Positives. Wer kann das schon wollen, nach so vielen harten Jahren im Amt? In denen wurde ihr einmal positiv bescheinigt, vom damaligen niedersächsischen Ministerpräsidenten Christian Wulff, sie führe - wie eine gute Schäferin - von hinten.

Das war sehr wohlmeinend. Merkel, die Herde vor sich hertreibend? Das stimmte schon damals nicht. Sie folgte oft den Stimmungen in der Bevölkerung und setzte sich dann an die Spitze, wenn die Richtung feststand. Dass die Richtung sich in einigen Fällen als falsch herausstellt, jetzt, wird deshalb auch Merkel zugerechnet.

Was andererseits natürlich nicht ganz fair ist; und was Merz auch nicht tun würde, weil er von ihr immer Fairness erwartete. Und dann war ja keine Alleinherrschaft, weshalb es sich für einen, der die CDU wieder an die Regierung führen will, in jedem Fall ziemt, die SPD anzugreifen.

Aber Merkel war auf ihre Art immer vorsichtig, und man kann ja nie wissen. Sie würde sich bestimmt wohler fühlen, wenn sie wüsste, dass der Parteitag keine eigene Dynamik entwickelt. Nur weiß das niemand so hundertprozentig.

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