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Adolf Hitlers "Mein Kampf", Ausgabe von 1940.

© REUTERS

"Mein Kampf" als kommentierte Ausgabe: "Unser Anspruch ist, Hitler Zeile für Zeile zu prüfen"

Am Freitag wird die kommentierte Ausgabe von Hitlers „Mein Kampf“ vorgestellt. Mit erst 32 Jahren ist Thomas Vordermayer einer der vier Herausgeber.

Thomas Vordermayer sagt: „Unser Anspruch ist, Hitler beim Wort zu nehmen, ihn Zeile für Zeile zu prüfen.“ Es sind viele Worte und viele Zeilen, die der 32 Jahre junge Münchner Historiker zu prüfen hatte. Knapp 800 Seiten umfassen die beiden ursprünglich 1925 und 1926 veröffentlichten Bände von Adolf Hitlers Buch „Mein Kampf“.

Nun erscheint es erstmals neu nach 70 Jahren, und zwar in einer kommentierten Ausgabe, herausgegeben vom Institut für Zeitgeschichte München-Berlin (IfZ). An diesem Freitag wird es vorgestellt.

Vordermayer war als wissenschaftlicher Mitarbeiter von dem Historiker Christian Hartmann in das vierköpfige Herausgeber-Team geholt worden. Weiter gehören dazu Othmar Plöckinger und Roman Töppel. Die Herausgeber sprechen von einer „Edition mit Standpunkt“. Der Text wird von wissenschaftlichen Kommentaren begleitet, das sind 1200 Seiten. „Mein Kampf“ ist davon regelrecht umzingelt. Thomas Vordermayer beschreibt es so: „Wir wollen die Dinge geraderücken und ergänzen.“

Ist das Buch grauenvoll, schlimm, dumm? Das seien nicht die Kategorien der Geschichtsforscher. „Es ist die wichtigste Originalquelle von Hitler“, sagt Vordermayer. „Der Text ist keine reine Ansammlung von Lügen, da wäre der Autor viel zu leicht zu entlarven.“ Vielmehr arbeite Hitler „mit Tatsachen, Halbwahrheiten, bewussten Aussparungen und Irreführungen sowie einem hohen Maß an Stilisierung“.

Thomas Vordermayer
Thomas Vordermayer

© privat

Vordermayer stammt aus dem oberbayerischen Traunstein, als Historiker hat er sich bisher vor allem mit der völkischen Ideologie befasst. Mittlerweile arbeitet er am Geschichtsseminar der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität. Anhand von Hitlers Buch entdeckte er, dass dieser vieles aus Schriften anderer Autoren abgekupfert, sich zuhauf aus Werken der völkischen Bewegung um die Jahrhundertwende bedient habe.

Vier Jahre lang hat Thomas Vordermayer nun Hitler gelesen. Eine Qual? „Viele Stellen in dem Text sind sehr anstrengend“, sagt er. „Nicht nur wegen ihrer Geschmacklosigkeit, sondern weil sie auf die Zeit nach 1933 und 1939 vorausdeuten. Da tun sich Abgründe auf.“ Reicht es da nicht, das Buch in Auszügen zu veröffentlichen? „Eben das wollten wir nicht machen“, meint Vordermayer. Bei Auszügen hätte der Vorwurf aufkommen können, dass der Text zensiert sei, dass man den Lesern den kompletten Hitler vorenthalte. „Wir wollen schon das ganze Buch zeigen.“

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