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Die britische Premierministerin Theresa May hustet in Manchester bei ihrer Parteitagsrede.

© dpa

Mays Parteitagsrede: Hauptsache durchhalten

Der erkälteten Tory-Parteichefin Theresa May blieb beim Parteitag zwischenzeitlich die Stimme weg. Ihre Rede war wie eine Metapher: die Regierungschefin ist auch politisch angeschlagen.

Der besorgte Blick, mit dem der britische Schatzkanzler Philip Hammond die Parteitagsrede von Theresa May verfolgte, sprach Bände. Mit belegter Stimme sprach die britische Regierungschefin, die sich in dieser Woche mit einer Erkältung herumplagte, am Mittwoch vor den Delegierten des Tory-Parteitags in Manchester. Als sie in ihrer Rede beim Brexit angekommen war und den EU-Bürgern in Großbritannien versicherte, dass sie auf der Insel „willkommen“ seien, drohte ihre Stimme vollends zu versagen. Da reichte ihr Hammond einen Bonbon, der ihr half, die einstündige Rede halbwegs ohne weitere Hustenanfälle durchzustehen.

Die Szene war symptomatisch für die Lage der britischen Regierungschefin, die seit der Unterhauswahl vom Juni ständig damit rechnen muss, dass sie einem innerparteilichen Putsch zum Opfer fällt. Hauptsache durchhalten - dies mag Mays Devise in diesen Tagen sein. Die zwischenzeitlichen Standing ovations, mit denen zahlreiche Delegierte am Mittwoch der Regierungschefin die Gelegenheit gaben, ihre Stimme wiederzufinden, dürfen als Gradmesser ihres Rückhaltes in der Partei gelten. Der Applaus machte deutlich, dass die Parteichefin bei den Konservativen nicht nur Feinde hat.

Bevor ihr die Stimme zwischenzeitlich komplett wegzubleiben drohte, hatte May versucht, den Parteitag mit einer gehörigen Portion Selbstkritik auf ihre Seite zu bringen. Die Regierungschefin übernahm die Verantwortung für das schlechte Abschneiden der Tories bei der Parlamentswahl, bei der die Konservativen ihre Mehrheit eingebüßt hatten. „Es tut mir leid“, sagte May mit Blick auf das Wahlergebnis. Die Wahlkampagne sei einem vorab entworfenen Drehbuch gefolgt und habe ihr zu sehr eine „präsidentielle“ Rolle gegeben, was aber die Stimmung in der Bevölkerung verfehlt habe, gab sie zu.

Das hinderte einen Störer in Manchester aber nicht, sich seinen Weg zu Mays Podium zu bahnen. Bevor er von Sicherheitsleuten aus dem Saal gebracht wurde, überreichte der Mann der Regierungschefin ein Formular, das Firmen in Großbritannien beim Ausscheiden von Mitarbeitern verwenden. „Boris bat mich, Ihnen dies zu geben“, sagte der Störer scherzhaft.

Johnson will Übergangsperiode auf zwei Jahre begrenzen

Außenminister Boris Johnson, den der Störer damit meinte, gilt bei den Tories als Mays größter Widersacher. Anders als Schatzkanzler Philip Hammond vertritt Johnson die Linie eines „harten Brexit“. Zwar hat sich Johnson inzwischen damit abgefunden, dass es nach dem Brexit im März 2019 eine Übergangsphase geben wird, damit Firmen und Bürger Planungssicherheit bekommen. Aber am vergangenen Wochenende zog der Außenminister in einem Interview mit dem Boulevardblatt „Sun“ gleich wieder eine rote Linie. Die Übergangsperiode nach dem EU-Austritt dürfe „nicht eine Sekunde länger“ als zwei Jahre dauern, forderte er.

Bei ihrer Rede beließ es May lediglich bei der vagen Ankündigung einer „tiefen und besonderen Partnerschaft“ zwischen EU und Großbritannien. Statt dessen konzentrierte sich die Regierungschefin auf ihre innenpolitische Agenda. So kündigte sie an, dass die Regierung weitere zwei Milliarden Pfund (rund 2,2 Milliarden Euro) zum Bau erschwinglichen Wohnraums zur Verfügung stellen werde. Hinter May prangte an der Wand das Motto „Building a country that works for everyone“ (etwa: Für ein Land, das für jeden da ist). Am Ende der Rede löste sich auch noch der Slogan auf, als Erstes plumpste der Buchstabe „f“ aus dem Leitspruch zu Boden.

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