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Das Plakat der Berliner Jusos wurde am Sonntag veröffentlicht.

© Jusos Berlin

Matthies meint: Nationalisten eiskalt abservieren

Die Berliner Jusos provozieren mit einem Facebook-Bild. Was unser Kolumnist dazu sagt. Eine Glosse.

Eine Glosse von Lars von Törne

Juso sein – eine zwiespältige Existenz. Denn mit dem 35. Geburtstag tritt eine Pflicht-Metamorphose ein, die aus dem jungen Sozialisten einen geläuterten Sozialdemokraten werden lässt, ähnlich, wie ein bunter Falter aus der starren Puppe erwächst. Man könnte sagen: Dies symbolisiert den Wunsch, der Betreffende möge mit 35 alt genug sein, zu erkennen, dass Sozialismus nachgewiesenermaßen Mist ist, auch wenn er sich mit Pina Coladas und demokratischen Baströckchen tarnt.

Bis dahin aber wollen viele Jusos noch mal richtig aufs Blech hauen, eine Art politischen Junggesellenabschied feiern. Verständlich! Das Interesse der SPD, bei der jeweils nächsten Wahl nicht zu doof dazustehen, muss da zurückstehen, ein Kollateralschaden halt. Kürzlich haben die Jusos in Ansbach eine Dosenpyramide zum Abwerfen aufgebaut, und zwar mit Dosen, auf denen Fotos von Hitler, Björn Höcke, Manfred Weber und Annegret Kramp-Karrenbauer zu sehen waren, also praktisch lauter Nazis, wenn man nur von ausreichend weit links schaut.

Ganz neu ist ein Foto der Berliner Jusos, das den Oberkörper einer Frau im blaubesternten Euro-Hoodie zeigt. In der Hand hat sie einen Baseball–Schläger, und darunter steht: „Nationalismus eiskalt abservieren“. Ein Aufruf zur Gewalt? Ach was. Gewalt sei für die Jusos Berlin kein Mittel der politischen Auseinandersetzung, sagt die Vorsitzende treuherzig, und richtig, wir linken Traditionalisten erinnern uns gut daran, wie damals im Bonner Hofgarten die symbolischen Baseballschläger zum Himmel stiegen, als friedliches Fanal gegen die Nachrüstung. War doch so!

Ob sich mit der Aktion Wähler mobilisieren lassen, bleibt fraglich

Es ist nun relativ leicht, den umgekehrten Fall zu denken: Dass sie bei der AfD unters selbe Foto „Migranten eiskalt abservieren“ schreiben. Das gäbe zu Recht gewaltige Empörung, und Gauland oder Meuthen würden sagen, was sie dann immer so sagen: Es handele sich um ein Missverständnis, und Gewalt sei für die Partei kein Mittel, usw usw. Der Unterschied zwischen AfD und SPD liegt allerdings darin, dass die einen solche Provokationen gezielt und scheinheilig einsetzen, während die anderen – wie nun Michael Müller – glaubhaft erbost im Dreieck springen.

Die Frage aber ist: Warum machen die Jusos sowas? Glauben sie ernsthaft, es ließen sich so Wähler mobilisieren? Die sich sagen, hey, wenn wir mit der Barley Nationalisten klatschen dürfen, dann stimmen wir auch für die? Ach, es ist ein Elend mit der SPD. Man kann nur von Herzen gute Besserung wünschen.

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