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Wer ist "Sprachpanscher des Jahres"?

© Reuters/Dado Ruvic

Matthies meint: Englisch bis zur Unverständlichkeit

In Anbiederung an die Youtube-Generation sickern immer mehr Anglizismen in die Alltagssprache ein. Schuld haben Heidi Klum und die CSU. Eine Glosse

Eine Glosse von Lars von Törne

Ist unsere Sprache noch zu retten? Beziehungsweise: Interessiert das noch jemanden, wenn die Welt an ihren Rändern schon zu kokeln beginnt? Es gibt ja längst fucking viele Belege dafür, dass englische Einsprengsel den kerndeutschen Duktus unterbrechen und die Verständlichkeit für uns ältere Dudes und Diggis bei manchen Texten in Richtung null verschlechtern – aber wer fragt uns noch?

Vor Jahren haben wir uns darüber lustig gemacht, dass die Werbung mit Sprüchen wie „Broadcast yourself“ und „Come in and find out“ ein Eigentor nach dem anderen fabrizierte, das scheint sich weitgehend erledigt zu haben. Stattdessen ist das Englische nach und nach in die fancy Alltagssprache eingesickert und gehört zur gehobenen Youtuber-Attitude wie der Bart zum Mullah.

Aber ist das nun der Preis der Globalisierung, ist das ein Gewürz, das unsere geschätzten Expats mitbringen? Jene jugendbewegten Weltbürger, mit denen wir in ihren Berliner Szene-Restaurants ohnehin längst sicherheitshalber englisch sprechen? Das wäre eine Verengung des Blickwinkels, denn mindestens genauso wichtig ist jemand, der draußen auf dem Land ohnehin präsenter ist: Heidi Klum.

Trinkspiele zum Laufsteg

Es gibt inzwischen, so höre ich, heitere Runden, die sich „Germany’s Next Top Model“ nur deshalb anschauen, weil sie dabei Phrasen-Bingo spielen können. Für jedes „Diversity“, „Attitude“ oder „Personality“ aus dem Munde der Chefin wird einer gehoben, das garantiert bei nahezu jeder Sendung eine leichte bis mittelschwere Alkoholvergiftung. Man könnte sagen: Viele belohnen mit Suff, dass ihre Muttersprache untergeht.

Was macht das mit den Deutschen und ihrer Sprache? Heidi Klum immerhin hat sich mit diesem Sprachgemisch die böse gemeinte Nominierung zum „Sprachpanscher des Jahres“ eingefangen, das ist zumindest mal ein Fingerzeig, wenngleich sie das an ihrem Wohnort in den Hollywood Hills kaum bemerken wird. Bleiben wir deshalb näher dran, beim ebenfalls nominierten CSU-Bundesverkehrsminister Scheuer, der Models mit Rad und Fahrradhelm auf Plakaten abbilden ließ, ergänzt von der legendären Textzeile: „Looks like shit. But saves my life.“ Also, der Helm war das, was angeblich scheiße aussah.

Gerade wurde auch bekannt, dass die CSU den ruhmreichen „Bayernkurier“ eingestellt hat, um sich ganz auf die digitalen Kanäle zu konzentrieren. Kleiner Tipp: Da müssen bessere Sprüche her.

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