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Am Muttertag darf man sich ruhig auch einmal über Väter lustig machen.

© picture alliance / dpa

Martenstein über Ironie zum Muttertag: Ein bisschen Spaß muss sein

Ein Edeka-Werbespot bringt das Internet vor Wut zum Kochen. Es ist Muttertag, da darf man ruhig Mütter preisen und sich über Väter lustig machen. Eine Glosse.

Eine Glosse von Harald Martenstein

Zum heutigen Muttertag hat die Agentur Jung von Matt einen Werbespot für Edeka produziert. Er zeigt Väter, die sich um ihre Kinder kümmern, dabei aber nur Mist bauen. Sie vergessen, auf den Mixer mit der Babynahrung den Deckel zu tun. Sie vergessen, zu klopfen, bevor sie das Zimmer des pubertierenden Sohnes betreten. Sie schlafen beim Vorlesen ein. Sie haben Figurprobleme und hören einfach nicht zu.

Ist mir alles auch schon passiert.

Am Ende des Spots sagt eine Kinderstimme: „Danke Mama, dass du nicht Papa bist.“ Nun kocht das Internet vor Wut. Es gibt Boykottdrohungen gegen Edeka. Männerrechtler, die sogenannten Maskos, klagen Edeka des männerfeindlichen Sexismus an. Wir engagierten Väter werden als Versager dargestellt! Ihnen zur Seite stehen, was selten vorkommt, zahlreiche Feministinnen. Der Spot tue so, als sei Fürsorge nur Frauensache, womöglich von Natur aus. Die Gender-Aktivistin Stevie Schmiedel wirft dem Spot in einem „Spiegel“-Interview vor, er „spalte“.

Der Vorwurf, dass irgendwas oder irgendwer „spaltet“, wird in letzter Zeit häufig erhoben. Das ist ein sonderbarer Vorwurf. In jeder Debatte gibt es mindestens zwei Lager, das heißt, jeder Konflikt spaltet. Wer „Spaltung“ zur Untat erklärt, hat eindeutig Probleme mit Demokratie und wäre in der KPD der 30er Jahre gut aufgehoben gewesen.

Der Spot, nebenbei bemerkt, trieft geradezu vor Ironie. Dass es Themenkreise gibt, bei denen Ironie und Humor entweder nicht mehr erkannt oder für generell unzulässig erklärt werden, ist ebenfalls ein schlechtes Zeichen für den Zustand unseres Gemeinwesens.

Pädagogen finden es gut, wenn Eltern unterschiedliche Rollen spielen

Mütter und Väter machen meistens Fehler, meistens verschiedene. Mütter und Väter (oder auch gleichgeschlechtliche Erzieher) sind eben verschiedene Menschen. Die Menschen sind nicht alle gleich, zum Glück, sonst wären wir Roboter. Natürlich geht ein Kind nicht kaputt, wenn beide Bezugspersonen eineiige Zwillinge sind. Die meisten Pädagogen finden es aber gut, wenn beide Eltern unterschiedliche Rollen spielen.

Ich habe als Vater Lagerfeuer angezündet, Campingurlaub gemacht und bin auf den Fußballplatz gegangen, das alles war nicht so das Ding der Mutter. Mir machte das Spaß, vielleicht wegen meiner Hormone, dem Kind ebenfalls. Das ist kein Modell, an dem alle sich orientieren müssen, andere Eltern können es anders halten.

Ich habe auch die typischen Väterfehler gemacht, also Zähneputzen vergessen und das Essen anbrennen lassen. Man könnte leicht einen Spot drehen, in dem Mütter schlecht aussehen, kein Problem. Aber es ist nun mal Muttertag, da darf man ruhig Mütter preisen und sich über Väter lustig machen. Als neue Nationalhymne empfehle ich übrigens den Song „Ein bisschen Spaß muss sein“ von Roberto Blanco.

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